Jugendklub Wilhelm-Pieck-Straße 153
Der Jugendklub Wilhelm-Pieck-Straße 153, auch einfach nur Pieck-Klub genannt, wurde im April 1981 in der Wilhelm-Pieck-Straße (seit 1994 Torstraße) / Ecke Ackerstraße im Ost-Berliner Stadtbezirk Mitte eröffnet. Heute befinden sich in dem Eckladen ein Café und ein Friseur.
Der Club gehörte zum damaligen Kreiskulturhaus Mitte und wurde von ihm verwaltet. Zwischen 1981 und 1985 galt er als einer der angesagtesten Clubs in Berlin. Nach etlichen Jahren des Betriebs wurden die Leiter des Pieck-Klubs Ende 1985 von ihrer Tätigkeit freigestellt und gegen linientreues Personal ausgetauscht. Das Veranstaltungsprogramm wurde daraufhin kulturpolitisch konform angepasst. Die Veranstaltungsreihen fanden dann im naheliegenden neu eröffneten Club Sophienstraße 6 in den Hackeschen Höfen statt.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Wohngebietsclub für die anwohnende Jugend eröffnet, war er der größte von damals sieben (Krausnick, Weinbergsweg, Wolliner Straße, Wallstraße, klub 29 Luxemburgstraße, klub International im Kino) im Stadtbezirk Berlin-Mitte. Mit einem engagierten und außergewöhnlichen Programm sowie einem relativ hohen Budget avancierte der Laden schnell zum überregionalen Treff der Blues-, Jazz- und Folkszene Ostberlins. Auch Punks, Intellektuelle, Studenten, Künstler und Westberliner tranken an der Bar Cola-Wodka für 1,50 Mark.
Die Leitung der Einrichtung bestand aus staatlich angestellten Mitarbeitern, unter anderem waren Rosemarie Petters, Adam Adamski, Carsten Arold und Jochen Lenhard für Programm und Veranstaltungen zuständig.[1] Ehrenamtliche Mitarbeiter sorgten für Einlass und Ausschank und räumten nach den Konzerten auf. Die Getränkevesorgung (Wein, Wodka, Club Cola, Wermut und Kräuterlikör) erledigten die Helfer durch Einkauf bei einem privaten Getränkehändler in der Nähe mittels Handwagen und schenkten sie am Tresen aus. Für Stammkunden, Mitarbeiter und Künstler stand immer ein Kasten Helles in der Küche. Zudem wurden verschiedene Imbisshäppchen angeboten. Ein klubaktiv unterstützte die Veranstaltungen organisatorisch.
Da sich der Club im Erdgeschoss eines Wohnhauses befand, mussten bei Konzerten die Vorgaben der Hygieneinspektion des Stadtbezirks in Bezug auf die Dezibelgrenze mittels eines installierten Messgerätes eingehalten werden. Zugelassen waren der große Veranstaltungsraum und der Zirkelraum für 120 Personen, im Durchschnitt waren ca. 200–230 Besucher im Club, oft wurden über 300 Eintrittskarten verkauft. Die Eintrittspreise lagen zwischen 1,60 und 3,10 Mark. Zudem waren alle Veranstaltungen bei der Volkspolizei anzumelden.[2]
Regelmäßige Veranstaltungsreihen waren Jazzkonzerte, Gitarrenwerkstätten, kleine Rockkonzerte, Theatervorführungen, Lied- und Chansonabende, Folk- und Folktanz, Vorträge und Ausstellungen. An zwei bis drei Nachmittagen der Woche fanden regelmäßig Malzirkel für Kinder- bzw. Erwachsene statt, auch für Proben, Theatergruppen und den Jazzclub Berlin wurden die Räume genutzt. Gelegentlich traten auch Musiker aus Westeuropa illegal auf, die in Ost-Berlin zu Besuch waren und anonym in den ostdeutschen Formationen mitspielten. Auch Künstlern aus der DDR, die keine Einstufung (offizielle staatliche Spielerlaubnis) hatten, wurden Auftritte ermöglicht. Verschiedene Projekte wie die Mode-Show STATT Gespräche oder Dampferfahrten mit Konzerten wurden entwickelt.[3] Diskotheken fanden wöchentlich statt, oft wurde auch nach den Konzerten nach Musik vom Band getanzt. Anfänglich ab 1981/82 wurde viel Blues-, Rock- und NDW (Neue Deutsche Welle) gespielt, Ende 1983 wechselte die Musikrichtung zu Jazz-, Jazzrock, Indie, Soul und Funk. Die staatlich vorgegebene 60/40-Regel (Verhältnis osteuropäischer zu westlicher Tanzmusik) wurde zu keiner Veranstaltung eingehalten, wie auch in fast allen anderen Kultureinrichtungen Ost-Berlins. DJ‘s waren Peter Resmann, Peter Tinius. Im Verbund mit anderen Jugendclubs aus Berlin-Mitte wurden Großveranstaltungen im Kino Babylon, im Saal der Reichsbahndirektion Berlin in der Linienstraße und im Ahornblatt auf der Fischerinsel[4] organisiert.
Ausstellungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Michael Biedowicz – Fotografie (Konzert zur Eröffnung „Der Demokratische Konsum“)[5]
- Harald Hauswald − Fotografie[6]
- Thomas Florschuetz – Fotografie[7]
- Peter Thulke - Karikaturen
Veranstaltungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Conny Bauer & Gäste – Jazzkonzerte (Johannes Bauer, Charlie Eitner, Joe Sachse, Christoph Winkel, Tadashi Endo, Klaus Koch u. a.)
- Gitarrenwerkstatt, Uwe Kropinski und Gast (Boris Hirschmüller, Wolfgang Schmiedt, Ralf Krause u. a.)
- Volker Schlott
- Fun Horns
- Uwe Kropinski Quartett
- Günter „Baby“ Sommer
- Ulrich Gumpert
- Jams und Jams Tanzhaus
- Wacholder (Band)
- Folkländer
- Kurt Demmler
- Uschi Brüning und Ernst-Ludwig Petrowsky
- Zinnober Puppentheater
- Fine Kwiatkowski
- Pascal von Wroblewsky
- Bajazzo (Band)
- Wolfgang Fiedler (Jazzmusiker)
- Angelika Weiz
- Juckreiz (Band)
- Wolfgang Krause Zwieback „Kabasurdes Abrett“
Großveranstaltungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Folkel 1–3 (Ahornblatt, Kino Babylon)
- Jams, Jams Tanzhaus, Notentritt, Wacholder, Folkländer u. a.
- Jazztopf 1–2 (Ahornblatt)
- Bigband Variation (Vielharmonie) mit Pascal von Wroblewsky und Anett Kölpin, Conny Bauer, ModeShow STATT GESPRÄCH, Hansi Klemm & Fade Out,
- Fusion u. a.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Offenes Spiel. In: Der Sonntag. Nr. 31, 1989.
- ↑ Versammlungsverordnung 70.
- ↑ Niemand. In: dhm.de
- ↑ Gaststätte Ahornblatt. In: rockinberlin.de.
- ↑ Michael Biedowicz. In: neue-schule-fotografie.berlin
- ↑ Website Harald Hauswald
- ↑ Thomas Florschuetz. In: galerie-m.com