Jonathan Jacob Meijer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Jonathan Jacob Meijer (geboren 1981 oder 1982) ist ein Samenspender, der in den Niederlanden geboren wurde.[1] Im April 2023 schätzte ein niederländisches Gericht, dass mit Meijers Ejakulat zwischen 500 und 600 Kinder gezeugt worden seien,[2] möglicherweise wurden sogar bis zu 3000 Kinder auf mehreren Kontinenten mittels seines Ejakulats gezeugt.[3]

Biografischer Hintergrund

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Meijer wurde 1981 oder 1982 in eine Familie mit sieben weiteren Geschwistern geboren. Er studierte Sozialkunde auf Lehramt und arbeitete bis 2010 als Lehrer. Beschäftigungen als Postbote und Berater für Kryptowährungen folgten.[1][4][5] 2023 gab er Musiker als Beruf an.[6]

Illegale Samenspenden und Gefahr ungewollten Inzests

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Meijer begann im Jahr 2007 mit Samenspenden.[7]

Im Jahr 2017 wurde Meijer die Samenspende für niederländische Kliniken untersagt, nachdem die niederländische Gesellschaft für Geburtshilfe und Gynäkologie festgestellt hatte, dass er der Vater von über 100 Kindern in elf verschiedenen Kliniken war.[1][2][8] In den Niederlanden verpflichtet sich ein Spender per Gesetz einer einzigen Samenbank und diese darf maximal 25 Portionen des Ejakulats für künstliche Befruchtungen zur Verfügung stellen. Die Dutch Donor Child Foundation stellte fest, dass zusätzlich zu den 102 in Kliniken in-vitro-gezeugten Kindern mindestens 80 weitere Kinder in den Niederlanden durch private Vereinbarungen gezeugt wurden.[9]

Seine Spende soll so weit verbreitet sein, dass in Almere drei Kinder in derselben Nachbarschaft gewohnt und sogar gemeinsam dieselbe Kindertagesstätte besucht haben sollen.

Nach seinem Verbot in den Niederlanden spendete Meijer weiterhin für internationale Kliniken wie Cryos International sowie für private Websites.[2] Meijer hat auch in der Ukraine gespendet, und angesichts seiner zahlreichen Reisen u. a. nach Mexiko ist es nicht ausgeschlossen, dass auch hier gespendet wurde.[8][10] Meijers Nachkommen leben auch in Spanien, Deutschland und Italien.[11]

Gerichtsverfahren

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2023 reichte die Donorkind-Stiftung eine Zivilklage gegen Meijer ein, in der sie gerichtliche Schritte beantragte, da sie einen ungewollten Inzest unter den Kindern befürchtete und die niederländische Höchstzahl von 25 Spenderkindern überschritten wurde.[1] Meijer verteidigte sich damit, dass er lediglich Eltern helfen wollte, die nicht schwanger werden konnten,[11] und dass eine Entscheidung gegen ihn einer juristischen Kastration gleichkäme.[12] Meijer erklärte dem Gericht, dass er derzeit nur an Eltern spendet, die bereits ein Kind mit ihm gezeugt haben.[13]

Im April 2023 ordnete ein niederländisches Gericht an, dass Meijer kein Sperma mehr spenden darf, und verurteilte ihn zu einer Geldstrafe von 100.000 Euro für jeden weiteren Verstoß. Außerdem wurde Meijer vom Gericht angewiesen, die Vernichtung seines in Kliniken gelagerten Samens zu beantragen, es sei denn, er wird als Reserve für Eltern von Kindern gehalten, die mit seinem Samen gezeugt wurden.[2] Das Gericht stellte fest, dass Meijer die Empfänger von Samenspenden über die Zahl der von ihm gezeugten Kinder „absichtlich falsch informiert“ hat. Das Gericht stellte fest, dass dadurch ein „riesiges Verwandtschaftsnetz mit Hunderten von Halbgeschwistern“ entsteht und dass es „hinreichend plausibel“ ist, dass die Kinder dadurch negative psychosoziale Folgen erleiden könnten.[7][10]

Wie das Beispiel aus Almere zeigt, ist es nicht undenkbar, dass sich die Kinder von Meijer treffen. Der Westermarck-Effekt verhindert normalerweise, dass Geschwister inzestuöse Beziehungen eingehen. Aber in dieser Situation, in der verwandte Kinder nicht zusammen aufwachsen und nicht immer wissen, dass jemand ein Halbbruder oder eine Halbschwester ist, ist die Wahrscheinlichkeit einer solchen Beziehung höher. Dieser potenzielle Schaden war daher ein Grund für die Donorkind-Stiftung und eines der betroffenen Elternteile, eine Klage gegen Meijer einzureichen.[11][14]

Selbsteinschätzung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während des Prozesses wies Meijer darauf hin, dass es sich um ein „neues Konzept“ handele, das sich auf eine Familie mit mehr als 500 Kindern beziehe, und bemerkte: „Es liegt an uns, das zu gestalten. Die Frage ist auch: Ist es notwendig, mit all den anderen Kindern eine Beziehung einzugehen? Diese Bemerkung kam bei den Empfängereltern nicht gut an, die angaben, dass sie sich in ein soziales Experiment begeben hätten.“[14] Meijer bezeichnete sich selbst als „bekannter Spender plus“ und war der Meinung, sich stark für die Kinder einzusetzen, die er gezeugt habe. Sein Anwalt sagte: „Am Vatertag bekommt er Dutzende von Paketen mit netten Basteleien zugeschickt. Er hat jeden Tag mit den Kindern und ihren Eltern zu tun.“[15]

Im Juli 2024 veröffentlichte Netflix eine Dokumentation über Meijer, die den Namen Der Mann mit 1000 Kindern trägt. In der Dokumentation werden die durch Meijer gezeugten Kinder auf zwischen 500 und 3000 geschätzt.[4] lm September 2024 gab Meijer bekannt, dass er gegen die Ausstrahlung der Serie Klage eingereicht habe, da die Zahlen über seine Vaterschaften unwahrheitsgemäß in der Serie dargestellt worden seien.[16]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d Serial Sperm Donor Taken to Court Over Incest Fears After Fathering 550 Children. In: VICE. 29. März 2023, abgerufen am 5. September 2024 (amerikanisches Englisch).
  2. a b c d Stephanie van Den Berg: Dutch court bans father of hundreds from donating sperm. In: Canberra Times. 28. April 2023, abgerufen am 5. September 2024 (australisches Englisch).
  3. Agnes Wolf: Wurde wegen Inzucht angeklagt:Jonathan Meijer: Dieser Mann soll 1000 Kinder gezeugt haben. In: Focus. 17. Juli 2024, abgerufen am 5. September 2024.
  4. a b Who Is 'The Man With 1,000 Kids'? All About Serial Sperm Donor Jonathan Meijer at Center of New Netflix Series. In: people.com. Abgerufen am 5. September 2024 (englisch).
  5. Samenspender kriegt nicht genug: „Ich habe mindestens 550 Kinder“. In: Bild. 18. Juni 2023, abgerufen am 6. September 2024.
  6. Samenspender vor Gericht: Er soll 550 Kinder gezeugt haben. In: Tag24. 27. März 2023, abgerufen am 6. September 2024.
  7. a b Emilia McGarvey: "Sperm donor who fathered 550 children ordered to stop". In: BBC. Abgerufen am 5. September 2024 (britisches Englisch).
  8. a b Robin Pascoe: Dutch sperm donor fathers at least 102 children: RTL. 19. August 2017, abgerufen am 5. September 2024 (britisches Englisch).
  9. Jacqueline Mroz: "The case of the serial sperm donor". In: New York Times. Abgerufen am 5. September 2024 (amerikanisches Englisch).
  10. a b ä Who Is 'The Man With 1,000 Kids'? All About Serial Sperm Donor Jonathan Meijer at Center of New Netflix Series. Abgerufen am 5. September 2024 (englisch).
  11. a b c Dutch court orders sperm donor to stop after 550 children. In: Deutsche Welle. 28. April 2023, abgerufen am 5. September 2024 (englisch).
  12. Dutch court orders 'Superdonor' to stop donating sperm. In: Le Monde. 29. April 2023 (lemonde.fr [abgerufen am 5. September 2024]).
  13. Isabel Ferrer: Dutch serial sperm donor: ‘I am not a mad bull with an urge to procreate’. In: El País. 14. April 2023, abgerufen am 5. September 2024 (amerikanisches Englisch).
  14. a b 'Massazaaddonor' Jonathan M. is al 'minder actief', maar wil wel kunnen doneren. In: NOS. 13. April 2023, abgerufen am 5. September 2024 (niederländisch).
  15. DPG Media Privacy Gate. Abgerufen am 5. September 2024.
  16. Dutch sperm donor from 'The Man with 1000 Kids' suing Netflix. In: The Brussels Times. 6. September 2024, abgerufen am 6. September 2024 (englisch).