Domschule Güstrow

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Blick auf die Domschule Güstrow (2011)
Die Domschule von 1579 (bezeichnet mit „L“, links),
Schloss Güstrow und die
Hofkirche, der „Güstrower Dom“ (bezeichnet mit „F“)
(Abb. 1653)[1]

Die Domschule Güstrow am Domplatz war eine 1552 durch Herzog Johann Albrecht I. von Mecklenburg (1525–1576) gestiftete Lateinschule und späteres Gymnasium in Güstrow. Ihr Gebäude von 1575/79 ist der älteste erhaltene Schulbau von Mecklenburg.

Ihre Geschichte begann 1236 als Stiftsschule zur Ausbildung des Kleriker-Nachwuchses, sie ist damit eine der ältesten Schulen im deutschen Sprachraum und die Schule mit der längsten Historie im heutigen Land Mecklenburg-Vorpommern.

Heinrich der Friedfertige, Gründer der Domschule
Domschule Güstrow um 1800

Eine Schule zur Ausbildung des Kleriker-Nachwuchses lässt sich in Güstrow seit der Gründung des Kollegiatstifts 1236 nachweisen. 1553[2] entstand die Neue Domschule mit der Vereinigung der alten Domstiftsschule und der Ratsschule, einer evangelischen Gelehrtenschule. Deren Gründung war bereits 1540 von Herzog Heinrich dem Friedfertigen verfügt worden. Mit dem Bau wurde jedoch erst 1560 durch Baumeister Philipp Brandin begonnen.[3] Der erste Rektor der Schule, Wolfgang Leupold (1517–1583),[4] war von Philipp Melanchthon empfohlen worden.

Trotz anhaltender Auseinandersetzungen zwischen den Herzögen, die die Schule als Fürstenschule nach sächsischem Vorbild führen wollten, und dem Rat der Stadt Güstrow über die Schulaufsicht entwickelte sich die Domschule in den folgenden Jahrzehnten zur angesehensten Schule des Landes.

Seit 1552 fanden in Güstrow Theatervorstellungen statt. Die Darsteller waren ausschließlich Schüler der Domschule Güstrow. Die Vorstellungen, welche die evangelische Lehre zu verbreiten helfen sollten, wurden bis zum Dreißigjährigen Krieg beibehalten.

1662 wurde der Stadt durch den Permutationsvergleich ein Kompatronat und weitgehende Schulaufsicht eingeräumt. Gleichzeitig wurde die Schulordnung von 1602 überarbeitet. Latein, bisher alleinige Unterrichtssprache, wurde erst ab der dritten Klasse verwendet, die Schule wurde für Bürger geöffnet. Mädchen blieben jedoch weiterhin ausgeschlossen. Weitere Reformen der Schulordnung erfolgten 1752 und, unter dem Rektorat von Adolph Friedrich Fuchs nach dem Vorbild des Unterrichts in den Schulen der Franckeschen Stiftungen, 1789. Obwohl weiterhin der Zugang zur Universität Ziel des Unterrichts blieb, wurde ein Schwerpunkt auf die allgemeine Bildung gelegt, die Schülern zugutekommen sollte, die einen praktischen bürgerlichen Beruf ergreifen wollten. Der Stundenplan sah ein Kurssystem vor, bei dem die Schüler nach ihren Fähigkeiten eingestuft wurden. Nur Latein und Religion blieben für alle Schüler obligatorisch.

1942 wurde die in ihrem Bestand bedrohte Domschule mit dem 1902 gegründeten Realgymnasium, das seit 1934 den Namen des niederdeutschen Dichters John Brinckman trug und bereits die dreifache Schülerzahl aufwies, zusammengelegt. Das alte Gymnasium wurde aufgelöst. Bis 1947 hieß die Schule, die ihren Sitz Am Wall Nr. 6 hatte, Vereinigte John-Brinckman-Schule und Domschule. Das heutige John-Brinckman-Gymnasium feierte 1983 sein 450-jähriges Bestehen.

Blick von der Kerstingstraße auf den Renaissance-Giebel der Domschule

Für die Domschule wurde 1575 bis 1579 am Domplatz nach Plänen des Baumeisters Philipp Brandin ein eigenes Gebäude im Renaissance-Stil errichtet, das als das älteste erhaltene Schulgebäude in Mecklenburg gilt. Es ist ein dreigeschossiger Ständerbau mit durchgezapften Deckenbalken, Zapfenschloss, Ziegelverblendung und Verputz. 1904 gab es einen Erweiterungsbau. Das Gebäude wurde bis 1974 als Schule genutzt und war danach Magazin des Museums.[5]

Anlässlich des 450. Jubiläums der Domschule im Jahr 2003 wurde die Außenfassade des historischen Schulgebäudes nach alten Befunden rekonstruiert.

Im September 2007 beauftragte die Stadtvertretung den Bürgermeister, ein Gesamtnutzungs- und Sanierungskonzept für den leerstehenden Gebäudekomplex alte Domschule und die ehemalige Kerstingschule zu erarbeiten.[6]

Die historische Schulbibliothek umfasste zu Beginn des 20. Jahrhunderts 60.000 Bände[7] und war die größte ihrer Art in Mecklenburg. Zeitweilig übernahm sie die Funktion der öffentlichen Bibliothek für Güstrow. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden große Teile des Altbestands in das Museum der Stadt Güstrow überführt, wo sie als kulturgeschichtliche Sammlung geführt wurden. Durch Auslagerung im April 1945 und politische Umstände der unmittelbaren Nachkriegszeit kam es zu einer weitgehenden Zersplitterung der Bibliothek. Reste befinden sich in der Museumsbibliothek Güstrow, die heute der Uwe-Johnson-Bibliothek angegliedert ist, in der Bibliothek des John-Brinckman-Gymnasiums sowie in der Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern in Schwerin, darunter 19 Inkunabeln in 14 Bänden.[8]

Von der einst bedeutenden Hansenschen Bildersammlung von ca. 50.000 Kupferstichen, die von Senator Georg Wilhelm Hansen (1736–1819) zusammengetragen und seit Mitte des 19. Jahrhunderts in der Bibliothek der Domschule verwahrt wurde, sind ebenfalls nur Reste (ca. 2400 Kupferstiche) im Museum erhalten.

Bekannte Schüler der Domschule und des Realgymnasiums

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Detail der Skulptur von Uwe Johnson vor dem John-Brinckman-Gymnasium

Bekannte Lehrer

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Adolf Friedrich Fuchs
  • Nachrichten von der Güstrowschen Domschule. jährlich 1810–1833 (Digitalisate), darin:
    • Johann Friedrich Besser: Nachrichten von der Güstrowschen Domschule. Elftes Stück, Güstrow 1823 (Verzeichnis aller Lehrer der Domschule bis 1670)
    • Johann Friedrich Besser: Nachrichten von der Güstrowschen Domschule. Zwölftes Stück, Güstrow 1823 (Verzeichnis aller Lehrer der Domschule von 1670 bis 1824)
  • Peter Lack: Die Domschule zu Güstrow. In: Güstrower Jahrbuch 2005, S. 81–85, ISBN 3-00-014827-2.
  • (Gustav Carl) Heinrich Raspe: Schulnachrichten von der Domschule zu Güstrow. 1853.
  • Heinrich Schnell: Das Unterrichtswesen der Grossherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Strelitz. Berlin: A. Hofmann & Co. 1909 (Monumenta Germaniae Paedagogica), Band 3, S. 382ff.
  • Steffen Stuth: Von der Fürstenschule zur modernen Lehranstalt. Zur Geschichte der Domschule. In: Güstrower Jahrbuch 2005, S. 85–91, ISBN 3-00-014827-2.
Commons: Domschule Güstrow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Martin Zeiller: Güstrow. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Saxoniae Inferioris (= Topographia Germaniae. Band 14). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1653, S. T15 (Bildtafel [Wikisource]).
  2. Vgl. Joachim Kremer: Das Kantorat des Ostseeraums im 18. Jahrhundert. S. 127 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Vgl. Joachim Kremer: Das Kantorat des Ostseeraums im 18. Jahrhundert. S. 127 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)., S. 127, Fußnote 2 m.w.Nw.
  4. Leupold hatte zunächst als Lehrer 1552 den Administrator zu Ratzeburg Christoph von Mecklenburg nach Paris begleitet, wohin dieser 15-jährig als Geisel entsandt worden war. Vgl. Titel. In: www.lexicus.de. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 31. März 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.lexicus.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven); Reinhard Kade: Wolfgang Leupold, ein Freiberger Kind, der Erzieher des Herzogs Christoph von Mecklenburg. In: Mitteilungen des Freiberger Altertumsvereins. 27, 1891, S. 49–54.
  5. Architekturführer DDR, Bezirk Schwerin, 1984, S. 75
  6. Titel. (PDF) In: www.guestrow.de. Güstrower Stadtanzeiger, November 2007, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 31. März 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/www.guestrow.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  7. Handbuch der historischen Buchbestände, herausgegeben von Bernhard Fabian, digitalisiert von Günter Kükenshöner, hier zitiert nach Bibliothek des Museums der Stadt Güstrow. In: www.b2i.de. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, abgerufen am 31. März 2020.
  8. Siehe dazu H. Maruardt: Die Inkunabeln der Domschulbibliothek zu Güstrow. Schulprogramm Ostern 1907, S. 24–37
  9. Lebensdaten. In: www.stadt-laage.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. September 2013; abgerufen am 31. März 2020.
  10. Otto Becker. In: www.catalogus-professorum-halensis.de. Abgerufen am 31. März 2020.
  11. Zur Schulchronik und Schulstatistik – Abiturnachweis. (PDF; 1,6 MB) In: digital.ub.uni-duesseldorf.de. Abgerufen am 31. März 2020 (Digitalisat eines Buches, Kapitel II, Titel nicht zu erkennen).
  12. Some of the prisoners held in special camp 11. In: www.camp198.fsnet.co.uk. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2016; abgerufen am 31. März 2020 (Lebenslauf bis 1945).
  13. Artikel in: Neues historisches Lexikon. In: www.haff-verlag.de/. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 30. Januar 2010; abgerufen am 31. März 2020.
  14. Superintendent Adolf Friedrich Fuchs. In: kenfuchs42.net. Abgerufen am 31. März 2020 (englisch, Lebensdaten Fuchs).
  15. Allgemeines Repertorium der Literatur. Bände 3 und 4, 1823, S. 466 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Koordinaten: 53° 47′ 29,8″ N, 12° 10′ 25,9″ O