Johann Friedrich Helbig

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Johann Friedrich Helbig (* 19. April 1680 wahrscheinlich in Neustadt in Sachsen; † 18. April 1722[1] wohl in Eisenach) war ein deutscher geistlicher Dichter, Sänger und Kapellmeister.

In Johann Matthesons Ehrenpforte wird Helbig als Tenor des von Melchior Hoffmann geleiteten Leipziger Collegium Musicum erwähnt,[2] eine Immatrikulation an der Universität Leipzig ist jedoch nicht nachzuweisen.[3] Georg Philipp Telemann holte Helbig, den er möglicherweise aus diesem Leipziger Zusammenhang kannte,[3] 1709 als Tenoristen an die Hofkapelle von Sachsen-Eisenach.[4][5] Schon wenig später richtete Helbig ein Gesuch an Herzog Johann Wilhelm um die Verleihung des Prädikats „Sekretär“, das ihm im November 1709 bewilligt wurde. Ob mit diesem Titel eine Funktion in der Verwaltung des Hofes verbunden war, ist nicht bekannt. Helbig wurde nach Telemanns Weggang von dort 1712 dessen Nachfolger als Kapellmeister.[6] Möglicherweise wurde er in dieser Funktion sogar auch selbst als Komponist tätig, doch sind von ihm keinerlei Kompositionen überliefert. 1718 wurde er zum „würcklichen Regierungs Secretario“ ernannt. Gleichzeitig wurde ihm eine jährliche Gehaltszulage zugesichert, wofür er „die Poesie zu denen Jahrgängen und allen anderen extraordinairen Kirchen-Stücken nicht weniger zu denen bei Unserer Hofstatt vorfallenden Solennitaeten ohne ferneres entgelt zu componiren verbunden seyn solle“.

In dieser Funktion verfasste er die Texte für einen kompletten Jahrgang von Kirchenkantaten, der 1720 unter dem Titel Aufmunterung zur Andacht im Druck erschien. Telemann verwendete Helbigs Texte als Grundlage seines „sicilianischen“ Kantatenjahrgangs, der 1719/20 in Eisenach zur Aufführung kam. Insgesamt vertonte er 168 Kantatentexte Helbigs. Auch Johann Sebastian Bach vertonte einen Kantatentext von ihm in der Kantate Wer sich selbst erhöhet, der soll erniedriget werden BWV 47.

Johann Friedrich Helbig heiratete vermutlich 1710 Charlotte Benigna Noßwitz, die Tochter eines Leipziger Notars. Sie starb bereits 1712. 1718 heiratete er die Kammerjungfer Anna Elisabetha Schulrabe. 1724 erhielt seine Witwe vom Herzog einen ansehnlichen Betrag in Anerkennung der kirchenmusikalischen Leistungen Helbigs zugesprochen. Helbigs Tochter aus erster Ehe Henrietta Juliana Eleonora (* 1711) heiratete 1734 den Pastor Johann Heinrich Silber. Aus zweiter Ehe hatte er mindestens drei weitere Kinder, die in jungem Alter starben.

Helbigs Kantatentextsammlung ist in zwei verschiedenen Ausgaben überliefert, die sich im Titel unterscheiden, ansonsten aber inhaltlich identisch sind:

  • Auffmunterung zur Andacht, Oder: Musicalische Texte, über Die gewöhnlichen Sonn= und Fest=Tags Evangelien durchs gantze Jahr, GOtt zu Ehren auffgeführet Von Der Hoch=Fürstl. Capelle zu Eisenach. Boetius, Eisenach 1720, OCLC 611745192 (Digitalisat).
  • Poetische Auffmunterung zur Sonn- und Fest-Täglichen Andacht durchs gantze Jahr. Boetius, Eisenach 1720, urn:nbn:de:urmel-64bfaaab-4deb-45cf-bd48-ff91bdf817cb2.
  • Claus Oefner: Johann Friedrich Helbig und Hermann Ulrich von Lingen – zwei Eisenacher Textdichter Telemanns. In: Telemann und Eisenach (= Magdeburger Telemann-Studien. Band 5). Arbeitskreis „Georg Philipp Telemann“ im Kulturbund der DDR, 1976, ISSN 0541-8968, S. 17–59 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Brit Reipsch: Musik für Hof, Stadt und zum Privatgebrauch: ein Jahrgang von Georg Philipp Telemann auf Texte von Johann Friedrich Helbig. In: Carsten Lange (Hrsg.): Komponisten im Spannungsfeld von höfischer und städtischer Musikkultur. Bericht über die Internationale Wissenschaftliche Konferenz, Magdeburg, 18. bis 19. März 2010, anlässlich der 20. Magdeburger Telemann-Festtage (= Telemann-Konferenzberichte. Band 18). Olms, Hildesheim 2014, ISBN 978-3-487-15197-7, S. 136–153 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Einzelnachweise

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  1. In älteren Nachschlagewerken findet sich die Angabe 1729 für das Todesjahr, so bei Ernst Ludwig Gerber: Historisch-biographisches Lexicon der Tonkünstler. Teil 1. 1790, Sp. 620 (Textarchiv – Internet Archive) sowie bei Gottlieb Lebrecht Richter: Allgemeines biographisches Lexikon alter und neuer geistlicher Liederdichter. 1804; in beiden Quellen in der Namensform Johann Ludwig Helwig.
  2. Johann Mattheson: Grundlage einer Ehren-Pforte. Hamburg 1740. Nachdruck: Berlin 1910, S. 118 (Textarchiv – Internet Archive).
  3. a b Eszter Fontana: Telemann und die Leipziger Studiosi. In: Carsten Lange (Hrsg.): Komponisten im Spannungsfeld von höfischer und städtischer Musikkultur. Bericht über die Internationale Wissenschaftliche Konferenz, Magdeburg, 18. bis 19. März 2010, anlässlich der 20. Magdeburger Telemann-Festtage (= Telemann-Konferenzberichte; 18). Olms, Hildesheim 2014, ISBN 978-3-487-15197-7, S. 25–44, hier: S. 41 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Brit Reipsch: Annotationen zu Georg Philipp Telemann, Johann Friedrich Helbig und Johann Sebastian Bach. In: Telemann und Bach: Telemann-Beiträge (= Magdeburger Telemann-Studien. Band 18). 2005, ISBN 3-487-12837-3, S. 63–85, hier: S. 65 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  5. Andreas Glöckner: Die Musikpflege an der Leipziger Neukirche zur Zeit Johann Sebastian Bachs (= Beiträge zur Bachforschung, Ausgabe 8). Nationale Forschungs- und Gedenkstätten Johann Sebastian Bach, Leipzig 1990, ISSN 0233-0105, S. 73 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Claus Oefner: Telemann zwischen Eisenach und Frankfurt. In: Peter Cahn (Hrsg.): Telemann in Frankfurt: Bericht über das Symposium Frankfurt am Main, 26./27. April 1996. (= Beiträge zur mittelrheinischen Musikgeschichte. 35), ISSN 0522-6937, Schott, Mainz 2000, ISBN 3-7957-1337-4, S. 26–29, hier: S. 27 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).