Johann Maria Hildebrandt
Johann Maria Hildebrandt (* 19. März 1847 in Düsseldorf, Rheinprovinz; † 29. Mai 1881 in Antananarivo, Königreich Madagaskar) war ein deutscher Botaniker und Forschungsreisender. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Hildebrandt“.
Leben und Wirken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hildebrandt war der Sohn des Malers Theodor Hildebrandt. Er widmete sich dem Maschinenbau. Da er infolge einer Explosion sein rechtes Auge verloren hatte, wandte er sich der Gärtnerei zu. Er war im Botanischen Garten Halle wie auch im Botanischen Garten Berlin tätig.
1872 ging er nach Afrika, bereiste Ägypten und im Anschluss an Werner Munzingers Expedition Abessinien, ferner die Danakilländer und auf zwei Expeditionen die Somalländer.
Von einer Erholungsreise nach Ostindien zurückgekehrt, durchforschte er Sansibar und die gegenüberliegende Küste, und er unternahm auch eine dritte Expedition nach dem Somalland.
1874 kehrte er nach Europa zurück, begab sich aber schon im folgenden Jahr abermals nach Afrika, um die Komoreninsel Johanna (Anjouan) zu durchforschen.
Ein Versuch, den Kilimandscharo und Mount Kenia zu erreichen, scheiterte 1875; doch kam er 1877 dem Kenia bis auf drei Tagesmärsche nahe.
Mit reicher Ausbeute, aber durch Fieber sehr geschwächt, kehrte Hildebrandt im November 1877 heim und lebte bis 1879 in Berlin.
Dann ging er nach Madagaskar. Auf einer ersten Expedition sammelte er sichere Nachrichten über das Ende Christian Rutenbergs. In Madagaskar entdeckte er 1878 eine unbekannte Palmenart,[1] die Bismarckpalme (Bismarckia nobilis), die er nach dem Reichsgründer Otto von Bismarck benannte. 1880, von abermaliger Erkrankung genesen, trat er eine Reise ins Innere der Insel an.
Von dort aus besuchte er das östlich gelegene Waldgebirge, unternahm dann eine Expedition in das Ankaratragebirge und wandte sich, von dort durch starken Regen vertrieben, nach Südbetsileo. Kaum nach Antananarivo zurückgekehrt, starb er dort am 29. Mai 1881. Seine Berichte veröffentlichte er in der Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde.
1878 wurde Hildebrandt in die Gesellschaft für Erdkunde in Berlin aufgenommen.
Veröffentlichungen (unvollständig)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ausflug in die Nord-Abessinischen Grenzländer im Sommer 1872. In: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Band 8, 1873, S. 449–470 (Digitalisat ).
- Erlebnisse auf einer Reise von Massua in das Gebiet der Afer und nach Aden. In: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Band 10, 1875, S. 1–37 (Digitalisat ).
- Ausflug von Aden in das Gebiet der Wer-Singelli-Somalen und Besteigung des Ahl-Gebirges. In: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Band 10, 1875, S. 266–291 (Digitalisat ).
- Auszug aus einem Bericht über die Somali–Länder von Herrn J. Hildebrandt. In: Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Band I, Nr. 2, 1875, S. 71–74 (Digitalisat ).
- Herr Hildebrandt: Übersicht seiner Reisen in den Küstenländern von Arabien und Ost–Afrika. In: Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Band I, Nr. 10, 1875, S. 269–277 (Digitalisat ).
- Meine zweite Reise in Ostafrika. In: Globus. Band XXXIII, 1878, S. 269–271 (Digitalisat ).
- Meine zweite Reise in Ostafrika II. In: Globus. Band XXXIII, 1878, S. 279–281 (Digitalisat ).
- Meine zweite Reise in Ostafrika III. In: Globus. Band XXXIII, 1878, S. 296–298 (Digitalisat ).
- Skizze zu einem Bilde central-madagassischen Naturlebens im Frühling. In: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Band 16, Nr. 3, 1881, S. 194–203.
Ehrungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jean Louis Cabanis widmete ihm 1878 den wissenschaftlichen Namen des Hildebrandtfrankolins (Pternistis hildebrandti)[2] und des Hildebrandtglanzstar (Lamprotornis hildebrandti).[3] Burckhardt ehrte ihn 1893 in der Elefantenvögel-Art Aepyornis hildebrandti[4] Urobrachya hildebrandti Sharpe, 1890[5] gilt heute als Synonym zur Stummelweber-Unterart (Euplectes axillaris zanzibaricus Shelley, 1881), Lagonosticta rubricata hildebrandti Neumann, 1907[6] als Synonym der Dunkelamarant-Unterart (Lagonosticta rubricata ugandae Salvadori, 1906) und Notauges hildebrandti Shelley, 1885[7] als Synonym für den Shelleyglanzstar (Lamprotornis shelleyi Sharpe, 1890). Edgar von Harold nannte 1878 einen Prachtkäfer (Sternocera hildebrandti) nach ihm.[8]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Friedrich Ratzel: Hildebrandt, Johann Maria. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 50, Duncker & Humblot, Leipzig 1905, S. 327 f.
- Verein für Erdkunde zu Dresden. In: Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Band II, Nr. 1, 1875, S. 48 (Digitalisat – Kurzer Überblick über Reisen 1872 bis 1873).
- Karl Rudolf Burckhardt: Ueber Aepyornis. In: Palaeontologische Abhandlungen. Band 6, Nr. 2, 1893, S. 127–145, Tafeln 13 bis 16 (google.de).
- Jean Louis Cabanis: Uebersicht der Vögel Ost-Afrikas, welche von den Herren J. M. Hildebrandt und v. Kalckreuth gesammelt sind. In: Journal für Ornithologie (= 4). Band 6, Nr. 143, 1878, S. 213–246 (biodiversitylibrary.org).
- Edgar von Harold: Beschreibung neuer Coleopteren, vorzüglich aus den Sammlungen des Hern J. M. Hildebrandt in Ostafrika. In: Monatsberichte der Königlichen Preussische Akademie der Wissenschaften zu Berlin. 1878, S. 210–222, Tafel (biodiversitylibrary.org).
- Richard Bowdler Sharpe: Catalogue of the Birds in the British Museum. Band 13. Order of the Trustees, London 1890 (biodiversitylibrary.org).
- George Ernest Shelley: On Mr. E. Lort Phillips's Collection of Birds from Somali-land. In: The Ibis (= 5). Band 3, 1885, S. 389–418 (biodiversitylibrary.org).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Autoreintrag für Johann Maria Hildebrandt beim IPNI
- Hildebrandt als Pflanzensammler bei JSTOR Global Plants
Quellenangaben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Bismarckĭa nobĭlis. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 3: Bismarck-Archipel–Chemnitz. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1905, S. 2 (Digitalisat. zeno.org).
- ↑ Jean Louis Cabanis (1878), S. 206, S. 243, Tafel 4, Abbildung 2.
- ↑ Jean Louis Cabanis (1878), S. 233.
- ↑ Karl Rudolf Burckhardt (1893), S. 127–145, Tafeln 13–16.
- ↑ Richard Bowdler Sharpe (1890), S. 225.
- ↑ Oscar Neumann (1907), S. 167.
- ↑ George Ernest Shelley (1885), S. 412.
- ↑ Edgar von Harold (1878), S. 214.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Hildebrandt, Johann Maria |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Botaniker und Reisender |
GEBURTSDATUM | 19. März 1847 |
GEBURTSORT | Düsseldorf |
STERBEDATUM | 29. Mai 1881 |
STERBEORT | Antananarivo, Madagaskar |