Jonathan Garfinkel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Jonathan Garfinkel (* 1973[1] in Toronto) ist ein jüdisch-kanadischer Bühnenautor und Buchautor, der besonders mit seinem Stück The Trials of John Demjanjuk: A Holocaust Cabaret (deutsch: Die Demjanjuk-Prozesse) Bekanntheit erlangte.

Garfinkel stammt aus einem zionistischen Elternhaus und lernte Hebräisch und Jiddisch. Er besuchte die Bialik Hebrew Day School in Toronto, die er 1987 abschloss.[2] Vom Zionismus löste er sich als Erwachsener. Er arbeitete als Kellner, Tischler und Lehrer für englische Literatur, ehe er sich dem Schreiben widmete.[3]

2005 veröffentlichte er den Lyrikband Glass Psalms. 2007 folgte der autobiografische Band Ambivalence, in dem er die Lösung vom Zionismus beschreibt, die insbesondere durch eine Reise nach Israel ausgelöst wurde.[3] Während seines Aufenthalts besuchte er im Westjordanland Lager palästinensischer Flüchtlinge.[4] Jean Hannah Edelstein urteilte über das Buch im New Statesman: „Dieses Buch ist gleichermaßen schmerzhaft wie schön zu lesen […]“.[5]

Über sein Stück Die Demjanjuk-Prozesse, das 2004 in Kanada uraufgeführt und 2010 in Deutschland am Theater Heidelberg von Catja Baumann inszeniert wurde, schrieb Christian Gampert bei Deutschlandradio Kultur: „[…] Jonathan Garfinkel […] nimmt sich die Freiheit zu sagen: Solche Prozesse sind absurd, sie kratzen nur an der Oberfläche. Garfinkel betreibt seine Publikums-Verunsicherung allerdings mit theatralischen Mitteln, die in Deutschland bei diesem Thema neu sind: Verständnis auch für die Täter, bissige Songs, Gerichts-Satire, Holocaust-Witze.“[1]

Auch sein Stück House of Many Tongues (deutsch Haus der vielen Zungen) wurde in Deutschland, im Schauspielhaus Bochum, von Kristo Šagor inszeniert.[6] Im Onlineportal DerWesten schrieb Sven Westernströer: „Der Dramatiker ist kanadischer Jude. Das sollte man wissen, um zu verstehen, warum sich Garfinkel in seinem Stück einem hochsensiblen und emotional aufgeladenen Thema wie dem Nahost-Konflikt zwar mit gebotenem Respekt, aber auch mit einer gewissen Distanz und befreienden Ironie nähert. Seine Figuren, ob Israeli oder Palästinenser, sind allesamt Typen, die man gern hat […]“.[7]

Als Autor veröffentlicht er außerdem unter anderem in der Jüdischen Allgemeinen, in The Globe and Mail und Walrus. Er lebt in Toronto, Budapest und Berlin.[8]

Garfinkel wurde mehrfach ausgezeichnet. Er erhielt unter anderem 2006 das Toronto Arts Council Senior Writers Stipendium und 2008 den K. M. Hunter Award als bester Nachwuchsdramatiker. 2009 erhielt er ein Stipendium der Akademie Schloss Solitude.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Christian Gampert: Holocaust-Cabaret, Deutschlandradio Kultur vom 31. März 2010
  2. Renee Ghert Zand: School's Out. In: The Jerusalem Report vom 23. Mai 2011 (englisch)
  3. a b Christian Gampert: Ein Holocaust-Kabarettist. In: Deutschlandradio Kultur vom 14. April 2010
  4. Joshua Blum: Deeply personal look at Mideast. In: Winnipeg Free Press vom 28. Oktober 2008 (englisch)
  5. Jean Hannah Edelstein: The divided self. In: New Stateman vom 31. März 2008 (englisch)
  6. Jonathan Garfinkel in jewsy.com (englisch)
  7. Sven Westernströer: Zwei unter einem Dach (Memento vom 28. Juli 2012 im Webarchiv archive.today), Der Westen, 20. Oktober 2008
  8. Jonathan Garfinkel (Memento vom 19. Dezember 2016 im Webarchiv archive.today) in Playwrights Canada Press (englisch)