Joseph Rabinowitz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Joseph Rabinowitz/Rabinowitsch

Joseph Rabinowitz (auch Rabinowitsch, hebräisch יוסף רבינוביץ; russisch Иосиф Давидович Рабинович; * 23. September 1837 in Rezina am Dnister, Bessarabien, Russisches Kaiserreich; † 17. Mai 1899 in Odessa)[1] war ein russisch-jüdischer Rechtsanwalt, der bekannteste messianische Jude des 19. Jahrhunderts und Gründer der südrussischen Christentumsbewegung.[2]

Joseph Rabinowitz/Rabinowitsch lebte in Kischinew (Kischineff) in Südwestrussland (Bessarabien), der heutigen Hauptstadt der Republik Moldau. Er reiste 1882 nach Jerusalem, um dort eine jüdische Kolonie zu gründen, fand seine Bekehrung auf dem Ölberg, das heißt er war plötzlich davon überzeugt, dass Jeschua Achinu (Jesus, unser Bruder) der Messias sei. Er gründete im Jahr 1884 in Kischinew unter dem Eindruck der dortigen Pogrome eine Gemeinschaft von „Israeliten des Neuen Bundes“, lehnte aber die Mitgliedschaft in einer christlichen Kirche ab, sondern betonte die Eigenständigkeit der Judenchristen als unabhängig von der christlichen Kirche. Allerdings erkannte er Jesus als den versprochenen Messias des Volkes Israels an. Er ist heute weitgehend vergessen, gilt aber als Vorläufer des messianischen Judentums (messianische Juden).

  • Schilderungen aus Russland. gesammelt aus: Jahrbuch für die Geschichte der Juden und des Judenthums, Institut zur Förderung der israelitischen Literatur (Hrsg.), Leipzig 1860–1869
  • Zwei Predigten in dem Gotteshause Bethlehem in Kischinew gehalten. Verlag Dörffling & Franke, Leipzig 1885
  • Franz Delitzsch (Hrsg.): Dokumente der südrussischen Christentumsbewegung. Selbstbiographie und Predigten von Joseph Rabinowitsch, Leipzig 1887
  • J. F. A. de le Roi: Die Evangelische Christenheit und die Juden unter dem Gesichtspunkt der Mission geschichtlich betrachtet, Bd. 2, Karlsruhe und Leipzig 1884, S. 349f.
  • I. Fauerholdt: Joseph Rabinowitsch. Eine prophetische Gestalt aus dem neueren Judentum, in: Kleine Schriften zur Judenmission, Band 8, Leipzig 1914 - Digitalisat
  • Kirche und Synagoge. Handbuch zur Geschichte von Christen und Juden. Darstellung mit Quellen, herausgegeben von Karl Heinrich Rengstorf und Siegfried von Kortzfleisch, Band 2, Stuttgart 1970 (dtv/Klett-Cotta, Band 2, München 1988, S. 634).
  • Encyclopaedia Judaica, Vol. 13, Jerusalem 1971, S. 1472f: Rabinovich, Joseph (1837-1899).
  • Siegfried Wagner: Franz Delitzsch. Leben und Werk, (München 1978) Gießen/Basel ²1991, S. 162f.165.493.500.
  • Günther Harder: Kirche und Israel. Arbeiten zum christlich-jüdischen Verhältnis (Studien zu jüdischem Volk und christlicher Gemeinde, Band 7), Berlin 1986, S. 92f.108 (zuerst erschienen in: Evangelische Theologie 12 (1952/53), S. 161ff).
  • Kai Kjær-Hansen: Josef Rabinowitsch og den messianske bevægelse. Forlaget Okay-Bog, Århus 1988. - Deutsche Übersetzung von Niels-Peter Moritzen: Josef Rabinowitsch und die messianische Bewegung. Der Herzl des Judenchristentums. Herausgegeben vom Evangelisch-Lutherischen Zentralverein für Zeugnis und Dienst unter Christen und Juden, Hannover 1990 (ohne Fußnoten aber mit vollständiger Bibliographie)- Digitalisat. - Englische Übersetzung: Joseph Rabinowitz and the messianic movement. The Herzl of Jewish Christianity, Handsel Press [u. a.], Edinburgh 1995, ISBN 1-871828-37-6 und ISBN 0-8028-0859-X
  • Rainer Reuter: Rabinowitsch, Joseph. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 7, Bautz, Herzberg 1994, ISBN 3-88309-048-4, Sp. 1175–1177.
  • Roland Fleischer: Begegnungen von Baptisten und Juden in Südosteuropa, in: Freikirchenforschung 1998, Nr. 8, S. (205-229) 211-213.
  • Arnulf H. Baumann: Joseph Rabinowitschs messianisches Judentum, in: Folker Siegert (Hg.), Grenzgänge. Menschen und Schicksale zwischen jüdischer, christlicher und deutscher Identität, Münster 2002, S. 195–211.
  • Thomas Küttler: Umstrittene Judenmission. Der Leipziger Zentralverein für Mission unter Israel von Franz Delitzsch bis Otto von Harling, Leipzig 2009, S. 24.25.27.34.112.167.295 und öfter.
  • Nicholas Michael Railton, Die Mildmay-Konferenz und britische judenmissionarische Impulse für die deutsche Heiligungsbewegung, in: Frank Lüdke, Norbert Schmidt (Hg.), Die neue Welt und der neue Pietismus. Angloamerikanische Einflüsse auf den deutschen Neupietismus, Berlin 2012, S. 93.
  • Anatoli Uschomirski: Den Juden zuerst. Theologische Perspektiven der 'Judenmission' in den kirchengeschichtlichen Epochen, Nürnberg/Korntal 2014, S. 73–75.
  • Hanna Rucks: Messianische Juden. Geschichte und Theologie der Bewegung in Israel, Neukirchen-Vluyn 2014, S. 9f.11.77.105.127.130.150.313f.
  • Hanna Rucks: Das Phänomen "Messianische Juden". Jesusgläubige Juden in Geschichte und Gegenwart, in: Ulrich Laepple (Hg), Messianische Juden - eine Provokation, Göttingen 2016, S. 15f.24.
  • Richard Harvey: Einführung in die messianisch-jüdische Wirklichkeit, in: Mark Kinzer, Thomas Schumacher, Jan-Heiner Tück (Hg), Jesus - der Messias Israels? Messianisches Judentum und christliche Theologie im Gespräch, Freiburg 2023, S. 69.76.
  • Mark S. Kinzer: Post-substitutionstheoretische Eschatologie. Jesus auf dem Ölberg willkommen heißen, in: Mark Kinzer, Thomas Schumacher, Jan-Heiner Tück (Hg), Jesus - der Messias Israels? Messianisches Judentum und christliche Theologie im Gespräch, Freiburg 2023, S. 375–377.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Alle Personendaten lt. BBKL-Eintrag.
  2. Joseph Rabinowitz: Neue Documente der südrussischen Christentumsbewegung: Selbstbiographie und Predigten. Band 32, Nr. 54. Dörffling & Franke, 1887, S. 1–54 (google.ro [abgerufen am 7. März 2022]).