Joseph Echteler

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Joseph Echteler (1908)

Joseph Anton Echteler (* 5. Januar 1853 in Legau; † 23. Dezember 1908 in Mainz) war ein deutscher Bildhauer.

Nachdem Echteler als Sohn des Ökonomen, Händlers und Bäckers Leonhard Echteler und Marianna v. Sandholz bis zu seinem zwölften Lebensjahr Kühe und Schafe gehütet hatte, erlernte er bei einem Steinmetz in Leutkirch im Allgäu das Handwerk des Steinklopfers, Schnitzers, Stuckators, Marmorists, Formators und Ornamentbildhauers. Auf Wanderschaft kam er nach Stuttgart, wo er 1871 bis 1872 die Kunstschule besuchte. In München setzte er ab November 1872 seine künstlerische Ausbildung an der Akademie der Bildenden Künste unter Max von Widnmann und Joseph Knabl fort.

Pirithous' Kampf um Helena. Holzschnitt von Richard Brend’amour nach der Skulptur von Joseph Echteler.

Als Künstler wurde Echteler in München durch Medaillons, Reliefs und Büsten mit den Porträts namhafter Bühnenkünstler, Sänger, Fachgenossen, Gelehrten, Reichsräten, kirchlicher Würdenträger, Diplomaten und fürstlicher Personen bekannt, die er nach fotografischen Vorlagen lebensecht gestaltete. Seine Werke zeichnen sich durch große Ähnlichkeit und sorgsame Durchführung aus. Diesen folgten bald Grabdenkmäler, religiöse und mythologische Bildwerke, Tiere und Gruppendarstellungen. Echteler war Mitglied im Kunstverein München, in dem er bereits 1874 eine eigene Ausstellung hatte.

Im Mai 1884 verließ Echteler München und zog zusammen mit seiner Familie für drei Jahre in die Vereinigten Staaten von Amerika. In New York wirkte er hauptsächlich als Porträtbildner. Als 1885 Präsident Grant starb und beschlossen wurde, in New York ein Monument und Mausoleum zu seinem Gedächtnis zu errichten, arbeitete Echteler einen Entwurf aus und war damit im Februar 1887 einer der Finalisten.[1] Er erhielt jedoch letztlich nicht den Auftrag: das General Grant National Memorial wurde von John H. Duncan umgesetzt. Im Herbst 1887 kehrte er nach München zurück.

Echteler fertigte Büsten, Reliefs, Plaketten, Medaillen und Münzen der höchsten Kronenträger Europas. Sein Werk umfasst etwa 200 Personenbüsten, darunter die von Kaiser Wilhelm, Franz Joseph, Alexander II. und die Könige von Bayern und Württemberg. Dafür bekam er zahlreiche Ehrungen, Orden und Auszeichnungen.[2] Um die Verleihung des Ehrentitels Professor durch Fürst Heinrich XXII. von Reuß zu Greiz drohte 1899 beinahe eine diplomatische Krise zwischen dem Königreich Bayern und dem Fürstentum Reuß älterer Linie auszubrechen, da der Freistaat Echteler zunächst nicht gestattete, den von diesem Fürsten verliehenen Titel in Bayern zu führen. Echteler löste die Angelegenheit, indem er die Staatsangehörigkeit des Fürstentums annahm, wodurch er den Professorentitel fortan führen durfte.[3]

Ein Schüler von Echteler war Emil Graf von Schlitz genannt von Görtz.

Polychrome Skulpturen

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Echteler strebte als bildender Künstler nach dem Ideal der größtmöglichen Lebensnähe und beschritt dabei auch mutig neue Wege. Dazu zählten auch seine Experimente in den 1880er Jahren, mit polychromer Bemalung seinen Porträtbüsten eine noch größere Ähnlichkeit zu der dargestellten Person zu geben. Mit diesen Werken geriet Echteler in den Polychromiestreit des 19. Jahrhunderts hinein, zwischen die Fronten der etablierten klassizistischen Position, wonach Skulpturen stets monochrom und vorzugsweise weiß sein sollten, und avantgardistischeren Ansichten. Von Freunden der polychromen Skulptur wurden Echtelers Werke, etwa die Büste Johann Nepomuk von Nußbaums, als die bisher Vollkommensten ihrer Art gelobt.[4] Im Münchner Glaspalast lehnte man Echtelers polychrome Werke dagegen ab.

Echteler ist auch Erfinder eines Apparats zur „Naturplastikkopie“, d. h. nach einer vom Lebenden oder Toten abgeformten Gesichtsmaske zur Herstellung einer „naturwahren Büste“.

Außerdem erfand Echteler eine eigene Skulptur-Masse, die er „Euphoryt“ taufte und in den 1880er Jahren vervollkommnete. Echtelers „Euphoryt“, aus dem er selbst viele Büsten schuf, ist steinhart, wetterfest und abwaschbar.

Ehen und Nachkommen

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Echteler war dreimal verheiratet. Nachdem aus seiner ersten Ehe drei Mädchen, jedoch kein männlicher Nachkomme hervorging, verstieß er 1890 nach der Totgeburt eines Sohnes seine Frau Dorathea (geborene Seybold) mit ihren Kindern Marie (* 1878), Olga (* 1886) und Eda (* 1888). Diese verblieben in den USA, wohin er sie im Februar 1890 unter einem Vorwand gesandt hatte, unmittelbar bevor er die Ehe nach katholischem Kirchenrecht annullieren ließ und neu heiratete.[5] Aus Echtelers zweiter und dritter Ehe gingen keine gemeinsamen Nachkommen hervor. Seine zweite Frau hieß Elisabeth Fuchs (geborene Geret); die Ehe wurde 1890 geschlossen und 1904 wieder geschieden. Zuletzt heiratete Echteler 1905 die Witwe Anna Kramer (geborene Nikolai).

Echtelers Hund Bayard, gemalt vom englischen Tiermaler Frank Paton

Echteler war auch ein Hundezüchter und -kenner. Einer seiner Hunde, der Bernhardiner Bayard (Barry), rettete 37 Menschenleben aus Wasser und Feuer und war ein direkter Nachfahre des berühmten Schweizer Lawinenhundes Barry. Die New York Times berichtete 1884, dass Echteler Barry auf der Westminster dog show in New York präsentierte.

Im Deutschen Nekrolog wird erwähnt, dass Echteler, der Schwimmer und Mitglied im Münchner Turnverein Jahn war, selbst unter Lebensgefahr dreimal „beherzt junges Leben aus dem Wasser“ rettete.[6]

Seit einer Kopfverletzung durch einen Pferdehufschlag 1889 (möglicherweise eine Frontallappenschädigung) war Echtelers Persönlichkeit verändert: er war seitdem stark reizbar und geräuschempfindlich. Auch in der Veränderung seiner Handschrift ist der Unfall deutlich erkennbar. In München geriet er in nachbarschaftliche Streitigkeiten mit Klagen und Prozessen, weshalb er 1908 in die Heimat seiner dritten Frau nach Mainz zog. Dort starb er zwei Monate später im Alter von 55 Jahren.

Werke (Auswahl)

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Büste Konrad Maurers, 1888, heute im Besitz der National- und Universitätsbibliothek Islands
Commons: Joseph Echteler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Joseph Echteler’s Design for a Grant Monument. In: Scientific American Building Edition. 1. Februar 1887, Band 3, Nr. 2 (= American Periodicals) S. 31.
  2. Echteler, Joseph A. In: Herrmann A. L. Degener: Wer ist’s? 3. Auflage, Leipzig 1908, S. 298 (Textarchiv – Internet Archive). 4. Auflage, Leipzig 1908, S. 308 (Textarchiv – Internet Archive).
  3. Echteler’s Professorentitel. In: Der Deutsche Correspondent, 3. April 1899, S. 3 (chroniclingamerica.loc.gov).
  4. Aus Münchner Ateliers: Anton Kaindl – Joseph Echteler. In: Münchner Kunst. 1889, S. 58.
  5. Carol Elizabeth Skog, Enkelin von Marie, persönliche Mitteilungen (2011).
  6. Hyacinth Holland: Echteler, Josef. In: Anton Bettelheim (Hrsg.): Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog. Band 13: Vom 1. Januar bis 31. Dezember 1908. Georg Reimer, Berlin 1908, S. 108–109 (Textarchiv – Internet Archive).
  7. Karl Friedrich Arnold von Lützow, Richard Graul, Max George Zimmerman: Zeitschrift für bildende Kunst. Band 15, 1880, S. 400.
  8. a b Ministerialblatt für Kirchen- und Schulangelegenheiten im Königreiche Bayern. 1908.
  9. a b im obigen Foto erkennbar, jedoch unbelegt