Johann Sigismund Mislik von Hirschov

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Johann Sigismund Mislik von Hirschov

Johann Sigismund Freiherr Mislik von Hirschov, tschechisch Jan Zikmund Myslík z Hyršova, (* 1606 in Prag; † 3. November 1666 in Pacov)[1] war ein böhmischer Adliger und Militär, der im kaiserlichen Heer im Dreißigjährigen Krieg bis zum Feldmarschallleutnant aufstieg.

Johann Sigismund stammte aus der alten Prager Patrizierfamilie der Mislik von Hirschov (im Deutschen auch Mislik von Hirschhoff geschrieben) und wuchs protestantisch auf. Später konvertierte er zum Katholizismus. Er erhielt eine humanistische Bildung und sprach neben Tschechisch auch Deutsch, Italienisch und Französisch.[2]

Als Offizier der kaiserlichen Armee wurde er im Dezember 1635 von der brandenburgischen Kurfürstin Elisabeth Charlotte zum schwedischen Feldmarschall Johan Banér abgesandt, um diesen um eine Schonung der brandenburgischen Residenzstädte durch seine in der Mark stehenden Truppen zu bitten. Banér verweigerte die Bitte brüsk mit Verweis auf den Prager Frieden, mit dem Brandenburg sich auf die Seite des Kaisers und damit in Gegnerschaft zu Schweden gestellt hatte.[3]

Am 28. Juli 1638 erhielt er als Obrist ein eigenes Regiment. Ihm wurde das bisherige Kürassierregiment Mühlheim verliehen, das unter Matthias Gallas in Norddeutschland stand. Mislik kämpfte am 14. April 1639 in der Schlacht bei Chemnitz an der Seite der Kursachsen unter Rudolph von Marzin gegen die Schweden. Die Nachhut, zu der sein Regiment gehörte, wurde er von den ersten schwedischen Angriffen überrascht. Zusammen mit zwei sächsischen Regimentern ritt Mislík entgegen zu Marzins Befehlen einen Gegenangriff, wurde aber zurückgeworfen. Da die Schweden unter Banér nach ihrem Sieg über die Kaiserlichen bei Chemnitz in Böhmen einmarschierten, wurden Mislik und sein Regiment an die Grenze Mährens beordert, um die Region gegen schwedische Angriffe zu verteidigen.[3][4]

Der neue Oberbefehlshaber der Kaiserlichen, Erzherzog Leopold Wilhelm, ernannte Mislik 1639 zu einem seiner Kämmerer. Am 4. Oktober des Jahres wurde er in den böhmischen Freiherrnstand erhoben. Anfang 1640 nahm Mislik unter Leopold Wilhelm am Winterfeldzug der kaiserlichen Armee teil, bei dem die Schweden bis April aus Böhmen vertrieben wurden. Am 14. April nahm Mislik unter Befehl von Hans Rudolf von Breda am erfolgreichen Gefecht bei Plauen teil, bei dem 9 schwedische Regimenter unter Arvid Wittenberg durch kaiserliche Reiter geschlagen wurden. In Briefen an seine Schwiegerfamilie Czernin von und zu Chudenitz berichtete Mislik vom Kriegsgeschehen und versuchte durch seine Vertrauensposition bei Leopold Wilhelm die Belastung für das Land der Czernins durch Einquartierungen zu verringern. Die Kaiserlichen verfolgten die Schweden bis nach Hessen und nahmen auf dem Weg bis auf Erfurt alle schwedisch besetzten Orte ein.[3][4][5]

Anfang 1641 deckte Mislik unter General Bruay den Westen Böhmens gegen die in der Oberpfalz einfallenen Schweden unter Johan Banér. Anfangs fehlte es den Kaiserlichen an Pferden, um den Schweden beizukommen. Im März vereinten sich die gesamten kaiserlichen und bayerischen Truppen zu einem Schlag gegen Banér. Mislik zog dazu mit Bruays Truppenteil von Moldauthein nach Passau. Banér konnte gerade rechtzeitig sein Lager bei Cham (Oberpfalz) abbrechen und entkam über Taus und den Fluss Eger nach Preßnitz, wo er unter hohen Verlusten seine Armee über den Erzgebirgspass nach Sachsen rettete. Mislik machte den gesamten Feldzug gegen die Schweden mit, der über Anhalt nach Wolfenbüttel führte. Diese von den Schweden und ihren Verbündeten belagerte Festung konnte trotz einer verlorenen Entsatzschlacht am 29. Juni für die Kaiserlichen gesichert werden.[4]

Im Jahr 1642 wurde Mislik im April Interims-Kommandant in Böhmen, kämpfte danach mit der Hauptarmee in Schlesien und Sachsen und befehligte in der Schlacht bei Breitenfeld am 2. November die Reiterei auf dem rechten Flügel der Kaiserlichen. Er half dabei, den Rückzug der Armee zu sichern und wurde für seine Leistungen in der Schlacht ausgezeichnet.[3] Nach seinem eigenen Bericht verließen sein fast aufgeriebenes Regiment und das Alt-Piccolominische als letzte das Schlachtfeld.[6] Nach dem plötzlichen Tod seines Schwiegervaters Johann Czernin des Älteren am 22. November nahm Mislik für längere Zeit Urlaub von der Armee und übergab sein Regiment dem Obristleutnant.[7]

Nachdem er bis zur Geburt und Taufe seiner Tochter bei seiner Familie geblieben war, reiste Mislik Anfang April 1643 nach Wien und von dort zur mittlerweile in Mähren stehenden kaiserlichen Hauptarmee. Unter dem Befehl von Matthias Gallas lag Mislik lange im Feldlager bei Kojetín direkt gegenüber den Schweden unter Lennart Torstensson. Im September schützten die Kaiserlichen die mährische Hauptstadt Brünn gegen einen schwedischen Angriff. Als Torstensson im Oktober überraschend seine Truppen aus habsburgischem Gebiet abzog, um im Torstenssonkrieg Dänemark anzugreifen, verließ Mislik die Armee und kehrte auf seine Güter zurück. Er beschäftigte sich mit der Errichtung eines Gestüts zur Pferdezucht, mit Häuserankäufen in Prag und mit der Verwaltung der Güter seiner Schwiegermutter.[8] Im Dezember bat er um Entlassung aus dem Dienst und die Bewilligung einer Kriegsratsstelle.[3]

Das nächste Jahr über hielt er sich hauptsächlich am Wiener Hof auf, wo er wie gewünscht im Mai in den Hofkriegsrat berufen wurde. Ende 1644 wurde er zu den kreisausschreibenden Fürsten im Fränkischen Reichskreis geschickt für die Ausschreibung eines Reichstages im kommenden Jahr in Nürnberg. Nach weiteren Sendungen und Reisen im Auftrag des Hofs wurde Mislik im Mai 1645 auf Wunsch Erzherzog Leopold Wilhelms, der erneut Oberbefehlshaber geworden war, zum Generalwachtmeister berufen. Nur drei Monate später wurde er zum Ärger anderer Offiziere zum Feldmarschalleutnant befördert.[9][3] Während des Feldzuges 1646 kam es am 30. April im kaiserlichen Hauptquartier Staffelstein zum Streit zwischen Mislik und dem Feldzeugmeister Anne-François de Bassompierre. Mislik tötete Bassompierre im Duell, wofür er kurz in Arrest genommen und im Juli aus dem Heeresdienst entlassen wurde.[3]

Schon 1647 erhielt Mislik wieder ein Kommando. Im Juli bemühten er und Lothar Dietrich von Bönninghausen sich vergeblich, die aus der französischen Armee gemeuterten Weimarer Soldaten in kaiserliche Dienste zu übernehmen. 1648 sammelte er in Budweis Entsatztruppen für die von den Schweden belagerte Altstadt Prags.[3] Zusammen mit Martin Maximilian von der Goltz führte er im Oktober Entsatztruppen nach Prag, die durch den Westfälischen Frieden aber nicht mehr zum Kampfeinsatz kamen.

Mislik war insgesamt drei Mal verheiratet. In erster Ehe heiratete er Anna Ježoska z Lub, die früh verstarb.[3]

Als Witwer warb er im Jahr 1639 um die Hand einer Tochter aus der Familie Czernin von und zu Chudenitz, während sein Regiment im Bechiner Kreis nahe den Gütern der Czernin in Quartier lag. Seine Auserwählte war Elisabeth Johanna († 9. Dezember 1645), Tochter Johann Czernins des Älteren und Enkelin von Humprecht Czernin von Chudenitz. Weil auch Wenzel Hieserle von Chodau um Elisabeth Johannas Hand anhielt, setzte Mislík auf die Fürsprache von Erzherzog Leopold Wilhelm. Der kaiserliche Oberbefehlshaber schrieb eine Empfehlung für Mislík an das Familienoberhaupt der Czernins und Großonkel Elisabeth Johannas, den Diplomaten Hermann Czernin von Chudenitz. Nachdem Elisabeth Johannas Familie die Zustimmung gab, heirateten sie und Johann Sigismund Mislík am 17. Januar 1640 auf dem Gut der Czernin in Radenín. Zu den geladenen Gästen zählten neben hohen böhmischen Beamten und Adligen auch Erzherzog Leopold Wilhelm, Generalleutnant Matthias Gallas, Landeskommandant Rudolf von Colloredo, Fürst Wenzel Eusebius von Lobkowicz, Hofkriegsratspräsident Heinrich Schlik und Kaiser Ferdinand III., der sich durch einen Abgesandten vertreten ließ.[10] Aus der Ehe ging die überlebende Tochter Susanna (getauft 3. April 1643) hervor.[7]

In dritter Ehe heiratete der erneut verwitwete Mislik am 3. September 1651[1] Johanna Barbara Eusebia Žďárští ze Žďáru. Zwei in Pacov 1652 und 1654 geborene Söhne starben kurz nach der Geburt.[3]

Einzelnachweise

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  1. a b Myslik von Hirschau, Siegmund. Kaiser und Höfe. Personendatenbank der Höflinge der österreichischen Habsburger, hrsg. von Mark Hengerer und Gerhard Schön, abgerufen am 17. September 2024.
  2. František Tischer: Oberst Freiherr Sigmund Mislik von Hirschov. Historisches Zeitbild aus der zweiten Hälfte des dreissigjährigen Krieges. Al. Landfrass Sohn, 1875, S. 7 (google.de).
  3. a b c d e f g h i j Antonio Schmidt-Brentano: Johann Sigismund Freiherr Mislik (Myslík) von Hirschov In: Die kaiserlichen Generale. 1618–1655. Ein biographisches Lexikon. Österreichisches Staatsarchiv, Wien 2022. S. 323ff.
  4. a b c Bernd Warlich: Mislík von Hyršov, Johann Sigismund Freiherr von. In: Der Dreißigjährige Krieg in Selbstzeugnissen, Chroniken und Berichten. Abgerufen am 17. September 2024.
  5. František Tischer: Oberst Freiherr Sigmund Mislik von Hirschov. Historisches Zeitbild aus der zweiten Hälfte des dreissigjährigen Krieges. Al. Landfrass Sohn, 1875, S. 20–23 (google.de).
  6. František Tischer: Oberst Freiherr Sigmund Mislik von Hirschov. Historisches Zeitbild aus der zweiten Hälfte des dreissigjährigen Krieges. Al. Landfrass Sohn, 1875, S. 64–65 (google.de).
  7. a b František Tischer: Oberst Freiherr Sigmund Mislik von Hirschov. Historisches Zeitbild aus der zweiten Hälfte des dreissigjährigen Krieges. Al. Landfrass Sohn, 1875, S. 67–68 (google.de).
  8. František Tischer: Oberst Freiherr Sigmund Mislik von Hirschov. Historisches Zeitbild aus der zweiten Hälfte des dreissigjährigen Krieges. Al. Landfrass Sohn, 1875, S. 68–71 (google.de).
  9. František Tischer: Oberst Freiherr Sigmund Mislik von Hirschov. Historisches Zeitbild aus der zweiten Hälfte des dreissigjährigen Krieges. Al. Landfrass Sohn, 1875, S. 72–76 (google.de).
  10. František Tischer: Oberst Freiherr Sigmund Mislik von Hirschov. Historisches Zeitbild aus der zweiten Hälfte des dreissigjährigen Krieges. Al. Landfrass Sohn, 1875, S. 8–10 (google.de).