Johannes Muth

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Johannes Muth (auch Johann Muth; geboren in Homberg (Efze) 1468; gestorben 1504) war ein hessischer Verwaltungsjurist und Kanzler.

Der aus einer wohlhabenden Patrizierfamilie stammende Muth verwaiste schon als Kind. Der gleichnamige Vater Johannes Muth war Ratsherr und Bürgermeister in Homberg an der Efze (1456 Henrich Rückersfeldt und Johann Muth consules[1]), und die Mutter war Anna, geborene von Crutzburgk (Kreutzburg). Sein jüngerer Bruder war der Humanist Mutianus Rufus (eigentlich Conrad Muth).[2][3]

Ausbildung und Wirken

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Muth studierte mit seinem jüngeren Bruder die Rechte. Ab 1486 war er an der Universität Erfurt immatrikuliert, wo er die juristische Lizentiatenwürde erhielt und 1498 zum Doktor beider Rechte promoviert wurde.

Schon ab Mai 1496 ist er als Kanzler des Landgrafen Wilhelm II. belegt, als Nachfolger des ab 1491 gewesenen Kanzlers Johannes Westerburg (vollständig Johannes Piscatoris von Westerburg).[4] Muth bekleidete dieses Amt bis 1503, in welchem Jahr er auch als Beisitzer am Marburger Hofgericht genannt ist, an dessen Einrichtung im Jahr 1500 er maßgeblich beteiligt war.[5] Ebenfalls 1503 war sein Bruder Conrad (Mutianus Rufus) für kurze Zeit als Rat am Hof des Landgrafen Wilhelm II. bestallt.[6] Muth war außer Johann Engelländer († 1517[7]) der erste nichtklerikale Jurist, der hessischer Kanzler wurde. Der aus Ingolstadt stammende Engelländer war 1505 als Muths Nachfolger Kanzler des Landgrafen zu Marburg. Landgraf Wilhelm II. starb 1509. 1510 ist Engelländer Kurmainzer Kanzler.[8]

Muths Witwe Margarethe, geborene Schrendeisen († 1568[9]), Tochter des Schultheißen in Gudensberg Ludwig Schrendeisen (urkundlich 1468 bis 1511) und Schwester des Hiob Schrendeisen (um 1460–nach 1519),[10] heiratete 1506 den Fritzlarer Schöffen Philipp Katzmann[11] aus dem bedeutendsten Fritzlarer Patriziergeschlecht, den Katzmann.[12] Muth hatte mit Margarethe Schrendeisen eine Tochter Margaretha Muth. Nach Muths Tod war deren Oheim, der zu den hessischen Regenten gehörende Hiob Schrendeisen (Job Schrendeisen), zusammen mit dem mit ihm verschwägerten Kammermeister Georg Nußpicker,[13] deren Vormund.[14] Gemäß einer Kasseler Stadtrechnung von 1526 war sie („Doctor Muts thochter“) verheiratet mit Jacob Breitruck, Bürgermeister zu Homberg,[15] der aus dem alten Marburger Ratsherrengeschlecht Breitrück stammte.[16] Dieses saß ursprünglich in Wetter bei Marburg,[17] wo 1330 „Guntherus dictus Bretrucke de Wettere“[18] (Günther Breitrück) urkundete.[19] Jakob Breitrück siegelte am 20. Februar 1526 mit seinem Vollwappen.[20] Johann von Linsingen gestattete seinem Schwager Jakob Breitrück 1540 die Lösung des halben Zehnten vor der Strudt zu Freudenthal.[21] Die Breitrück zu Marburg und zu Homberg an der Efze waren unter anderem mit dem Zehnten zu Ockershausen bei Marburg belehnt.[22]

  • Friedrich Wilhelm Strieder: Grundlage zu einer Hessischen Gelehrten und Schriftsteller Geschichte seit der Reformation bis auf gegenwärtige Zeiten, Band 3, Barmeier, Göttingen 1782, S. 378.
  • Franz Gundlach: Die hessischen Zentralbehörden von 1247 bis 1604, Band 3 Dienerbuch, Elwert, Marburg 1930, S. 178.
  • Karl-Heinz Nickel, Harald Schmidt, Florian Tennstedt und Heide Wunder: Kurzbiographien, in: Kassel als Stadt der Juristen (Juristinnen) und der Gerichte in ihrer tausendjährigen Geschichte, herausgegeben von Georg Wannagat. Köln 1990, S. 474.

Einzelnachweise

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  1. Marburgische Beyträge zur Gelehrsamkeit, Marburg 1749, S. 251.
  2. Carl Krause: Helius Eobanus Hessus: sein Leben und seine Werke, Band 1, Gotha 1879, S. 33.
  3. Grimm, Heinrich, "Mutianus Rufus, Conradus" in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), S. 656–657 (online version)
  4. Franz Gundlach: Die hessischen Zentralbehörden von 1247 bis 1604, Band 1 der Gesamtreihe Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen, 1930, S. 105. Oskar Hütteroth: Die althessischen Pfarrer der Reformationszeit, Band 2, 1966, S. 85: Fischer (Piscator (is), auch Westerburg), Johann, immatrikuliert Universität Erfurt Michaelis 1492 als Joannes Piscatoris de Westerburg, cancellarius domini lantgravii Hassie; praesentierte schon 29. Januar 1488 von Landgraf Wilhelm für die Kirche des (verödeten) Dorfes Immenhusen bei Naumburg dem Stift Fritzlar.
  5. Konrad Wilhelm Ledderhose: Kleine Schriften, Band 4, Eisenach 1792, S. 51.
  6. Herbert Jaumann: Handbuch Gelehrtenkultur der Frühen Neuzeit, Band 1, Berlin 2004, S. 469.
  7. Hedwig Röckelein: Die lateinischen Handschriften der Universitätsbibliothek Tübingen, Band 1, Wiesbaden 1991, S. 183.
  8. Zeitschrift für Rechtsgeschichte, Band 12, Weimar 1876, S. 267.
  9. Margarethe Schrendeisen 1568, Fritzlar“, in: Grabdenkmäler (Stand: 23. März 2006)
  10. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen, 1981, S. 591.
  11. Karl E. Demandt: Der Personenstaat der Landgrafschaft Hessen im Mittelalter: ein "Staatshandbuch" Hessens vom Ende des 12. bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts, Band 42, Teil 2, 1981, S. 1182. Bernd Fuhrmann: Der Haushalt der Stadt Marburg in Spätmittelalter und früher Neuzeit (1451/52–1622), 1996, S. 189.
  12. Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Bände 1–3, S. 93.
  13. Der Hof und die Stadt: Konfrontation, Koexistenz und Integration in Spätmittelalter und Früher Neuzeit : 9. Symposium der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, veranstaltet in Zusammenarbeit mit der Historischen Kommission für Sachsen-Anhalt, dem Institut für Geschichte der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und dem Deutschen Historischen Institut Paris, Halle an der Saale, 25.-28. September 2004, herausgegeben von der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, 2006, S. 484.
  14. Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, herausgegeben vom Verein für hessische Geschichte und Landeskunde, 1965, S. 230.
  15. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen, Band 42, Ausgabe 1, 1981, S. 591.
  16. Adolf Stölzel: Casseler Stadtrechnungen aus der Zeit von 1468 bis 1553, 1871, S. 185. Franz Gundlach: Die hessischen Zentralbehörden von 1247 bis 1604. Band 16, 1930, S. 179.
  17. Jakob Henseling: Die Breitrück aus Wetter - In: Hessische Familienkunde Band 13 (1976/77) Sp. 245-256. Friedrich Küch: Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen, 1918, S. 495 und 500.
  18. Arthur Wyss: Hessisches Urkundenbuch: Urkundenbuch der Deutschorden-Ballei Hessen. Teil 1, Band 2, Leipzig 1884, S. 401.
  19. Heinrich Reimer, Arthur Franz Wilhelm Wyss: Hessisches Urkundenbuch, 1899, S. 514.
  20. Friedrich Küch: Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Marburg, Band 1, 1931, S. 564.
  21. Freudenthal, Schwalm-Eder-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon (Stand: 29. März 2022)
  22. Hessisches Hauptstaatsarchiv: 171, Z 879 (Abgerufen am 26. Juni 2022.)