Joja Wendt
Joja Wendt (bürgerl. Carl Johan Wendt; * 31. Juli 1964 in Hamburg) ist ein deutscher Jazz-Pianist und Komponist.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Joja Wendt wurde als Sohn des Hamburger Arztes Karl-Herbert Wendt und seiner Frau, der Sopranistin Barbara Wendt, in Hamburg geboren.[1] Er wuchs als drittjüngstes von neun Geschwistern zunächst in Istanbul auf, wo der Vater von 1967 bis 1974 als Chefarzt am Deutschen Krankenhaus arbeitete,[2] und kehrte nach der Trennung der Eltern mit seiner Mutter nach Deutschland zurück.[3] Nach Stationen in Salzburg, Berlin, Dortmund und München zogen sie zurück nach Hamburg, wo er das Lise-Meitner-Gymnasium in Hamburg-Osdorf besuchte und das Abitur ablegte.[1] Wendt begann im Alter von vier Jahren mit dem Klavierspielen. Er wendete sich nach dem Abitur dem Jazz zu und spielte regelmäßig in der Hamburger Musikkneipe Sperl, wo er von Joe Cocker entdeckt wurde. Cocker nahm Wendt als Pianist in das Vorprogramm seiner Deutschlandtournee auf, wodurch dieser rasch bekannt wurde.[4][5][6]
Wichtige Stationen dabei waren Konzerte mit Chuck Berry, dessen Deutschland-Tournee er auf dem Klavier begleitete, oder mit der Band Pur in der ausverkauften Arena Auf Schalke, und die Filmmusik zu 7 Zwerge – Männer allein im Wald (2004). Nach Stationen im holländischen Hilversum und einem Studium in New York City kehrte er nach Hamburg zurück, wo er heute mit Ehefrau und zwei Kindern in Groß Flottbek lebt. Zusammen mit Stefan Gwildis und Rolf Claussen tritt er seit 2011 als Söhne Hamburgs auf. Neben seiner Leidenschaft für Jazz, Blues und Boogie-Woogie liegt ihm auch die musikalische Früherziehung am Herzen.
Neben seiner Musikkarriere spielte Wendt Tischtennis für die erste Herren-Mannschaft der SG Grün-Weiß-Rot Nienstedten / TuS Osdorf in der Hamburg-Liga, der höchsten Hamburger Spielklasse.[7][8]
Im Alter von 27 Jahren wurde Wendt am Steuer seines Autos sitzend in einen Verkehrsunfall verwickelt, als ein stark alkoholisierter Obdachloser vor sein Auto lief. Wendt erlitt eine schwere Handverletzung, wodurch seine weitere Karriere als Pianist zeitweise in Gefahr war.[9]
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wendt ist unter anderem Träger des Louis-Armstrong-Preises[10] und wurde vom Traditionshaus Steinway & Sons in den Kreis der Steinway-Künstler aufgenommen.[11]
Piano Academy
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Joja Wendt betreibt eine Online Piano-Academy, bei der in über 300 Videos überwiegend das Improvisieren und freie Spielen gelehrt wird. Gastlehrer in dem Kurs sind unter anderem Udo Lindenberg und Otto Waalkes.[12][13] Neben verschiedenen kostenpflichtigen Bundles und Abo-Modellen sind auch 34 kostenlose Videos verfügbar.[14]
Diskografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die bisher erschienenen Alben, chronologisch geordnet:
- The Art Of Boogie-Woogie (1991)
- Cookin' (1992)
- Live (1993)
- Fifty-Fifty (1994) (mit Inga Rumpf)
- Good Morning Blues (1995) (mit Abi Wallenstein)
- The Art Of Early Jazz Piano (1996)
- In The 25th Hour (1996) (mit Inga Rumpf)
- Blues On Air (1997) (mit Abi Wallenstein)
- Live At Lloyds (1997) (mit Inga Rumpf)
- Pacifique (1997) (mit Les McCann)
- hummelflug.de (1998)
- L'eglise (1999)
- Der Pianist (2000)
- Showtime (2002)
- Live! ... sehr schwer zu spielen (2003)
- The Grand Piano (2005)
- Mit 88 Tasten um die Welt (2007)
- Im Zeichen der Lyra (2011)
- JOJAs Klaviermusik (2016)
Filmografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 2003 – 2004: Wer kennt die Hits? (NDR)
- 2004: 7 Zwerge – Männer allein im Wald
- 2005: Zibb
- 2006: Hermann & Tietjen
- 2006: 7 Zwerge – Der Wald ist nicht genug
- 2007: Volle Kanne
- 2007 – 2008: DAS!
- 2008: Happy Otto – Wir haben Grund zum Feiern ...
- 2008: Dein Song
- 2008: Wetten, dass ..?
- 2008: Joja Wendt – Mit 88 Tasten um die Welt: Live
- 2008: Ein Abend für ...
- 2009: NDR Talk Show
- 2013: Heinz Erhardt ist Kult! Der große Humorist und sein Erbe
- 2013: Krömer – Late Night Show
- 2013: Deutschlands Superhirn
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Joja Wendt bei IMDb
- Werke von und über Joja Wendt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Die offizielle Homepage
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Hamburger Abendblatt - Hamburg: Ein schräger Typ. 27. September 2008, abgerufen am 30. August 2022 (deutsch).
- ↑ Artikel Deutsches Ärzteblatt. Abgerufen am 31. August 2022.
- ↑ Joja Wendt: „Ich habe geschwänzt, um Klavier zu spielen“ - Interview - Stuttgarter Kindernachrichten. Abgerufen am 5. September 2022.
- ↑ Die Hamburger Morgenpost schreibt am 6. Mai 2005 unter Großartiges Tasten-Feuerwerk: „[…] Lachstürme, wenn Wendt das Kalauergedicht vom Auerhahn zitiert oder mit seinen langjährigen Begleitern Thomas Biller und Christoph Buhse für einen Ausflug in die Anfänge ihrer Karriere auf die Knie geht, um am Miniflügel […] im höchsten Falsett zu rocken […] Der Mann hat eben den Schalk im Nacken – und obendrein in den Fingern, wie seine launigen Gratwanderungen zwischen allen Stilen hören lassen. Jazz, Blues, Boogie, Pop und Klassik perlen ihm so leicht über die Tasten, dass selbst das schiefe A-cappella-Ständchen zum Abschied noch wie große Kunst erscheint.“
- ↑ Die Nordwest-Zeitung (11. Februar 2005) spricht von der Guinness-Show der Rekorde – keiner spielt schneller Klavier als Joja Wendt: Als im Oldenburger Konzert eine Videokamera seine Finger auf die Leinwand projiziert, „verschwimmt das Bild. So schnell ist die Digitaltechnik noch nicht.“ Typisch für seinen Humor ist die zitierte Bemerkung: „Mensch“, staunt er in der Weser-Ems-Halle, „ist das voll hier. Ich wusste gar nicht, dass Oldenburg so viele Einwohner hat.“
- ↑ Die Bayerische Rundschau vom 31. März nennt ihn „virtuos mit viel Wortwitz“ und schreibt u. a.: „Seine Virtuosität und Klasse, gepaart mit Slapstick, lyrischem Talent und seinem mitreißenden Wortwitz, kennzeichneten das Konzert […] Es ist der gute alte Boogie-Woogie, jene […] ansteckend-fröhliche Mutter des Piano-Jazz, den Joja Wendt meisterlich beherrscht […] Der Zuhörer lässt sich mitreißen, kann bald nicht mehr anders, als im Takt mitzuswingen.“
- ↑ „Ein Match an der Platte ist wie eine Frischzellenkur“, in Hamburger Abendblatt vom 2. Juni 2017, abgerufen am 7. August 2019.
- ↑ Mannschaftsaufstellungen der SG Grün-Weiß-Rot Nienstedten / TuS Osdorf auf www.mytischtennis.de, abgerufen am 7. August 2019.
- ↑ Volle Kanne. TV-Morgensendung mit Joja Wendt als Studiogast aus Anlass der Veröffentlichung seiner Autobiografie Spiel doch mal leiser!, 25. Mai 2021, 80 Min. Moderation: Florian Weiss. Eine Produktion von ZDF
- ↑ Den Preis erhielt er im November 2000; vgl. https://www.boogie-online.de/musiker/boogie_musiker.php?artistID=jwendt
- ↑ Die Zeitung Rheinland 24 berichtet in ihrer Online-Ausgabe am 14. April 2008, dass er im Jahre 2005 in den Kreis der Steinway & Sons Künstler aufgenommen wurde. https://archive.today/2013.07.02-111700/http://www.rheinland24.info/index.php?option=com_content&task=view&id=429&Itemid=51
- ↑ Jojas Piano Academy. Abgerufen am 16. August 2021.
- ↑ Jojas Piano Academy GmbH, Hamburg. Abgerufen am 31. August 2022.
- ↑ [2020] Die 5 besten kostenlosen Online-Kurse zum Klavier spielen lernen. 5. Januar 2019, abgerufen am 19. Oktober 2020 (deutsch).
Personendaten | |
---|---|
NAME | Wendt, Joja |
ALTERNATIVNAMEN | Wendt, Johan (wirklicher Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Jazz-Pianist und Komponist |
GEBURTSDATUM | 31. Juli 1964 |
GEBURTSORT | Hamburg |