Friedrich von der Decken (Diplomat)

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Friedrich von der Decken. Im Hintergrund des Gemäldes wurde nachträglich das Schloss Ringelheim ergänzt. Er trägt den Guelphen-Orden und den Orden vom goldenen Löwen.
Antoinette von der Decken, geb. von Gruben

Johann Friedrich Graf von der Decken (* 25. Mai 1769 in Langwedel (Weser); † 22. Mai 1840 in Ringelheim) war ein hannoverscher Generalfeldzeugmeister im Napoleonischen Krieg und Diplomat.

Friedrich von der Decken entstammt dem alten niedersächsischen Adelsgeschlecht von der Decken, aus dem viele hannoversche Offiziere kamen. 1784 trat er in die Armee ein. Er nahm am Ersten Koalitionskrieg 1793–95 teil. Decken wurde 1796 Oberadjutant des Herzogs Adolph Friedrich von Cambridge, dem er Vorlesungen über Mathematik und Geschichte hielt. 1803 trat Decken während der französischen Besatzung des Kurfürstentums Hannover in den diplomatischen Dienst. Am 28. Juli 1803 begann er, für die britische Krone ausländische Soldaten zu werben und gründete damit die King’s German Legion, mit der er 1805 und 1807 im Krieg zwischen Großbritannien und Frankreich eingesetzt wurde.[1]

Er wurde 1808 als Diplomat und Militärberater nach Spanien und Portugal geschickt, um Truppen gegen Frankreich auszuheben. Anschließend kehrte er nach Großbritannien zurück. Im Sommerfeldzug von 1815 war er als Generalleutnant Kommandeur des hannoversche Reserve-Korps mit vier Brigaden unter Oberstleutnant August Christian Ernst von Bennigsen, Oberstleutnant Karl von Beaulieu, Oberstleutnant Karl von Bulow und Oberst Rudolf Bodecker.

Nach dem Krieg und dem Wiener Kongress führte von der Decken die Oberaufsicht über die neu gegründete Artillerie- und Ingenieurschule in Hannover,[2] lehnte militärische Auszeichnungen der Niederlande und Preußens ab, wurde aber 1833 vom englisch-hannoverschen König Wilhelm IV. (von 1714 bis 1837 dauerte die Personalunion von Hannover und Großbritannien) in den erblichen Grafenstand erhoben.[3][4] 1817 erwarb er das ehemalige Benediktinerkloster in Ringelheim und baute Schloss und Park zu seinem Landgut aus, auf dem er ab 1833 seinen Ruhestand verbrachte.[5][6] Zuletzt gründete er 1835 den Historischen Verein für Niedersachsen und übernahm die Präsidentschaft.[1]

Von der Decken galt als ein Freund des preußischen Militärreformers Gerhard von Scharnhorst. Die beiden gaben ein militärisches Journal heraus.[7][8]

Friedrich heiratete 1806 Antoinette von Gruben (1781–1855). Sie war Erbin von Wechtern VI, dem heutigen Deckenhausen, in Krummendeich. Ihre Kinder waren:

  • Adolphus (1807–1886), der Erbe von Ringelheim
  • George Ayhsford (1810–1881) (nicht gräflich), der Erbe von Deckenhausen, ⚭ 1848 Lisette von der Decken (* 1826)
  • Juliane (* 1815) (nicht gräflich) ⚭ 1839 Ludwig Frhr. von Minningerode (1806–1853).[9]
Helgoland, Blick von der Nordspitze, 1826 aus dem Buch von Friedrich v. der Decken
Helgoland, Blick von der Düne 1826, aus dem Buch von Friedrich v. der Decken
Gerhard von Scharnhorst war Ausbilder und Freund von Friedrich von der Decken, zusammen waren sie die Herausgeber der Zeitschrift Neues Militärisches Journal, Gemälde von Friedrich Bury
Schloss Ringelheim erwarb Friedrich von der Decken 1817
Das Wappen der Grafen von der Decken Ringelheim. Der primogene Grafentitel wurde 1833 an Friedrich von der Decken verliehen, für den Aufbau der Kings German Legion und für seine Verdienste im Kampf gegen Napoleon.
Abschrift des Grafendiploms von 1833 im Familienbuch von 1865[10]
  • Betrachtungen über das Verhältnis des Kriegsstandes zu dem Zwecke der Staaten, Hannover 1800, Neudruck Biblio Verlag Osnabrück 1982 mit einer Einführung von Joachim Niemeyer
  • Philosophisch-historisch-geographische Untersuchungen über die Insel Helgoland oder Heiligeland und ihre Bewohner, Schuster Leer 1978, Unveränderter Nachdruck der Ausgabe Hannover 1826 mit einer biographischen Notiz online
  • Versuch über den englischen Nationalcharakter, Hannover 2. Auflage 1817 online
  • Übersicht meiner litterarischen Tätigkeit, geschrieben 1837 6 Seiten Preußisches Geheimes Staatsarchiv Berlin im Nachlass Kurt von Priesdorff Rep.92 und Abdruck in Blätter der Familie von der Decken Nr. 4 und 5 1922/1924
  • Wilhelm von der Decken, Die Familie von der Decken in ihren verschiedenen Verhältnissen ..., 1865, biographische Daten, S. 96 und genealogische Daten S. 51 und S. 52 unten jeweils 11. Gen.
  • Joachim Niemeyer, Scharnhorst-Briefe an Friedrich von der Decken 1803–1813, Dümmler Bonn 1987 Online-Suche
  • Gerhard Johann David von Scharnhorst und Tilman Stieve, Gerhard von Scharnhorst - Private und dienstliche Schriften: Generalstabsoffizier zwischen Krise und Reform (Preußen 1804–1807), 2007 896 S. - online
  • Mijndert Bertram, Der „Mondminister“ und „General Killjoy“. Ein Machtkampf im Hintergrund der Ernennung des Herzogs Adolph Friedrich von Cambridge zum Generalgouverneur von Hannover (1813–1816), in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Bd. 65 (1993), S. 213–262 (der Mondminister ist Graf Münster und General Killjoy=Spaßverderber ist Graf Friedrich von der Decken) Inhaltsverzeichnis vom Jahrbuch 1993
  • Richard W. Fox, Konservative Anpassung an die Revolution: Friedrich von der Decken und die hannoversche Militärreform 1789–1820, in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte (NsJbLG) 45, 1973, S. 171–274 (Auszüge aus der Dr-Arbeit) Inhaltsverzeichnis vom Jahrbuch 1973
  • Armgard von Reden-Dohna, Die Rittersitze des vormaligen Fürstentums Hildesheim, 1996 S. 243–253
  • Herwart und Tassilo von der Decken: Stammtafeln der Familie von der Decken, 1994 S. 34
  • Thassilo von der Decken, Claudia Bei der Wieden: Güter und Höfe der Familie von der Decken. Stade 1998 S. 185, 250, 305, 359 und 398.
  • Armin Schöne, Friedrich von der Decken: Eine Biografie, Edition Falkenberg, Rotenburg (Wümme) 2017, 180 Seiten.
  • Armin Schöne, Friedrich von der Decken als Diplomat und Wissenschaftler, Gründer und erster Präsident des Historischen Vereins für Niedersachsen, in: Jahrbuch für den Landkreis Verden 2017, Verden 2016, S. 75–84.
Wikisource: Friedrich von der Decken – Quellen und Volltexte
Commons: Friedrich von der Decken – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Richard Drögereit: Decken, Johann Friedrich Graf von der. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2, S. 544 f. (Digitalisat). S. 544.
  2. Lars Ulrich Scholl: Artillerie- und Ingenieurschule 1814 bis 1834. In: Ingenieure in der Frühindustrialisierung …. S. 58 f., online
  3. Nach einem Beschluss des Deutschen Adelsrechtsausschusses von 2012 wird der Grafentitel fortgeführt von dem im ehelichen Mannesstamme von Johann Friedrich von der Decken abstammenden Primogenitus. Die Vererbung des Titels ist nicht an den Besitz von einem Gut geknüpft. Die Erstgeburtstitel werden seit 1919 nicht als Bestandteil des bürgerlichen Nachnamens vererbt wie andere Adelstitel in Deutschland. Diese Erstgeburtstitel des „historischen Adels“ werden nur im Genealogischen Handbuch des Adels fortgeführt. Die Reihenfolge der Grafen zum Titel von 1833 ist: 1. Graf Johann Friedrich hannoverscher Generalfeldzeugmeister (1769–1840) - 2. Graf Adolphus (1807–1886) Mitglied im hannoverschen Staatsrat - 3. Graf George Abgeordneter im Deutschen Reichstag (1836–1898) - 4. Graf Ernst August Journalist in London (1867–1934) - 5. Graf Guido vermisst in Russland (1923–1944) - 6. Graf Johann Georg Landwirt in Benz (1912–1998) - 7. Graf Albrecht Dipl. Phys. & Dipl. Kaufm. in Hamburg (1945- ) - 19 patrilineare Nachfolger leben zurzeit in Benzerhof, Deckenhausen, Panker, Döse etc.
  4. Hermann Grote: Geschlechts- und Wappenbuch des Königreichs Hannover und des Herzogthums Braunschweig; 1852, dort zum Wappen der Grafen von der Decken: 1. Beschreibung der Wappen und 2. nichtfarbige Ausgabe Wappentafel A18 und 3. farbige Ausgabe Wappentafel A18
  5. Dirk Schaper: Bürgerverein Ringelheim Das Schloss Ringelheim
  6. Acten-Stücke der fünften allgemeinen Ständeversammlung des Königreichs Hannover 1866 Band mit den Akten des Jahres 1834 Urkunden No 114 und 115 S. 781 Graf Friedrich von der Decken errichtet 1834 ein Fideikommiss mit dem Gut Ringelheim und dem Vorwerk Söderhof und erhält Sitz und Stimme in der ersten Kammer der Ständeversammlung.
  7. Neues Militärisches Journal, seit 1797 Militärische Denkwürdigkeiten unserer Zeiten … 13 Bände 1788-1805, von der Decken schrieb wenigstens 16 Artikel im NMJ (1797–1803), seine Artikel sind mit v.D. unterzeichnet.
  8. Joachim Niemeyer: Scharnhorst-Briefe an Friedrich von der Decken 1803–1813, Dümmler Bonn 1987, S. 9.
  9. Genealogische Datenbank GeneWeb-Roglo, dort die Nachfahren von Graf Johann Friedrich und seiner Gemahlin Antoinette von Gruben mit ihren Söhnen.
  10. Wilhelm von der Decken, Die Familie von der Decken in ihren verschiedenen Verhältnissen … , 1865, Urkundenteil, S. 149