Johann Christian Schmidt (Bildhauer)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Der Hochaltar in Wormditt wird sowohl Johann Christian Schmidt als auch Johannes Frey zugeschrieben.[1]

Johann Christian Schmidt (auch Schmid, Schmitt), (* 1701; † 18. Mai 1759 in Rößel) war ein deutscher Bildhauer des Spätbarock, der in Ostpreußen tätig war.[2]

Schmidt wurde als Sohn des Johannes Schmidt (* 1656) geboren.[3] Sein Geburtsort ist nicht gesichert; es dürfte jedoch nicht Rößel gewesen sein. Sein Vater war wohl Tischler und Bildhauer. Schmidt kam zu Beginn der 1720er Jahre nach Rößel. Im Jahre 1724 war er in Rößel als Schöffe („Schöppe“) tätig. Im Jahre 1724 heiratete er in Rößel Elisabeth Peucker, die Tochter des Bildhauers und Rößeler Bürgers Christoph Peucker. Bei seiner Verheiratung wurde Schmidt ein in Rößel tätiger „Bildhauer und Bürger“ genannt. Schmidt war möglicherweise Peuckers Geselle in Rößel, wo er anschließend vermutlich als Bildhauer arbeitete.[4] Schmidt gelang innerhalb der Rößeler Bürgerschaft ein bemerkenswerter sozialer Aufstieg. Nach seiner Tätigkeit als Schöffe wurde er Ratsmitglied in Rößel und Kirchenprovisor.[4]

Im Jahre 1736 wurde er im Zusammenhang mit der Überführung des von seinem Schwiegervater Peucker gestifteten und geschaffenen Hochaltars für die Franziskanerkirche in Cadinen erwähnt. Die Überführung konnte Schmidt damals aus Krankheitsgründen, ebenso wie zuvor schon Peucker, nicht selbst leiten.[4]

Schmidt war zweimal verheiratet; seine zweite Frau hieß Catarina und war keine Tochter Peuckers.[5] Schmidt hatte drei Söhne Josef Schmidt (* 1731), Christian Bernhard Schmidt (* 1734, † 1784) und Andreas Schmidt (* 1726; † 1789) hervor, die alle als Bildhauer tätig waren.[6] Die gebräuchlichste Namensvariante ist die Schreibweise Schmidt.[5]

Schmidts Schaffen umfasst einen Zeitraum von mehr als 30 Jahren. Er schuf zunächst einige kleinere Arbeiten in Rößel; er war in seiner Schaffenszeit neben seiner Tätigkeit als Holzbildhauer auch als Steinbildhauer tätig.[5] Als sein erstes urkundlich gesichertes Werk gilt das Steinbildwerk der unbefleckten Empfängnis Marias im Kirchhof der Wallfahrtskirche Heiligelinde aus dem Jahre 1732; Schmidt erhielt für seine Handwerksleistung und das Steinmaterial insgesamt eine Summe von knapp 420 Gulden.[2][5] Zu Schmidts gesicherten Hauptwerken zählen der Hochaltar in der katholischen Kreuzkirche bei Braunsberg, an dem er gemäß einer Eintragung in den Annalen des Rößeler Kollegiums im April 1738 arbeitete, und die Kanzel der katholischen Pfarrkirche in Freudenberg.[5] Schmidt wird in der urkundlichen Erwähnung zwar namentlich nicht ausdrücklich genannt; aus der Tatsache, dass zu jener Zeit jedoch kein weiterer Bildhauer in Rößel lebte, kann von einer gesicherten Urheberschaft Schmidts ausgegangen werden.[7] Weiters schuf Schmidt für die katholische Pfarrkirche in Rößel Beichtstühle, Kommunionsbänke, mehrere Kreuzheiland-Skulpturen und eine Figur Johannes des Täufers.[8]

Schmidt ist der Bildhauer der Kanzel (1740) in der katholischen Pfarrkirche in Süßenthal und der Kanzel (1745) in der katholischen Pfarrkirche in Schlitt (Skolity), Kreis Heilsberg; die Zuschreibungen gelten als gesichert.[4]

Der Hochaltar in Wormditt wird sowohl dem Bildhauer Johannes Frey als auch Johann Christian Schmidt zugeschrieben.[1] Weiters werden Schmidt einige Steinbildwerke in Allenstein, Glockstein, Springborn, Wormditt und Heilsberg zugeschrieben; bei einigen Werken kann die Verbindung mit Schmidt jedoch laut Anton Ulbrich letztendlich dahingestellt bleiben.[9]

Werkverzeichnis

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Urkundlich gesicherte Werke[10]
Zuschreibungen[13]
  • 1740 und 1744: Wormditt, Hochaltar; wird sowohl Johannes Frey als auch Johann Christian Schmidt zugeschrieben.[1]
  • 1740: Kanzel in der katholischen Pfarrkirche in Süßenthal.[4]
  • 1745: Kanzel in der katholischen Pfarrkirche zu Schlitt (Skolity), Kreis Heilsberg.[14]
  • 1752: Kanzel in der Katholischen Pfarrkirche in Freudenberg.[15]
  • 1737: Gestalt des segnenden Heilands mit der Kreuz-Erdkugel in der Guttstadter Straße in Allenstein.[16]
  • 1750: Standbild der Maria in Glockstein.[17]
  • 1752: zwei Sandstein-Standbilder auf dem Kirchhof der Klosterkirche in Springborn.[18]
  • 1756: Standbild des hl. Johannes von Nepomuk in Wormditt auf der Brücke über das Flüsschen Derewenz.[18]
  • 1756: Standbild der hl. Katharina im Hof der Vorburg des Bischofschlosses in Heilsberg.[19]
  • Anton Ulbrich: Johann Christian Schmidt, auch Schmid und Schmitt. In: Geschichte der Bildhauerkunst in Ostpreußen vom Ende des 16. Jahrhunderts bis gegen 1870. Band 2, Königsberg 1929, S. 594–608.
  • Anton Ulbrich: Bildhauer der Schmidt-Familie in Rößel (Die Söhne des J. C.Schmidt aus Rößel). In: Geschichte der Bildhauerkunst in Ostpreußen vom Ende des 16. Jahrhunderts bis gegen 1870. Band 2, Königsberg 1929, S. 694–721.
  • Anton Ulbrich: Kunstgeschichte in Ostpreußen von der Ordenszeit bis zur Gegenwart. Königsberg 1932, S. 190.
  • Anton Ulbrich: Schmidt (Schmid, Schmitt), Johann Christian. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 30: Scheffel–Siemerding. E. A. Seemann, Leipzig 1936, S. 149 (biblos.pk.edu.pl).

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c Ulbrich: Johann Christian Schmidt, …. 1929, S. 604–605 und S. 611: „Wenn man außer Frey noch einen Bildhauer nennen soll, der für dieses Werk in Frage kommen könnte, so ist es Johann Christian Schmidt.“
  2. a b c d e Anton Ulbrich: Schmidt (Schmid, Schmitt), Johann Christian. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 30: Scheffel–Siemerding. E. A. Seemann, Leipzig 1936, S. 149 (biblos.pk.edu.pl).
  3. Ulbrich: Johann Christian Schmidt, …. 1929, S. 594 f.
  4. a b c d e Ulbrich: Johann Christian Schmidt, …. 1929, S. 598.
  5. a b c d e f Ulbrich: Johann Christian Schmidt, …. 1929, S. 595.
  6. Anton Ulbrich: Bildhauer der Schmidt-Familie in Rößel (Die Söhne des J. C.Schmidt aus Rößel). 1929, S. 694 f. und S. 706 f.
  7. Ulbrich: Johann Christian Schmidt, …. 1929, S. 595 und S. 597.
  8. Ulbrich: Johann Christian Schmidt, …. 1929, S. 597–598.
  9. Ulbrich: Johann Christian Schmidt, …. 1929, S. 599–601.
  10. Ulbrich: Johann Christian Schmidt, …. 1929, S. 595 f.
  11. Ulbrich: Johann Christian Schmidt, …. 1929, S. 595–596 und S. 602.
  12. Ulbrich: Johann Christian Schmidt, …. 1929, S. 595 und S. 597.
  13. Ulbrich: Johann Christian Schmidt, …. 1929, S. 598 f.
  14. Ulbrich: Johann Christian Schmidt, …. 1929, S. 598 und S. 603.
  15. Ulbrich: Johann Christian Schmidt, …. 1929, S. 603.
  16. Ulbrich: Johann Christian Schmidt, …. 1929, S. 599.
  17. Ulbrich: Johann Christian Schmidt, …. 1929, S. 599–600.
  18. a b Ulbrich: Johann Christian Schmidt, …. 1929, S. 600.
  19. Ulbrich: Johann Christian Schmidt, …. 1929, S. 601: „Wer der Schöpfer dieses Kunstwerks war? Vielleicht Schmidt in Rößel, dem wir die schöne Arbeit der Empfängnis in Heiligelinde verdanken, vielleicht auch Perwanger, der tüchtige Bildhauer in Tolkemit…. Für Perwanger spricht seine Haupttätigkeit in den vierziger und fünfziger Jahren und sein bedeutendes Können.“