Josef Heinhold
Josef Heinhold (* 4. Juli 1912 in Düsseldorf; † 5. April 2000) war ein deutscher Mathematiker, Informatiker, Hochschullehrer und Fachbuchautor.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Josef Heinhold studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München und promovierte 1938 bei Oskar Perron mit der Dissertation Verallgemeinerung und Verschärfung eines Minkowskischen Satzes. Er habilitierte sich im Jahre 1940 mit der Habilitationsschrift „Zur Geometrie der Zahlen“ und vertrat sodann kommissarisch den Lehrstuhl für Geometrie von Richard Baldus.
Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm Heinhold an der Technischen Universität München das Extraordinariat von Josef Lense, nachdem dieser auf den Lehrstuhl von Georg Faber gewechselt war.
Im Jahre 1950 wurde Heinhold außerordentlicher Professor und im Jahre 1955 auf eine ordentliche Professur berufen. Er begründete das Institut für Angewandte Mathematik und wurde dessen erster Direktor.[1] Im selben Jahr wurde Heinhold Geschäftsführer der Gesellschaft für Angewandte Mathematik und Mechanik (GAMM). Unter der Schirmherrschaft der GAMM und der Nachrichtentechnischen Gesellschaft (NTG) organisierte Alwin Walther im Oktober 1955 die erste internationale Tagung zur Computer-Entwicklung für Deutschland[2]. Zu den Vortragenden gehörten u. a. Heinz Unger, Klaus Samelson, Sergei Alexejewitsch Lebedew und Bruno Thüring. Ein zentrales Thema was das Vorhaben, wie Nikolaus Joachim Lehmann es nannte, „eine einheitliche, exakte Notation zu schaffen, die eine automatische Umsetzung in Maschinenbefehle erlaubt“, wofür Alwin Walther die Bildung eines Arbeitsausschusses anregte. Diesen Vorschlägen folgend wurde 1956 unter Vorsitz von Josef Heinhold der GAMM-Fachausschuss für Programmieren gegründet (GAMM-FAP), der in entscheidendem Maße zur Entstehung von ALGOL beitragen sollte.
Zu seinen Doktoranden zählen Heinz Schecher, Ulrich Kulisch und Ludwig Fahrmeir. Als Heinhold im Jahre 1981 emeritiert wurde, folgte ihm Klaus Ritter auf den Lehrstuhl.
Publikationen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Verallgemeinerung und Verschärfung eines Minkowskischen Satzes, Dissertation, 1939
- Zur Geometrie der Zahlen, Springer, 1941
- Theorie und Anwendung der Funktionen einer komplexen Veränderlichen. Ein Lehrbuch für Studierende der Naturwissenschaften und Technik. Erster Band. München, Leibniz Verlag (Oldenbourg), 1948
- Mit Alwin Walther u. Heinz Rutishauser: Diskussionsbeiträge bei der Computer-Tagung 1955 in Darmstadt, 1956
- Als Herausgeber: Fachbegriffe der Programmierungstechnik. Wörterverzeichnis für die Programmierung von Digital-Rechenanlagen mit Stichworten in fünf Sprachen, ausgearbeitet vom Fachausschuss Programmieren der GAMM, Verlag: München: Oldenbourg, 1959.
- Mit Friedrich L. Bauer, Klaus Samelson, Robert Sauer: Moderne Rechenanlagen. Eine Einführung. Leitfäden der angewandten Mathematik und Mechanik, Bd. 5, Teubner, 1964
- Mit Karl-Walter Gaede: Ingenieur-Statistik. R. Oldenbourg, 1964, 4. Aufl. 1979
- Mit Ulrich Kulisch: Analogrechnen. Eine Einführung. Mannheim, Bibliographisches Institut, Hochschultaschenbücher, Reihe Informatik, 1969.
- Mit Herbert Fischer u. Bruno Riedmüller: Aufgaben und Lösungen zur Linearen Algebra und Analytischen Geometrie, München, Hanser, 1971
- Mit Bruno Riedmüller: Grundzüge der linearen Algebra für Fachhochschulen. München, Hanser 1974.
- Mit Bruno Riedmüller: Lineare Algebra und Analytische Geometrie. 2 Bde. Mchn., Hanser 1971–73.
- Lineare Algebra und Analytische Geometrie, Teil 1. 2 Auflage. München, Hanser, 1975
- Lineare Algebra und Analytische Geometrie. Teil 2, München, Hanser Verlag, 1973
- Mit Karl-Walter Gaede: Aufgaben und Lösungen zur Ingenieur-Statistik. München, Oldenbourg, 1973
- Mit Karl-Walter Gaede: Zufall und Gesetz. Eine Einführung in die Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik., Oldenbourg München, 1974, weitere Auflage 1982, ISBN 3-486-34541-9.
- Mit Karl-Walter Gaede: Grundzüge des Operations Research Teil 1. München, Hanser, 1976
- Einführung in die Höhere Mathematik. Teil 1: Grundlagen der linearen Algebra, München, Hanser, 1976
- Mit Rudolf Albrecht: Grundlagen der Computer-Arithmetik., Springer, 1977, ISBN 3-211-81410-8.
- Mit Fred Behringer: Einführung in die Höhere Mathematik. Teil 2: Infinitesimalrechnung, München, Hanser, ISBN 3-446-12174-9.
- Mit Fred Behringer: Einführung in die Höhere Mathematik. Teil 3: Differentialgleichungen, München, Hanser, ISBN 3-446-12316-4.
- Mit Karl-Walter Gaede: Einführung in die Höhere Mathematik. Teil 4: Funktionentheorie, München, Hanser, 1995, ISBN 3-446-12317-2.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ein Jahrhundert Mathematik 1890–1990. Festschrift zum Jubiläum der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV). Hrsg. von Gerd Fischer, Braunschweig, 1990.
- Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie. 2. Auflage. Band 4. K. G. Saur Verlag, München 2006, ISBN 978-3-598-25034-7.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Josef Heinhold im Mathematics Genealogy Project (englisch)
- Josef Heinhold auf Google Scholar
- Josef Heinhold in der Datenbank zbMATH
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Thomas Ströhlein: Die Geschichte der Mathematik an der TU, TU München.
- ↑ Hans Dieter Hellige (Hrsg.): Geschichten der Informatik. Visionen, Paradigmen, Leitmotive. Berlin, Springer 2004, ISBN 3-540-00217-0.
Personendaten | |
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NAME | Heinhold, Josef |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Mathematiker, Informatiker, Hochschullehrer und Fachbuchautor |
GEBURTSDATUM | 4. Juli 1912 |
GEBURTSORT | Düsseldorf |
STERBEDATUM | 5. April 2000 |