Johann Baptist Eisenring

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Johann Baptist Eisenring (* 12. August 1868 in Kirchberg oder in Jonschwil; † 31. Dezember 1925 in Rorschach; heimatberechtigt in Jonschwil) war ein Schweizer Jurist und ein katholisch-konservativer Politiker.

Johann Baptist Eisenring war der Sohn des Landwirts Peter Jakob Eisenring. In erster Ehe war er ab 1897 mit Sophie Reuthy verheiratet; ihr gemeinsamer Sohn war der spätere Jurist und Politiker Theodor Eisenring (1898–1961)[1]. In zweiter Ehe heiratete er 1924 Hedwig Witta. Seine Enkelin war die spätere erste Staatsanwältin der Schweiz Ita Maria Eisenring.[2]

Eisenring besuchte das Gymnasium (die heutige Kantonsschule Obwalden) in Sarnen und das Jesuitenkolleg Stella Matutina in Feldkirch, bevor er sich zu einem Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Freiburg im Breisgau immatrikulierte. Das Studium setzte er an der Universität Berlin, der Universität Strassburg sowie der Universität Basel fort, und 1895 promovierte er mit der Auszeichnung magna cum laude zum Dr. jur.[3]

Eisenring absolvierte seine Anwaltspraktika in Genf und im Advokaturbüro von Thomas Holenstein (1858–1942)[4] in St. Gallen und wurde Konkursbeamter und Gerichtsschreiber in Tablat bei St. Gallen. Seit 1898 war er als Rechtsanwalt in Rorschach tätig.

1906 vertrat er anderem die Besitzer einer Giesserei in Rorschach, Jacques Amstutz (1875–1960)[5] und Frédéric Levin, sowie die Erben des verstorbenen Besitzers der Wirtschaft Zur Traube, als Kläger im Rorschacher Krawall-Prozess; Verteidiger war Johannes Huber.[6][7] In diesem Prozess ging es um die Eigentumsbeschädigung während eines Streiks im September 1905 in Rorschach, bei dem die Giesserei Amstutz, Levy & Co sowie die Wirtschaft Zur Traube Schaden erlitten hatten.[8][9][10][11] Arbeitskonflikte führten im September 1905 zum Rorschacher Krawall, nachdem bei dem Streik Streikbrecher aus der Westschweiz eingesetzt worden waren; der Krawall konnte nur durch Polizei und Militär unterdrückt werden.[12][13][14]

1915 vertrat er die Gläubiger der Ostschweizerischen Genossenschaftsbank, die in Konkurs gegangen war, weil deren Vizepräsident Ernst Oberhänsli Genossenschaftsanteile für 35.000 Schweizer Franken veruntreut hatte.[15][16]

Er war seit 1915[17] Mitglied des Kassationsgerichts[18] und von 1908 bis zu seinem Tod[19] Präsident des Gewerbegerichts[20] Rorschach[21] und 1913 Präsident der Geschäftsprüfungskommission des katholischen Kollegiums (siehe Katholischer Konfessionsteil des Kantons St. Gallen#Organisation).[22]

Überdies sass er im Verwaltungsrats der Compagnie Ray AG in Goldach.[23]

Politisches und gesellschaftliches Wirken

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eisenring beteiligte sich am Aufbau von konservativen Organisationen, unter anderem dem Volksverein und verschiedener Arbeitervereine im Kanton St. Gallen. So war er Mitglied des Kantonalkomitees der katholisch-konservativen Volkspartei (siehe Christlichdemokratische Volkspartei).[24] Im April 1925 erfolgte seine Wahl in den kantonalen Parteiausschuss.[25]

1899[26] wurde er in den Gemeinderat von Rorschach gewählt und war später von 1921 bis 1925 erneut Gemeinderat. Im Januar 1925 wurde er in den Stadtrat in Rorschach gewählt.[27]

Von 1909 bis 1925 war er St. Galler Grossrat (Vizepräsident 1920[28], Präsident 1921[29]). 1923 war er Präsident der Grossratskommission, die sich bei einem Konflikt um die Verwendung des Rheinauenfonds mit den Vertretern der Rheingemeinden (siehe Alpenrheintal) um eine Einigung bemühte.[30]

Vom 6. Dezember 1909 bis zum 1. November 1919 sass er auch im Nationalrat ein, als Nachfolger[31] von Johann Gebhard Lutz (1835–1910).[32] Ihm folgte Josef Scherrer (1891–1965).[33]

Eisenring war 1900 Mitbegründer der Rorschacher Zeitung, dem Presseorgan der konservativen Partei für die Bezirke Rorschach, Tablat, Unterrheintal, Arbon und die angrenzenden Gemeinden.[34]

Überdies wirkte er als Kirchen- und Administrationsrat.

Kurz vor seinem Tod setzte er sich für den Bau des Schweizer Studentenhauses in der Pariser internationalen Studentensiedlung Cité Internationale Universitaire de Paris ein,[35] dessen Bau 1931 begonnen wurde.[36]

Mitgliedschaften

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Baptist Eisenring war Mitglied des Schweizerischen Studentenvereins (AKV Rauracia Basel).[37][38]

Er gehörte dem Schweizerischen katholischen Volksverein an und gehörte dessen Kantonalkomitee an.

1915 wurde er zum Präsidenten des Katholischen Kollegiums[39] gewählt.[40]

  • Johann Baptist Eisenring. In: Totentafel. In: Neue Zürcher Nachrichten vom 2. Januar 1926, S. 3 (Digitalisat).
  • Johann Baptist Eisenring. In: Kantone: St. Gallen. In: Neue Zürcher Zeitung vom 2. Januar 1926, S. 2 (Digitalisat).
  • Johann Baptist Eisenring. In: Alt Nationalrat Dr. Eisenring, Rorschach. In: Neue Zürcher Nachrichten vom 4. Januar 1926, S. 2 (Digitalisat).
  • Johann Baptist Eisenring. In: Kantone: St. Gallen. In: Neue Zürcher Nachrichten vom 8. Januar 1926, S. 2 (Digitalisat).
  • Johann Baptist Eisenring. In: Nachruf: Dr. jur. J. B. Eisenring. In: Rorschacher Neujahrsblatt, Band 17, 1927, S. 57 (Digitalisat).
  • Cornel Dora: Johann Baptist Eisenring. In: Historisches Lexikon der Schweiz.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Cornel Dora: Theodor Eisenring. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 31. August 2004, abgerufen am 5. November 2024.
  2. Otmar Elsener: Was macht eigentlich Hans Eisenring? 10. September 2016, abgerufen am 7. November 2024.
  3. St. Gallen: Auszeichnung. In: Die Ostschweiz 3. März 1895. Abgerufen am 5. November 2024.
  4. Markus Rohner: Thomas Holenstein. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 8. Januar 2008, abgerufen am 7. November 2024.
  5. Markus Kaiser: Jacques Amstutz. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 19. Juli 2001, abgerufen am 5. November 2024.
  6. Eidgenossenschaft: Der Rorschacher Krawall. In: Grütlianer 26. Juni 1906. Abgerufen am 5. November 2024.
  7. Aus dem Gerichtssaal. In: Neue Zürcher Zeitung 23. Juli 1906 Ausgabe 04. Abgerufen am 5. November 2024.
  8. Aus den Kantonen: St. Gallen. In: Bieler Tagblatt 29. Juni 1906. Abgerufen am 5. November 2024.
  9. Kantone. St. Gallen. In: Täglicher Anzeiger für Thun und das Berner Oberland 26. Juli 1906. Abgerufen am 6. November 2024.
  10. Der Rorschacher Krawall vor dem st. gallischen Kantonsgericht. In: Neue Zürcher Zeitung 25. Juli 1906 Ausgabe 04. Abgerufen am 6. November 2024.
  11. Kantone: St. Gallen. In: Geschäftsblatt für den obern Teil des Kantons Bern 28. Juli 1906. Abgerufen am 6. November 2024.
  12. Kantone: St. Gallen. In: Neue Zürcher Nachrichten 7. September 1905. Abgerufen am 5. November 2024.
  13. Dpeschendienst: Krawall in Rorschach. In: Intelligenzblatt für die Stadt Bern 7. September 1905. Abgerufen am 5. November 2024.
  14. Kantone: St. Gallen. In: Neue Zürcher Nachrichten 8. September 1905. Abgerufen am 5. November 2024.
  15. St. Gallen. In: Oberländer Tagblatt 1. März 1915. Abgerufen am 26. November 2024.
  16. Ostschweizerische Genossenschaftsbank für Handel und Gewerbe, Rorschach. In: Neue Zürcher Zeitung 23. Februar 1915. Abgerufen am 26. November 2024.
  17. Aus unsern Großen Räten: St. Gallen. In: Neue Zürcher Zeitung 18. Mai 1915 Ausgabe 05. Abgerufen am 27. November 2024.
  18. Kantone: St. Gallen. In: Neue Zürcher Zeitung 19. Mai 1926 Ausgabe 02. Abgerufen am 7. November 2024.
  19. Linksblockpolitik in Rorschach. In: Freiburger Nachrichten 26. Februar 1926. Abgerufen am 7. November 2024.
  20. Gewerbegerichte. In: Zeno. Abgerufen am 7. November 2024.
  21. Thurgau. In: Bote vom Untersee und Rhein 27. Mai 1908. Abgerufen am 6. November 2024.
  22. Nochmals zur Verteilung der St. Galler kathol. Zentralsteuer. In: Neue Zürcher Nachrichten 7. Juli 1913 Ausgabe 02. Abgerufen am 6. November 2024.
  23. Miniaturgründungen. In: Neue Zürcher Zeitung 18. August 1924 Ausgabe 02. Abgerufen am 6. November 2024.
  24. Kantone: St. Gallen. In: Oberegger Anzeiger 21. Mai 1926. Abgerufen am 7. November 2024.
  25. Kantone: St. Gallen. In: Neue Zürcher Zeitung 28. April 1925 Ausgabe 02. Abgerufen am 7. November 2024.
  26. St. Gallen: Rorschach. In: Die Ostschweiz 23. Oktober 1899. Abgerufen am 5. November 2024.
  27. Stadtammannwahl in Rorschach. In: Neue Zürcher Nachrichten 26. Januar 1925. Abgerufen am 7. November 2024.
  28. Aus kantonalen Räten. In: Der Bund 18. Mai 1920 Ausgabe 02. Abgerufen am 6. November 2024.
  29. Aus kantonalen Räten. In: Der Bund 11. Mai 1921 Ausgabe 02. Abgerufen am 6. November 2024.
  30. Kantone: St. Gallen. In: Neue Zürcher Zeitung 26. Oktober 1923. Abgerufen am 6. November 2024.
  31. Depeschendienst: Schweizerische Telegramme. In: Intelligenzblatt für die Stadt Bern 8. November 1909. Abgerufen am 6. November 2024.
  32. Wolfgang Göldi: Johann Gebhard Lutz. In: Historisches Lexikon der Schweiz. Juli 2008, abgerufen am 6. November 2024.
  33. Wolfgang Göldi: Josef Scherrer. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 17. Mai 2010, abgerufen am 7. November 2024.
  34. Rorschacher Zeitung. Abgerufen am 5. November 2024.
  35. Für ein schweizerisches Studentenhaus in Paris. In: Neue Zürcher Zeitung 25. November 1925. Abgerufen am 7. November 2024.
  36. Das Schweizer Studentenhaus in Paris. In: Das Werk, Band 18, Heft 12. 1931, abgerufen am 7. November 2024.
  37. Luzern. In: Nidwaldner Volksblatt 9. September 1893. Abgerufen am 5. November 2024.
  38. Fünfzigjähriges Stiftungsfest der Rauracia-Basel. In: Neue Zürcher Nachrichten 4. Juni 1913 Ausgabe 02. Abgerufen am 6. November 2024.
  39. Katholisches Kollegium des Kantons St.Gallen. Abgerufen am 27. November 2024 (deutsch).
  40. St. Gallen. In: Neue Zürcher Zeitung 6. Juli 1915 Ausgabe 04. Abgerufen am 27. November 2024.