Johannes Mattes
Johannes Mattes (* 23. September 1983 in Linz) ist ein österreichischer Historiker, Kulturwissenschaftler und Höhlenforscher an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und der Universität Oslo.[1][2]
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mattes wuchs im Salzkammergut auf, studierte 2002–2009 Deutsche Philologie und Geschichte an der Universität Wien und arbeitete danach als AHS-Lehrer in Wien. 2013 wurde er mit einer Arbeit in Wissenschaftsgeschichte promoviert, die unter dem Titel Reisen ins Unterirdische. Eine Kulturgeschichte der Höhlenforschung publiziert wurde.
Seit 2014 ist er als Lektor am Institut für Geschichte der Universität Wien und seit 2018 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften tätig, zuletzt als Projektleiter am Institut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte. Mattes war Gastprofessor an der École des Hautes Études en Sciences Sociales (Paris), Gastforscher an der Stanford University (CA) und der York University (Toronto), und ist assoziierter Forscher des Zentrums für Wissenschaftsforschung der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina (Halle/Saale). Seit 2022 ist er als Marie Curie Fellow an der Universität Oslo tätig.
Er ist Vorstandsmitglied der International Commission on the History of Geological Sciences[3] und der History of Earth Science Society (USA)[4] sowie Mitglied des Arbeitskreises Geschichte der Geographie in der Deutschen Gesellschaft für Geographie.[5]
In der Höhlenforschung wirkte er als Expeditionsleiter und Planzeichner, insbesondere bei der Dokumentation der Gassel-Tropfsteinhöhle bei Ebensee. 2010–2018 war er Generalsekretär des Verbands Österreichischer Höhlenforscher und 2013–2018 Mitherausgeber des peer-reviewten Journals Die Höhle – Zeitschrift für Karst- und Höhlenkunde. 2018 leitete er als Präsident den internationalen Kongress EuroSpeleo Forum mit 700 Teilnehmern in Ebensee. 2022 wurde er zum Generalsekretär der Union Internationale de Spéléologie gewählt.[6]
Forschungsschwerpunkte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Geschichte der Naturwissenschaften vom 18. bis zum 20. Jahrhundert und ihre kulturellen Kontexte (insbes. Erdwissenschaften, Geographie, Kartographie, Archäologie, Zoologie, Nuklearmedizin)
- Wissenschaftliche Infrastruktur und Kooperation, Expeditionen, Feldforschung, Gender, Verschneidungen zwischen Politik, Forschung und Öffentlichkeit
- Geographischer Schwerpunkt: Mittel- und Osteuropa, "Orient", Arktis und Afrika
Schriften (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Monografien
- Wissenskulturen des Subterranen. Vermittler im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit Böhlau, Wien, Köln, Weimar 2019, ISBN 978-3-205-20678-1.
- Reisen ins Unterirdische. Eine Kulturgeschichte der Höhlenforschung in Österreich bis zur Zwischenkriegszeit. Böhlau, Wien, Köln, Weimar 2015, ISBN 978-3-205-79687-9.
- Festrede und Festspiel als Formen kollektiver Repräsentation. Die Wiener Regierungsjubiläums-Feiern von Franz Joseph I (1908) und die «Türkenbefreiungsfeiern» (1933) im Vergleich. Peter Lang, Frankfurt a. M., Wien, New York 2011, ISBN 978-3-631-61946-9.
Herausgeberschaften
- Mit Annarita Franza und Giovanni Pratesi: Collectio Mineralium. The catalog of Holy Roman Emperor Leopold II’s mineralogical collection. Firenze University Press, Florenz 2022, ISBN 978-8-855184-94-6.
- Mit Dietmar Kuffner: Höh(l)enluft und Wissensraum. Oberösterreichisches Landesmuseum, Linz 2018.
- Alexander Mörk von Mörkenstein. Maler, Literat, Höhlenforscher. Tandem, Salzburg, Wien 2011, ISBN 978-3-902606-70-9.
Wissenschaftliche Aufsätze
- Mapping the Invisible: Knowledge, Credibility, and Visions of Earth in Early Modern Cave Maps. In: The British Journal for the History of Science 55(1), 2022, S. 53–80.
- Mining, collecting, knowing: Habsburg state-building, resources, and geographies in the context of Archduke Leopold’s mineralogical catalog. In: Annarita Franza, Johannes Mattes, Giovanni Pratesi (Hrsg.): Collectio mineralium. The Catalog of Holy Roman Emperor Leopold’s II Mineralogical Collection. Firenze University Press, Florenz 2022, S. 1–36.
- Mit Doris Corradini: Köpfe, Staat und Forschungspraxis. Die kaiserliche Akademie der Wissenschaften in Wien in den ersten vier Jahrzehnten ihres Bestehens. In: Johannes Feichtinger, Brigitte Mazohl (Hrsg.), Die Österreichische Akademie der Wissenschaften 1847–2022. Eine neue Akademiegeschichte. Bd. 1. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien 2022, S. 137–194.
- Mit Marianne Klemun: Expeditionen und Forschungsreisen (1847–1918). Die kaiserliche Akademie als Förderin und Veranstalterin. In: Johannes Feichtinger, Brigitte Mazohl (Hrsg.), Die Österreichische Akademie der Wissenschaften 1847–2022. Eine neue Akademiegeschichte. Bd. 1. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien 2022, S. 197–273.
- “Central Nodes” and “Neutral Grounds”: Boundary-Work between Scholarship, Scientific Amateurism and the Public in Vienna (1860–1890). In: Physis – rivista internazionale di storia della scienza 56, 2021, S. 181–199.
- Imperial science, unified forces and boundary-work: Geographical and geological societies in Vienna (1850–1925). In: Annals of the Austrian Geographical Society 162, 2020, S. 155–210.
- Talking about popular science in the metropolis: Learned societies, multiple publics and spatial practices in Vienna (1840–1900). In: Mitchell G. Ash (Hrsg.): Science in the metropolis: Vienna in transnational context 1848–1914. Routledge, New York 2020, S. 175–199.
- Underground Fieldwork – A Cultural and Social History of Cave Cartography and Surveying Instruments in the 19th and at the Beginning of the 20th Century. In: International Journal of Speleology 44, 2015, S. 251–266.
Auszeichnungen und Preise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Excellence in Teaching Award, Universität Wien (2022)
- MSCA Grant, Europäische Kommission (2022)
- Shortlist Nominierung, FWF START Grant (2022)
- Bader-Preis für die Geschichte der Naturwissenschaften, Österreichische Akademie der Wissenschaften (2021)
- Franz Pergar-Preis (2019)
- Stanford Postdoc-Exchange Fellowship (2018)
- Young Scientist Award, American Geological Society (2017)
- Auszeichnung für die beste internationale Publikation in Karst- und Höhlenforschung, 2013–17, Honorable Mention, Internationale Union für Speläologie (2017)
- Poldi Fuhrich-Preis (2010)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Webseite an der Universität Oslo (mit Publikationsliste)
- Webseite an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (mit Publikationsliste)
- Interview mit Johannes Mattes
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Johannes Mattes. Universität Oslo, Januar 2023, abgerufen am 7. Februar 2023.
- ↑ Johannes Mattes. Abgerufen am 3. Januar 2023.
- ↑ Board of Management, auf inhigeo.com, abgerufen am 7. Februar 2023
- ↑ About Us, auf historyearthscience.org, abgerufen am 7. Februar 2023
- ↑ Netzwerk, auf historische-geographien.de, abgerufen am 7. Februar 2023
- ↑ The UIS Bureau for 2022 – 2025 – UIS. Abgerufen am 3. Januar 2023 (amerikanisches Englisch).
Personendaten | |
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NAME | Mattes, Johannes |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Historiker, Höhlenforscher und Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 23. September 1983 |
GEBURTSORT | Linz, Österreich |