Johannes Hiltalingen von Basel
Johannes Hiltalingen von Basel (* um 1333 in Basel[1]; † vor Ende September / Anfang Oktober 1392, begraben in Freiburg im Breisgau[2]) war Magister und Provinzial des Ordens der Augustiner-Eremiten. Im Abendländischen Schisma schloss er sich Papst Clemens VII. an und wurde Ordensgeneral der Avignoner Fraktion des Augustinerordens, später auch Bischof von Lombez.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Johannes Hiltalingen stammt aus dem Kleinbasler Geschlecht der Herren von Hiltelingen. Er hat in Avignon studiert und von 1367 bis 1364 als Lektor am Studium generale der Augustiner in Straßburg gelehrt. Von 1365 bis 1267 war er Bibelbakkalaureus in Paris, von 1368 bis 1369 las er dort die Sentenzen des Petrus Lombardus. 1371 wurde er in Paris zum Magister der Theologie promoviert. Er hatte verschiedene Leitungsämter seines Ordens inne, war auch Gutachter im Heiligsprechungsprozess der Birgitta von Schweden. Am 10. März 1389 wurde er zum Bischof von Lombez bei Toulouse ernannt. Da er im Abendländischen Schisma als Seelsorger und Amtsträger zur Avignoner Partei gehörte, ist sein literarisches Werk nur spärlich überliefert und in der frühen Neuzeit nie gedruckt worden. Erst seit 2016 erscheint eine Edition seiner Sentenzenvorlesung, die ein Studium seiner Theologie möglich macht.
Werk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Philosophie- und theologiegeschichtlich ist das Werk des Johannes von Basel interessant, weil es sich durch ungewöhnlich zahlreiche und genaue Zitate und Quellenangaben auszeichnet und weil sein Autor ein führender Vertreter der deutschen Augustinertheologie war, die auch Einfluss auf Martin Luther hatte. Mehrfach zitiert er ein ansonsten unbekanntes Gutachten des späteren Papstes Benedikt XII. aus der Avignoner Phase des Prozesses gegen Meister Eckhart, in dem er Eckharts Lehren verteidigt. Das ist das bisher einzig bekannte Zeugnis dafür, dass Meister Eckharts Thesen in den scholastischen Disputationen etwa 40 Jahre nach der Verurteilung Eckharts, noch diskutiert wurden. Mit Meister Eckhart setzt sich Johannes von Basel vor allem in seinen Quaestionen auseinander.[3]
Wie Meister Eckhart lehrt Johannes von Basel ein direktes Einwirken Gottes auf die Seele des Menschen ohne Vermittlung einer geschaffenen Gnade.[4] Dieses Einwirken geschieht durch den Heiligen Geist, der selbst die Gnade und die Liebe ist[5], eine Lehre des Petrus Lombardus, die in der Scholastik durchwegs abgelehnt wurde. Aufgrund zahlreicher inhaltlicher, teilweise wörtlicher Übereinstimmungen der Lehren des Johannes von Basel mit einigen mittelhochdeutschen mystischen Traktaten wird die These vertreten, dass Johannes von Basel der sogenannte "Meister des Lehrgesprächs" ist.[6]
Schriften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Iohannes de Basilea, Lectura super quattuor Libros Sententiarum Hrsg. von Venício Marcolino, Monica Brînzei, Carolin Oser-Grote. [Bisher vier Bände.] (Cassiciacum Supplementband 20,1; 20,2; 21; 22), Würzburg 2016–2020.
- Responsiones. München Bayerische Staatsbibliothek, Clm 26711, fol. 214ra–301ra. (https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb00103424?page=,1)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Herman Haupt: Hiltalingen, Johannes. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 50, Duncker & Humblot, Leipzig 1905, S. 341 f.
- Adolar Zumkeller: Manuskripte von Werken der Autoren des Augustiner-Eremitenordens in mitteleuropäischen Bibliotheken. Würzburg: Augustinus-Verlag, 1966.
- Adalbero Kunzelmann: Geschichte der deutschen Augustiner-Eremiten. Zweiter Teil: Die rheinisch-schwäbische Provinz bis zum Ende des Mittelalters. Würzburg: Augustinus-Verlag, 1970
- Adolar Zumkeller OSA: Hiltalingen, Johannes. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, ISBN 3-428-00190-7, S. 162 (Digitalisat).
- Adolar Zumkeller: Johannes Hiltalingen von Basel. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 3, Bautz, Herzberg 1992, ISBN 3-88309-035-2, Sp. 277–279 .
- Venício Marcolino: Leben und Schrifttum des Augustinereremiten Johannes von Basel († 1392), in: Augustiniana 53, 2003, S. 319–381.
- Karl Heinz Witte: Die Rezeption der Lehre Meister Eckharts durch Johannes Hiltalingen von Basel. Untersuchung und Textausgabe, in: Recherches de Théologie et Philosophie médievales 71, 2004, S. 305–371.
- Hiltalingen, Johannes, von Basel. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, 2. Aufl. Berlin: de Gruyter, Bd. 11, Sp. 670–673
- Karl Heinz Witte: Johannes von Basel: Der Meister des Lehrgesprächs. Eine augustinische Theologie der Beziehung Gottes zum Menschen in Auseinandersetzung mit Meister Eckhart. (Meister-Eckhart-Jahrbuch, Beihefte 8), Stuttgart: Kohlhammer 2024.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Charakterisierung und Texte
- zur Namensherkunft: Benno Notter: Eberhard von Hiltalingen. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Spekulative Scholastik Deutsch. Meister des Lehrgesprächs – Johannes Hiltalingen von Basel: http://www.hiltalingen.de/
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Gemäß der neuesten Forschung: Lectura super quattuor Libros Sententiarum [Einleitung], hrsg. von V. Marcolino, M. Brînzei, C. Oser-Grote. (Cassiciacum Supplementband 20,1), Würzburg 2016, S. 16. Daraus stammen auch die weiteren biografischen Angaben.
- ↑ Lectura, hrsg. von Marcolino, Bd. 1, 2016, S. 37 f.
- ↑ Vgl. Karl Heinz Witte, Die Rezeption der Lehre Meister Eckharts durch Johannes Hiltalingen von Basel, 2004.
- ↑ Vgl. Johannes von Basel, In Sent. I, princ. 1, q. 1, concl. 3; ed. Marcolino, Bd. I, S. 141–144.
- ↑ Vgl. Johannes von Basel, In Sent. 1, d. 17, q. 16; ed. Marcolino, Bd. II, S. 178–190.
- ↑ Vgl. Karl Heinz Witte, Johannes von Basel: Der Meister des Lehrgesprächs, 2024
Personendaten | |
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NAME | Johannes Hiltalingen von Basel |
ALTERNATIVNAMEN | Johannes de Basilea (üblicher Name); Johannes de Hiltelingen; Johannes von Hiltelingen; Johann Hiltalinger; Johann von Basel |
KURZBESCHREIBUNG | Magister und Provinzial des Ordens der Augustiner-Eremiten, Bischof von Lombez |
GEBURTSDATUM | zwischen 1315 und 1330 |
GEBURTSORT | Basel |
STERBEDATUM | vor 10. Oktober 1392 |
STERBEORT | begraben Freiburg im Breisgau |