Friedrich Parrot
Johann Jakob Friedrich Wilhelm Parrot (* 14. Oktober 1792[1][2] in Karlsruhe, Heiliges Römisches Reich; † 3. Januarjul. / 15. Januar 1841greg.[1][3] in Dorpat, Russisches Kaiserreich) war ein deutschbaltischer Naturforscher und Forschungsreisender. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Parrot“.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Friedrich Parrot wurde als Sohn des Physikers und Hochschullehrers Georg Friedrich Parrot (1767–1852) geboren. Er studierte von 1807 bis 1814 Medizin an der Kaiserlichen Universität Dorpat. 1814 promovierte er zum Dr. med et chir. 1816 wurde Parrot korrespondierendes Mitglied der Petersburger Akademie der Wissenschaften.
Parrot unternahm 1811/12 mit Moritz von Engelhardt eine mineralogische Reise auf die Krim und in den Kaukasus und stellte auf dieser barometrische Höhenmessungen zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer an. 1815 wurde Parrot Stabsarzt bei der russischen Armee, bereiste in der Folge Südeuropa und wurde 1821 Professor der Physiologie, Pathologie und Semiotik, später (1826) auch der Physik an der Universität Dorpat. 1830/31 war er dort Prorektor und von 1831 bis 1834 Rektor.
1829 bereiste er im Auftrag der russischen Regierung den Kaukasus und Armenien, das im Zuge des russisch-türkischen Krieges gerade unter russische Kontrolle gekommen war. Die Reise war am 16. Dezember 1828 von Zar Nikolaus I. persönlich genehmigt worden:
„Eine von dem Hofrathe und ordentl. Professor der Physik an der Universität Dorpat, D. Friedrich Parrot, projectirte naturwissenschaftliche Reise nach dem Ararat, in Begleitung von mehrern Zöglingen der Universität Dorpat, auf deren eigene Kosten, ist von Sr. Maj. dem Kaiser am 16. Dec. v. J. eigenhändig und mit dem Hinzufügen genehmigt worden, daß noch ein zuverlässiger Feldjäger, welcher während der ganzen Dauer der Expedition sich bey derselben befinde, abzufertigen und die zur Reise erforderlichen Taschen-Chronometer aus dem kaiserl. Institute zu Petersburg zu verabfolgen seyen. Dem Prof. Parrot werden auf dieser Reise begleiten ein Botaniker, ein Zoolog, ein Mineralog und ein Astronom.“[4]
Im Rahmen dieser Reise bestieg er am 9. Oktober 1829 auf der Suche nach der Arche Noah gemeinsam mit russischen Offizieren und Armeniern als Erster den Berg Ararat. Unter den Teilnehmern befand sich auch Chatschatur Abowjan.
1837 unternahm Parrot eine Reise zum Nordkap. Die Veröffentlichung der Ergebnisse dieser letzten Reise wurde durch lange Kränklichkeit und frühen Tod gehindert.
Nach Parrot sind der Mondkrater Parrot, die Parrotspitze, der Peak Parrot und die monotypische Pflanzengattung Parrotia mit der einzigen Art Parrotia persica benannt.
Werke (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- mit Moritz von Engelhardt: Reise in die Krym und den Kaukasus. Verlag der Realschulbuchhandlung, Berlin 1815.[5]
- Ueber die Schneegränze auf der mittäglichen Seite des Rosagebürges und barometrische Messungen. In: Journal für Chemie und Physik, Heft 19/1817, S. 367–423 (online bei ANNO).
- Ueber ein zweckdienliches Verfahren bey der sogenannten Thränenfistel-Operation, nebst Beobachtungen über die Verrichtungen der Thränenwege. 1821.[6]
- Reise in den Pyrenäen. In: Naturwissenschaftliche Abhandlungen aus Dorpat. Band 1. Reimer, Berlin 1823.[7] Auszug: Bilder aus den Pyrenäen. In: Geist der Zeit. Ein Journal für Geschichte, Politik, Geographie, Staaten- und Kriegskunde, und Literatur, Heft 2/1824, S. 307–323 (online bei ANNO).
- Reise zum Ararat. Berlin 1834, 2 Bände (Digitalisat)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- von Parrot (Johann Jakob Friedrich Wilhelm). In: Johann Friedrich von Recke, Karl Eduard Napiersky: Allgemeines Schriftsteller- und Gelehrten-Lexikon der Provinzen Livland, Esthland und Kurland. Band 3. Steffenhagen, Mitau 1831, S. 374–376 (Digitalisat).
- Karl Christian Ulmann: Dem Gedächtnisse Friedrich Parrot's, weiland Professors der Physik an der Universität Dorpat. In zwei bei seiner Bestattung gehaltenen und auf Verlangen dem Drucke übergebenen Reden von Dr. Carl Christian Ulmann, Professor der practischen Theologie in Dorpat. Laakmann, Dorpat 1841.[8]
- Friedrich Busch: Der Fürst Karl Lieven und die Kaiserliche Universität Dorpat unter seiner Oberleitung. E. J. Karow, Dorpat 1846, S. 149 (Digitalisat).
- Ludwig Stieda: Parrot, Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 25, Duncker & Humblot, Leipzig 1887, S. 186–189.
- Arnold Hasselblatt, Gustav Otto: Album academicum der Kaiserlichen Universität Dorpat. Mattiesen, Dorpat 1889, S. 22 (Digitalisat).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Friedrich Parrot im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Autoreintrag für Friedrich Parrot beim IPNI
- Parrot. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 12, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 743.
- Bild von der szenischen Rekonstruktion der Araratbesteigung aus der Bildergalerie zur Fernsehsendung Die Arche Noah und das Rätsel der Sintflut auf der Website des Senders Phoenix
- Lebensdaten, EEVA (Textsammlung)
- Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Parrot, Johann Jacob Friedrich* Wilhelm (v.). In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
- Eintrag bei der Russischen Akademie der Wissenschaften (russisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Todesfälle. In: Allgemeine Literatur-Zeitung, Heft 12/1841, S. 91 (online bei ANNO).
- ↑ Geburtsjahr gemäß der Auskunft in von Recke und Napiersky, siehe Literatur. Laut des Buches von Friedrich Busch sind diese Auskünfte nach Parrots eigener Mitteilung.
- ↑ Eintrag im Beerdigungsregister der Johanniskirche zu Dorpat (estnisch: Tartu Jaani kirik)
- ↑ Petersburg, den 18. Febr. In: Leipziger Zeitung, 2. März 1829, S. 4 (online bei ANNO).
- ↑ Ankündigung. In: Wiener allgemeine Literatur-Zeitung, März 1815, S. 63 (online bei ANNO). (Mit Inhaltsverzeichnis.)
- ↑ April. In: Medicinisch-chirurgische Zeitung, 17. März 1821, S. 9 (online bei ANNO).
- ↑ Naturwissenschaft. In: Allgemeines Repertorium der neuesten in- und ausländischen Literatur, Jahrgang 1823, S. 404 (online bei ANNO).
- ↑ Bibliographischer Bericht für 1841. In: Das Inland. Eine Wochenschrift für Liv-, Esth- und Curländische Geschichte, Geographie, Statistik und Litteratur, 2. April 1841, S. 8 (online bei ANNO).
Personendaten | |
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NAME | Parrot, Friedrich |
ALTERNATIVNAMEN | Parrot, Johann Jakob Friedrich Wilhelm (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Naturforscher und Forschungsreisender |
GEBURTSDATUM | 14. Oktober 1792 |
GEBURTSORT | Karlsruhe |
STERBEDATUM | 15. Januar 1841 |
STERBEORT | Dorpat |
- Physiker (19. Jahrhundert)
- Mediziner (19. Jahrhundert)
- Naturforscher
- Rektor (Kaiserliche Universität Dorpat)
- Hochschullehrer (Kaiserliche Universität Dorpat)
- Korrespondierendes Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften
- Namensgeber für eine Pflanzengattung
- Person als Namensgeber für einen Mondkrater
- Deutsch-Balte
- Geboren 1792
- Gestorben 1841
- Mann
- Staatsrat (Russisches Kaiserreich)