John Weitz

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Hans Werner „John“ Weitz (geboren am 25. Mai 1923 in Berlin; gestorben am 3. Oktober 2002 in Bridgehampton, Suffolk County, New York) war ein deutschamerikanischer Modedesigner, Historiker und Schriftsteller[1] jüdischer Herkunft.[2] Der Historiker Walter Laqueur zählt ihn – neben Henry Kissinger und dem Bildhauer Walter Midener – zu den erfolgreichsten Vertretern der jungen „Generation Exodus“.[3]

Weitz wurde in Berlin als Sohn des Textilfabrikanten Robert Salomon „Bobby“ Weitz und dessen Ehefrau Hedwig „Hedy“ Weitz (geb. Jacob) geboren.[4] Seit 1964 war er in dritter Ehe verheiratet mit der Schauspielerin Susan Kohner; aus dieser Ehe gingen die beiden Söhne Paul Weitz und Chris Weitz hervor, die ihrem Vater nach eigener Aussage viel Inspiration verdanken.[5]

In erster Ehe (1943–1953) war Weitz verheiratet mit Sally Blauner Gould; aus dieser Ehe stammen eine Tochter, Karen Weitz Curtis, und ein Sohn, J. Robert Weitz.[6] Seine zweite Ehe mit Eve Orton, einer bekannten Modejournalistin[7], wurde 1964 geschieden.

Schulzeit, Emigration, Zweiter Weltkrieg

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Im Alter von zehn Jahren wurde Weitz Internatsschüler in England. Dort besuchte er von 1933 bis 1936 The Hall School (Hampstead, London) und von 1936 bis 1939 St. Paul’s School. Unter seinen Schulkameraden waren die Söhne der prominenten Nationalsozialisten Ernst Hanfstaengl und Botschafter Joachim von Ribbentrop[8] (des späteren Reichsaußenministers, über den Weitz 1992 eine Biographie[9] veröffentlichte). Nach dem Schulabschluss 1939 arbeitete er in Paris als Schüler des Modedesigners Edward Molyneux. 1938 waren seine Eltern aus dem nationalsozialistisch beherrschten Deutschland zunächst nach Paris und dann nach London emigriert. Von dort wanderte die Familie Weitz über Yokohama und Shanghai in die Vereinigten Staaten aus. Sie kam 1941 in Seattle an und ließ sich in New York City nieder.

In den Vereinigten Staaten arbeitete Weitz zunächst beim Auslandssender Voice of America, ließ sich aber 1942 zum Dienst in der United States Army einziehen und erhielt die US-amerikanische Staatsbürgerschaft. Von 1943 bis 1945 diente er als Nachrichtenoffizier – zuletzt im Rang eines Captain – im Office of Strategic Services (OSS). Zu seinen Aufgaben gehörte es, deutsche Kriegsgefangene zu verhören. In seiner Funktion als OSS-Offizier hatte er auch Kontakt zum militärischen Zweig des deutschen Widerstandes.[10]

1945, nach dem Ende seines Armeedienstes, war Weitz zunächst im Unternehmen seines Vaters (The Weitz Corporation) als Designer für Damenwäsche tätig.[11] 1947 gründete er das Unternehmen John Weitz Juniors Inc. mit Sitz in New York City, das Kleider und Sportkleidung für Frauen herstellte. 1954 folgte die Gründung des ebenfalls auf Damenmode spezialisierten Unternehmens John Weitz Designs Inc.[12] Ab 1964 wandte sich Weitz der Herrenmode zu. Dabei standen klassische Formen ebenso im Vordergrund wie Zweckmäßigkeit und Haltbarkeit der Kleidung.[13]

Da er als Designer für Herrenmode am Markt sehr erfolgreich war, ging er Ende der 1960er Jahre dazu über, Lizenzen für die Verwendung seines Markennamens zu erteilen. Dieser stand für eine breite und vielseitige Produktpalette, die in der Werbung als Ausdruck eines mondänen Lebensstils präsentiert wurde. Von John Fairchild, dem Herausgeber und Chefredakteur der Zeitschrift Women’s Wear Daily 1960–1996, stammt die Bemerkung, der Name John Weitz sei zum „allgemein bekannten Begriff“ (household name) geworden.[14] Sein „Lizenzimperium“ wurde nur von denjenigen Pierre Cardins und Christian Diors übertroffen.[15] Ende der 1970er-Jahre waren seine Kleider und Accessoires in rund 1.700 Kaufhäusern und anderen Geschäften in Amerika, Europa und Japan erhältlich.[16]

Von 1970 bis Ende der 1990er Jahre publizierte Weitz sowohl erzählende Literatur als auch historische Sachbücher, die sich vor allem mit dem nationalsozialistisch beherrschten Deutschland befassten. Besonders erfolgreich waren 1970 sein Roman The Value of Nothing über die Welt der Mode und seine Biographien 1992 über Joachim von Ribbentrop (Joachim Von Ribbentrop. Hitler’s Diplomat) und 1997 über Hjalmar Schacht (Hitler’s Banker. Hjalmar Horace Greeley Schacht). Zum Schreiben hatte ihn John Steinbeck ermutigt.[17] Zu Weitz’ Bekannten zählte auch Tom Wolfe,[18] der die Einleitung zu seiner Ribbentrop-Biographie verfasste.

Weitz veröffentlichte auch zahlreiche Zeitschriftenbeiträge über verschiedene Themen aus den Bereichen Mode und Stil, New York City, Autos[19] und Rennsport. Er selbst war in den 1950er Jahren Autorennen gefahren[20]; zu seinen Bekannten aus der deutschen Rennfahrerszene gehörten Huschke von Hanstein, Richard von Frankenberg und Wolfgang von Trips, mit dem er eng befreundet war.[8]

Auszeichnungen und Preise

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  • 1959: Sports Illustrated Award
  • 1960: NBC Today Award
  • 1964–1967: Caswell-Massey Awards
  • 1966: Harper’s Bazaar Medallion
  • 1974: Coty American Fashion Critics’ Award
  • 1975: Brilliant Pen Award
  • 1981: Cartier Award for Design Excellence
  • 1986: Cutty Sark Menswear Award
  • 1986: Mayor’s Liberty Award
  • 1988: Bundesverdienstkreuz
  • 1990: Dallas Menswear Mart Award
  • 1990: Fashion Institute of Technology President’s Award
  • 1992: Ellis Island Medal of Honor

Bücher (Auswahl)

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Einzelnachweise

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  1. Tina Kelley: John Weitz, 79, Fashion Designer Turned Historian, Dies, New York Times vom 4. Oktober 2002; Mary Rourke: John Weitz, 79; Fashion Designer, Writer Served as U.S. Agent in WWII, Los Angeles Times vom 5. Oktober 2002; Veronica Hornwell: Obituary: John Weitz, The Guardian vom 12. Oktober 2002; Obituary: John Weitz, The Telegraph vom 21. Oktober 2002.
  2. Über seine Identität sagte er in einem 1989 publizierten Interview: „Ich bekenne mich zu meiner jüdischen Herkunft, aber meine jüdischen Wurzeln sind rein deutsch. Ich werde nie aufhören, ein Deutscher zu sein, ebensowenig, wie ich jemals aufhören werde, Jude und Amerikaner zu sein.“ Siehe Herlinde Koelbl: Jüdische Portraits: Photographien und Interviews. S. Fischer, Frankfurt a. M. 1989, ISBN 3-10-040204-9, S. 264.
  3. Walter Laqueur: Generation Exodus. The Fate of Young Jewish Refugees from Nazi Germany. Brandeis University Press, Hanover / London 2001, S. 83f. Vgl. auch Peter Hellmann: Young, Desperate, Looking for Somewhere to Go. In: Wall Street Journal. 13. August 2001.
  4. Ronald Knoth: A Primer on John Weitz, Part One. (Memento vom 25. Februar 2012 im Internet Archive) In: The Bespoken: For Gentlemen. 25. Januar 2010.
  5. Naomi Pfefferman: About Two Boys. Late fashion designer John Weitz inspires his Academy Award-nominated sons, Paul and Chris. (Memento des Originals vom 5. Januar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.jewishjournal.com In: Jewish Journal vom 13. März 2003.
  6. Paid Notice: Deaths. Gould, Sally Blauner, New York Times vom 13. August 2006; siehe auch Omnilexica-Eintrag Sally Gould.
  7. Eve Orton, Editor, 72, New York Times vom 10. Juni 1988.
  8. a b Herlinde Koelbl: Jüdische Portraits: Photographien und Interviews. S. Fischer, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-10-040204-9, S. 263.
  9. John Weitz: Joachim Von Ribbentrop. Hitler’s Diplomat. Weidenfeld & Nicolson, London 1992, ISBN 0-297-81157-6.
  10. Herlinde Koelbl: Jüdische Portraits: Photographien und Interviews. S. Fischer, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-10-040204-9, S. 263 f.
  11. Irving Blauner and Frances Blauner v. Commissioner, United States Tax Court, 31. Juli 1967.
  12. Leonard Sloane: Designer Decries Men’s Styles; John Weitz Pleases Himself in Making His New Clothes. In: New York Times. 2. November 1965.
  13. John Weitz – Fashion Designer Encyclopedia.
  14. Ronald Knoth: A Primer on John Weitz, Part Two. (Memento vom 25. Februar 2012 im Internet Archive) In: The Bespoken: For Gentlemen. 27. Januar 2010.
  15. So der Nachruf in The Telegraph vom 21. Oktober 2002: Obituary: John Weitz.
  16. Obituary: John Weitz, The Telegraph vom 21. Oktober 2002.
  17. Ronald Knoth: A Primer on John Weitz, Part Three. (Memento vom 25. Februar 2012 im Internet Archive) In: The Bespoken: For Gentlemen. 29. Januar 2010.
  18. Cathy Horyn: Legacy; Growing up Weitz. In: New York Times. 20. Februar 2000.
  19. Siehe z. B. John Weitz: Auto Motive. In: New York Times. 27. März 1988.
  20. John Weitz papers, 1945-1998. im Archiv der New Yorker Universität The New School