Jonathan Tetelman

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Jonathan Tetelman (geboren 1988 in Castro, Chile) ist ein chilenisch-US-amerikanischer Opernsänger im Stimmfach des „Tenore spinto“.

Leben und Wirken

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Jonathan Tetelman wurde im Alter von sieben Monaten von einem amerikanischen Ehepaar adoptiert und wuchs in Princeton im US-Bundesstaat New Jersey auf. Schon als Kind fiel seine schöne Stimme auf. Sein Talent wurde an der American Boychoir School of Music in Princeton gefördert. Seine Gesangsstudien absolvierte er zunächst an der Manhattan School of Music in New York mit dem Bachelor-Abschluss im Fach Bariton. Anschließend studierte er am Mannes College of Music bei Mark Schnaible und Patricia McCaffrey und wechselte dort ins Tenorfach.

Bevor er seine Laufbahn als Sänger begann, verdiente er drei Jahre als DJ in Diskotheken und Clubs von Manhattan seinen Lebensunterhalt.[1] Nach dem Gewinn mehrerer Gesangspreise wurde er zum Tanglewood Music Festival eingeladen und debütierte dort 2018 – für Piotr Beczała einspringend – als Rodolfo in Puccinis La Bohème in einer Produktion mit dem Boston Symphony Orchestra unter Leitung von Andris Nelsons.[2]

Mit Puccini begann Tetelman auch seine Karriere in Europa. Er verkörperte diese Rolle an der English National Opera, der Dresdner Semperoper, der Komischen Oper Berlin sowie am Londoner Royal Opera House. Als Mario Cavaradossi in Tosca gastierte er am Gran Teatre del Liceu Barcelona, am Teatro Regio in Turin, an der Oper Malmö und an der Opéra de Lille, als Pinkerton in Madama Butterfly an der Opéra National de Montpellier und an der Semperoper.

In der Saison 2017/18 trat er beim Berkshire Opera Festival als Herzog von Mantua in Verdis Rigoletto und an der New Orleans Opera als Marco in George Whitefield Chadwicks Tabasco auf.[3][4] Weiters sang er die Titelpartie in Massenets Werther, zunächst 2018 an der Opera del Teatro Solis in Montevideo und 2019 am Gran Teatro Nacional de Lima.[5][6] Am Royal Opera House London hatte er im Januar 2020 sein Hausdebüt als Alfredo in La traviata.[7][8] Im März 2021 gab er sein Rollendebüt als Paolo in Zandonais selten gespielter Oper Francesca da Rimini an der Deutschen Oper Berlin, im Oktober 2021 folgte, an der Seite von Hrachuhí Bassénz, sein Debüt in der Titelpartie von Verdis Stiffelio an der Opéra national du Rhin.[9][10] Anfang 2022 sang er in einer radikalen Tosca-Neuinterpretation von Martin Kušej die Rolle des Malers Mario Cavaradossi im Theater an der Wien.[11][12] Im April 2022 gab er an der Oper Frankfurt am Main sein Rollendebüt als Graf Loris Ipanoff in Fedora.[13][14] Beim Maggio Musicale Fiorentino 2022 sang er an der Seite von Plácido Domingo den Jacopo Foscari in Verdis I due Foscari.[15] Bei den Salzburger Festspielen debütierte er 2023 als Macduff in Verdis Macbeth.[16] In der Spielzeit 2023/24 sang er an der Deutschen Oper Berlin den Luigi im Puccini-Einakter Il tabarro in einer Inszenierung von Pınar Karabulut.[17] Im März 2024 debütierte Tetelman an der Metropolitan Opera in New York als Ruggero in La Rondine von Giacomo Puccini.[18]

Tetelman tritt auch im Konzertsaal auf, seltener in klassischen Chor-Orchesterwerken wie Beethovens 9. Sinfonie, Verdis Requiem oder Edgar Elgars Oratorium The Dream of Gerontius, häufiger in Abenden mit Opernarien und Duetten, beispielsweise der Kopenhagener Verdi-Gala (mit der Sopranistin Yana Kleyn und dem Bariton Christopher Maltman). Ende 2020 war er gemeinsam mit seinen Tenorkollegen José Simerilla Romero und Matthew White in einem Weihnachtskonzert in Nanuet im Bundesstaat New York zu hören.[19] In Gran Canaria sang er Arien von Verdi, Puccini, Ponchielli und Bizet, in der Dresdner Frauenkirche adventliche Festmusik. 2021 unternahm er mit Elīna Garanča eine Konzerttournee in Osteuropa, gewidmet der Oper Carmen, ausgestrahlt von Bartók Rádió.[20]

Opernrepertoire

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Tetelman vertritt das Rollenfach des „Tenore spinto“. Zu den Schwerpunkten seines Repertoires gehören Opern des Verismo sowie von Giuseppe Verdi, zuvörderst Rodolfo in La Bohème, Mario Cavaradossi in Tosca, Canio in Leoncavallos Pagliacci und Werther in Massenets gleichnamiger Oper. Er singt jedoch auch Rollen, die eher dem lyrischen Fach zugerechnet werden, wie den Herzog in Rigoletto oder Alfredo in La traviata. Zu seinem Repertoire zählt auch Don José in Carmen. Es gibt weiters eine Aufnahme der Arie „La vita è inferno“ aus Verdis La forza del destino aus Kopenhagen, einer weiteren Spinto-Partie.[21] Die Arie des Calaf, Nessun dorma, trug er 2017 in Maryland mit Klavierbegleitung vor.[22]

Chart­plat­zie­rungen
Erklärung der Daten
Alben[23]
The Great Puccini
 DE7106.10.2023(2 Wo.)

2021 unterzeichnete er einen Exklusivvertrag mit dem Label Deutsche Grammophon.[24][25] Im August 2022 erschien seine Debüt-CD, die überwiegend dem Verismo und Verdi gewidmet ist.[26][27] Im Folgejahr erschien das Album The Great Puccini.[28]

Einzelnachweise

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  1. NATS: Jonathan Tetelman A Live or Die Kind of Thing, 22. April 2020
  2. Matt Costello: Tanglewood Festival 2018 – La Bohème. In: Operwire. 17. Juli 2018, abgerufen am 8. August 2023 (englisch).
  3. Nueva producción de Ópera Colombia para la Temporada de Ópera 2018: Jonathan Tetelman - Tenor. Abgerufen am 29. Januar 2022
  4. The TABASCO Opera by George Whitefield Chadwick. Auszüge. Abgerufen am 29. Januar 2022
  5. Teatro Solís estrena Werther. Abgerufen am 29. Januar 2022
  6. El desafío de Werther en Lima. Aufführungskritik. In: El Comercio vom 29. August 2019. Abgerufen am 29. Januar 2022
  7. Opera Wire: Artist Of The Week: Jonathan Tetelman, 20. Januar 2020
  8. Francisco Salazar: Royal Opera House Announces Cast Change For ‘La Traviata’. Operawire.com vom 14. Januar 2020. Abgerufen am 29. Januar 2022
  9. Judith von Sternburg: „Francesca da Rimini“: Nacht der Liebe. Aufführungskritik. In: Frankfurter Rundschau vom 15. März 2021. Abgerufen am 29. Januar 2022
  10. OPÉRA | Stiffelio | ENTRETIEN "Les solistes - Jonathan Tetelman, Hrachuhí Bassénz". Vorbericht, Videos und Interviews. Abgerufen am 29. Januar 2022
  11. Tosca am Theater an der Wien in der radikalen Lesart von Martin Kušej. Aufführungskritik. Abgerufen am 3. September 2022.
  12. Reinhard Kager: Martin Kušej inszeniert „Tosca“ in Wien. Aufführungskritik, FAZ vom 20. Januar 2022. Abgerufen am 3. September 2022.
  13. [1]. Aufführungskritik. Abgerufen am 3. September 2022.
  14. Jan Brachmann: Umberto Giordanos Fedora an der Oper Frankfurt. Aufführungskritik, FAZ vom 6. April 2022. Abgerufen am 3. September 2022.
  15. Firenze applaude “I due Foscari”. Aufführungskritik. Abgerufen am 3. September 2022.
  16. Jürgen Kesting: Eine Lady, wie von Verdi erträumt. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 30. Juli 2023, abgerufen am 19. September 2023.
  17. Il trittico. Produktionsdetails und Besetzungen. Offizielle Internetpräsenz Deutsche Oper Berlin. Abgerufen am 3. April 2024
  18. DEBÜT AN DER METROPOLITAN OPERA MIT PUCCINI. BR-Klassik vom 2. April 2024. Abgerufen am 3. April 2024
  19. The Church of St. Anthony: "O Holy Night" Adolphe Adam, 30. Dezember 2020
  20. Jonathan Tetelman, abgerufen am 20. Januar 2022
  21. Tamino-Klassikforum: Entdeckungen Neue Stimmen, abgerufen am 19. Januar 2022
  22. Maryland Lyric Opera: "Nessun dorma" Jonathan Tetelman and Brad Clark, 25. September 2017
  23. Chartquellen: DE
  24. Tenor Jonathan Tetelman unterzeichnet Exklusivvertrag bei Deutsche Grammophon. Offizielle Internetpräsenz Deutsche Grammophon. Abgerufen am 29. Januar 2022.
  25. Tenor Jonathan Tetelman ist neuer Exklusivkünstler bei Deutsche Grammophon. KlassikAkzente.de. Abgerufen am 29. Januar 2022.
  26. Deutsche Grammophon: Jonathan Tetelman, abgerufen am 19. Januar 2022
  27. Jürgen Kesting: Debüt-CD des Tenors Jonathan Tetelman, Rezension FAZ vom 28. August 2022. Abgerufen am 3. September 2022.
  28. Rezension von Uwe Friedrich. Oper!, 3. Oktober 2023, abgerufen am 31. Januar 2024.