Josef Bor
Josef Bor, auch Joseph Bor, eigentlicher Name Josef Bondy (geboren am 2. Juli 1906 in Mährisch Ostrau, Österreich-Ungarn; gestorben am 31. Januar 1979 in Prag) war ein tschechischer Jurist und Schriftsteller, der Auschwitz überlebte.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Josef Bondy wurde 1906 als Sohn einer tschechisch-jüdischen Familie in Ostrava (Mährisch Ostrau) in der Markgrafschaft Mähren, die damals ein Kronland der Österreichisch-Ungarischen Monarchie war, geboren. Sein Vater war der Dr. jur. Julius Bondy, seine Mutter Anna Bondy, geborene Lustig. Er besuchte bis 1924 das Gymnasium in Ostrava.
Bondy studierte Jura an der Universität Brünn, er wurde 1929 promoviert. Danach arbeitete er als Anwalt in Ostrava.
In der Protektoratszeit wurden er und seine Familie nach dem Heydrich-Attentat, im Juni 1942, in das neugeschaffene Ghetto Theresienstadt deportiert. Sein siebzigjähriger Vater starb dort. Er, seine Mutter, seine Frau und seine beiden kleinen Kinder wurden im Oktober 1944 in das KZ Auschwitz verbracht, wo seine Familie unmittelbar nach der Ankunft in der Gaskammer ermordet wurde. Bor selbst musste im KZ Monowitz in der Fabrik der I.G. Farben Schwerstarbeit verrichten. Im Januar 1945 nahm er am Todesmarsch nach Buchenwald teil. In der Nähe von Jena wurde er mit anderen Leidensgenossen durch die US-Armee befreit und kehrte nach Prag zurück.
Er heiratete erneut. Seine Ehefrau, Valy Gerda, geborene Tausik, hatte ebenfalls das KZ Auschwitz überlebt. Sie bekamen einen Sohn und eine Tochter. Bis 1948 war Bor im Verteidigungsministerium tätig. In den Fünfzigerjahren bis 1966 war er bei der Projektierung von Hüttenwerken und als Anwalt großer Industriebetriebe tätig.
1961 erschien erstmals sein autobiographischer Roman Die verlassene Puppe („Opuštěná panenka“). In ihm schildert Bor das Leiden in Theresienstadt, Auschwitz, Buchenwald und auf dem Todestransport. Seine Novelle Theresienstädter Requiem („Terezínské rekviem“) erschien 1963, sie schildert die Aufführung von Verdis Requiem durch den Dirigenten Rafael Schächter im Ghetto Theresienstadt.
Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Opuštěná panenka. Illustrationen Libuše Stratilová. Prag : SNLP, 1961
- Die verlassene Puppe. Übersetzung aus dem Tschechischen von Elisabeth Borchardt. Versnachdichtungen von Paul Lindner. Berlin : Buchverlag Der Morgen, 1964.
- Terezinské requiem. Prag : Československý spisovatel, 1963
- Theresienstädter Requiem. Autorisierte Übersetzung aus dem Tschechischen von Elisabeth Borchardt. Berlin : Buchverlag Der Morgen, 1964
- Der Dritte. Eine dichterische Darstellung des Leidens und Sterbens Jesu. Ein nicht antijüdisches Passionsspiel. Heppenheim : Evang. Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau, 1991, ISBN 3-92-699009-0.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Josef Bor im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Josef Bor. in encyclopedia.com
- Bor, Josef. In: Theresienstadt Lexikon.
Quellenangaben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Josef Bors Roman Opuštěná panenka zwischen Faktizität und Fiktionalität - Reinhard Ibler — Institut für Slavistik der Justus-Liebig-Universität Gießen
Personendaten | |
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NAME | Bor, Josef |
ALTERNATIVNAMEN | Bor, Joseph; Bondy, Josef |
KURZBESCHREIBUNG | tschechischer Jurist und Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 2. Juli 1906 |
GEBURTSORT | Ostrava |
STERBEDATUM | 31. Januar 1979 |
STERBEORT | Prag |