John Hallett

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John Hallett jr. (* 1772; † 2. Dezember 1794 in Bedford) war ein Seeoffizier der britischen Royal Navy und von 1787 bis 1789 als Fähnrich ein Besatzungsmitglied des Segelschiffs Bounty.

Hallett (auch Hallet geschrieben) stammte aus gut situierten Verhältnissen. Sein Vater, John Hallett sen. (1744–1812), war Kaufmann und Mitglied der Society for the Improvement of Naval Architecture, mit besten Beziehungen zu deren Vizepräsident Sir Joseph Banks. Bei diesem bedankte sich der Vater in einem am 25. August 1787 zu Hythe bei Southampton verfassten Schreiben für dessen Fürsprache bei der Besetzung seines Sohnes auf einem der beiden vorgesehenen Planposten als Fähnrich (Midshipman) auf der HMS Bounty unter Lt. William Bligh zu der bevorstehenden Mission, die Brotfrucht von Tahiti nach Jamaika zu transportieren.[1] Der junge Hallett schrieb sich am 7. September 1787 in Deptford im Alter von 15 Jahren und aus London stammend in die Musterungsrolle der Bounty ein, deren Seereise am 23. Dezember 1787 begann.

An Bord teilte sich Hallett eine Koje mittschiffs unter Deck an der Steuerbordseite mit den Steuermannsmaaten Fletcher Christian und William Elphinstone, dem Fähnrich Edward Young, dem Assistenzarzt Thomas Ledward und dem Kabinenjungen Robert Tinkler. In der Einteilung für den Wachdienst an Deck gehörte er wie auch der Fähnrich Thomas Hayward der dritten von Christian geführten Wache an, die in den Morgenstunden von vier bis acht Uhr den Dienst an Deck zu versehen hatte. Beide wurden so am Morgen des 28. April Zeugen der ersten Augenblicke der um kurz nach fünf Uhr beginnenden Meuterei. Später hatte Hallett dazu nichts anderes aussagen können, als dass er gesehen habe, wie Christian gefolgt von Anderen Seemännern den vorderen Aufstieg nutzend das Deck betreten und ihn und Hayward mit vorgehaltenem Bajonett zu Schweigen gedroht habe, bevor sie unter das Achterdeck stiegen um dort Bligh gefangen zusetzen. In den Aussagen nahezu aller anderen Zeugen erscheint Hallett im Zustand des Schocks und nicht zu übersehender Verzweiflung, der die folgenden Stunden in gänzlicher Passivität durchlebt habe. Die ursprüngliche Intention der Meuterer war die Aussetzung von Bligh, seines Verwalters John Samuel und von Hayward und Hallett, wofür zunächst das kleinere Beiboot abgefiert werden sollte. Später ordnete Christian dann die Abfierung der größeren Barkasse an, mit der er sich der meisten Loyalisten entledigen wollte. Hallett durfte noch einmal unter Deck gehen um einige Habseligkeiten aus seiner Koje zu holen.

Nach der Beschreibung von John Fryer hatte Hallett ein Buch („The Requisite Tables“) mit Längen- und Breitengraden auf die Barkasse mitnehmen können, das sich für die anstehende Fahrt nach Kupang als überaus nützlich erwiesen habe, da daraus die Koordinaten der bekannten Küstenlinien von Neu-Holland und Niederländisch-Indien zu entnehmen waren.[2] Während dieser Fahrt wurde Hallett von Bligh zu dessen loyalsten Untergebenen gezählt, doch hatte dieses Verhältnis bis zur Ankunft auf Timor Schaden genommen. In seinem am 19. August 1789 in Kupang an seine Frau adressierten Brief sprach Bligh die Widersprüchlichkeiten Halletts in dessen Aussagen bezüglich der Meuterei an, von denen er offenbar verschiedene Beschreibungen präsentiert bekam. Außerdem habe sich der Fähnrich inzwischen als wertloser und unverschämter Schurke erwiesen („The latter [Hallett] has tuned out a worthless impudent scoundrel“). In Surabaya auf Java fielen Hallett und Elphinstone am 15. September als dienstunfähig auf, nachdem sie sich betrunken hatten. Am Tag darauf musste Bligh von einem niederländischen Beamten vernehmen, dass einige seiner Männer im betrunkenen Zustand gefordert haben, ihn nach Ankunft in England entweder hängen, oder vor die Mündung einer Kanone binden zu lassen. Noch am selben Tag verlangte er von Hallett, Ledward und Bootsmann William Cole („these wretches“) in einer eidesstattlichen Aussage gegenüber den niederländischen Autoritäten ihre Beschwerden gegen ihn anzuführen. Hallett gab dabei an, auf Tahiti einmal von Bligh geschlagen worden zu sein, nachdem er sich wegen eines tiefen Wasserstandes nicht getraut hatte, in ein Beiboot umzusteigen. Doch ansonsten habe sich der Kommandant kein Fehlverhalten, noch eine Mitverantwortung an der Meuterei zu schulden kommen lassen. Zusammen mit Hayward, dem Segelmacher Lawrence Lebogue und dem Rudergängersmaat George Simpson trat Hallet am 26. Oktober von Batavia aus auf dem holländischen Schiff Sparenrijk (VOC) die Heimreise an. Nach einem Zwischenhalt in der Tafelbucht, erreichte die Gruppe am 23. Mai 1790 Amsterdam und am 5. Juni vermeldete Bligh ihre Ankunft in England.

Zurück in England

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Am 22. Oktober 1790 war Hallett, immer noch im Rang eines Fähnrichs, in Portsmouth auf der HMS Royal William als Zeuge im Kriegsgerichtsprozess gegen Bligh vorgeladen. Nach dem Erhalt des Offizierspatents, diente er bereits im folgenden November als Leutnant auf der Fregatte HMS Active (32 Kanonen). Danach folgten Einsätze auf der HMS Narcissus (20) und HMS Savage (14). Im Frühjahr 1792 hatte Hester „Nessy“ Heywood einen Kontakt zu ihm aufgenommen, um sich seiner Unterstützung für ihren Bruder Peter Heywood, mit dem er angeblich freundschaftlich verbunden war, im bevorstehenden Prozess zu versichern. In einem Antwortschreiben erklärte er dazu nur, dass er per Eid an die Wahrheit gebunden sei. In seiner Aussage am 14. September 1792 auf der HMS Duke zu Portsmouth fiel Hallett dann auch mit belastenden Äußerungen gegen Heywood auf. So will er während der Meuterei seinen Kameraden lachend über das Deck tanzend gesehen haben. Auch den angeklagten Bootsmannsmaat James Morrison belastete er, indem er als Einziger diesen eine Muskete in den Händen haltend gesehen haben will. Von den anderen Zeugen der Anklage wurden diese Aussagen nicht bestätigt, wie sie auch die Aufnahmefähigkeit Halletts aufgrund seiner Gemütsverfassung während der Meuterei in Zweifel zogen. Von der Familie Heywood wurde sein Zeugnis als ausschlaggebend für die verhängten Schuldsprüche gegen Peter Heywood und James Morrison angesehen.

Kurz nach dem Prozess wurde Hallett auf die HMS Penelope (32) abkommandiert, mit der er mehr als ein Jahr in der Karibik diente. Im Februar 1794 kehrte er nach England zurück, um sich hier von einer schweren Erkrankung zu erholen. Zur selben Zeit wurden die Prozessprotokolle veröffentlicht, die von dem Juristen Edward Christian mit einem ausführlichen Anhang begleitet wurden, in dem mehrere Veteranen der Bounty ihre Eindrücke bezüglich der Schiffsführung durch William Bligh wiedergaben. Auch die Fähnriche Hayward und Hallett wurden darin unvorteilhaften erwähnt, als hier erstmals deren Versagen in den entscheidenden Augenblicken zu Beginn der Meuterei angesprochen wurde. So seien sie auf ihrem Posten während des Wachdienstes eingeschlafen und hätten so Christian und seinen Mitstreitern eine ungestörte Vorbereitung zur Schiffsübernahme ermöglicht. Dem noch im selben Jahr veröffentlichten Widerruf von Bligh steuerte Hallett einen am 1. August 1794 verfassten Brief bei, indem er seinem ehemaligen Kommandanten seine volle Unterstützung zusicherte und den gegen ihn und Hayward gerichteten Vorwurf der Pflichtvergessenheit zurückwies.

Scheinbar hatte sich Hallett von seiner Krankheit, die ihn Bewegungsunfähig gemacht hatte, nicht mehr erholen können. Seinem kurzen Nachruf im Gentleman’s Magazine nach starb er noch im Jahr 1794 in Bedford und wurde dort auf dem Friedhof der St. Mary’s Church bestattet.[3] Ein Grabdenkmal von ihm ist hier noch heute zu sehen. Sir John Barrow dagegen will Jahre später von einem ehemaligen Flaggoffizier der Penelope erfahren haben, dass Hallett an Bord des Schiffes gestorben sei. Angeblich habe er im Angesicht des nahen Todes seine Falschaussage gegen Heywood bereut.[4] Lady Diana J. Belcher, die Stieftochter Heywoods, wiederholte diese Behauptung danach in ihrem eigenen Werk.[5]

Erlebnisberichte

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  • Bligh, William, A voyage to the South sea, undertaken by command of His Majesty, for the purpose of conveying the bread-fruit tree to the West Indies, in His Majesty’s ship the Bounty, commanded by Lieutenant William Bligh. London 1792.
  • Morrison, James, Mutiny and Aftermath: James Morrison’s Account of the Mutiny on the Bounty and the Island of Tahiti. Hrsg. von Vanessa Smith, Nicholas Thomas. University of Hawaiʻi Press 2013.
  • Neil Chambers, The Indian and Pacific Correspondence of Sir Joseph Banks, 1768–1820. Vol. 2, London 2016.
  • Stephen Barney, Minutes of the Proceedings of the Court-martial Held at Portsmouth. London 1794.
  • John Barrow, The Eventful History of the Mutiny and Piratical Seizure of HMS Bounty: Its Causes and Consequences. (3. Ausgabe) London 1839.
  • Diana J. Belcher, The Mutineers of the Bounty and their descendants in Pitcairn and Norfolk Islands. London 1870.
  • Owen Rutter, The Court-Martial if the Bounty Mutineers. Edinburgh 1931.
  • Owen Rutter, The voyage of the Bounty’s launch as related in William Bligh’s despatch to the Admiralty and the journal of John Fryer. London 1934.

Einzelnachweise

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  1. Vgl. Chambers, Nr. 151, S. 228.
  2. Nevil Maskelyne, Tables Requisite to be Used with The Nautical Ephemeris for Finding the Latitude and Longitude at Sea. London 1781.
  3. Vgl. The Gentleman’s Magazine, Vol. LXIV, 2nd Part 1794, S. 1157. In diesem Nachruf wird irrig behauptet, dass Hallett auch an der zweiten Brotfruchtmission Blighs auf der HMS Providence teilgenommen habe.
  4. Vgl. Barrow, S. 263.
  5. Vgl. Belcher, S. 147.