Jules Siegfried

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Jules Siegfried 1913
1921 Jules und Julie Siegfried
Gedenktafel

Jules Siegfried (* 12. Februar 1837 in Mülhausen; † 26. September 1922 Le Havre) war ein französischer Unternehmer und Politiker der Dritten Republik.

Familie und Anfänge

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Jules Siegfrieds Großvater war Tuchhändler und sein Vater hatte ein eigenes Handelshaus gegründet. Jules brach im Alter von 13 Jahren seine Schulausbildung ab und trat als Lehrling in das Handelshaus seines Vaters ein, dem er später beitrat, bevor er in die USA ging. 1862 kehrte er nach Frankreich zurück und gründete mit seinem Bruder Jacques Siegfried[1] die Firma Siegfried Frères in Le Havre und Mülhausen, die sich auf den Baumwollhandel spezialisierte. Um 1870 wurde daraus die Compagnie Cotonnière. Im Herbst 1862 eröffnete das Unternehmen eine Niederlassung in Bombay. Die Brüder Siegfried wurden bald zu Millionären.

Zusammen mit seinem Bruder war er für die Gründung der École supérieure de commerce de Mulhouse (Handelshochschule von Mülhausen) verantwortlich, die 1866 nach dem Vorbild des Institut supérieur de commerce in Antwerpen ins Leben gerufen wurde. Die Schule wurde im Juli 1872 infolge der Annexion des Elsass geschlossen. Sie diente als Vorbild für die Schule in Lyon, aus der viele ihrer Professoren hervorgingen. Die Brüder Siegfried verließen das Elsass und ließen sich in der Normandie nieder, wo sie die École supérieure de commerce de Rouen und die École supérieure de commerce du Havre gründeten, die noch heute bestehen. Eine Niederlassung ihres Handelshauses wurde in New Orleans eröffnet, während sein Bruder Jacques sich 1865 zurückzog und durch seinen anderen Bruder Ernest ersetzt wurde.

Jules Siegfried heiratete am 2. Februar 1869 in Alès Julie Puaux.[2] Julie Siegfried war Feministin und Vorsitzende und Gründerin zahlreicher Hilfs- und Kriegsorganisationen. Jules teilte den Kampf seiner Frau für das Frauenwahlrecht und leitete unter anderem die 1918 in der Abgeordnetenkammer gegründete „Gruppe für Frauenrechte“. 1922 starb er nur wenige Monate nach seiner Frau. Sie sind die Eltern des Historikers und Soziologen André Siegfried, der zunächst Mitglied der Académie des sciences morales et politiques war und später in die Académie française gewählt wurde.

Siegfried war Erster Beigeordneter und später Bürgermeister von Le Havre (1870–1873 und 1878–1886), Abgeordneter und Generalrat des Départements Seine-Inférieure (1886–1897 und 1902–1922), Senator (1897–1900) und Minister für Handel, Industrie und Kolonien im ersten und zweiten Kabinett Alexandre Ribots (1892, 1893). Er war zu dieser Zeit in der Association nationale républicaine und in der Union républicaine organisiert.

In der Kammer befasste er sich vornehmlich mit Handels-, Schifffahrts-, Finanz- und Sozialfragen. Im Nachhinein ist vor allem sein Einsatz für den sozialen Wohnungsbau in Erinnerung. So förderte das „Siegfried-Gesetz“ vom 30. November 1894 die Gründung von gemeinnützigen Wohnbauträgern.[3] Als erster Präsident des Musée social war er in einer Organisation tätig, die den sozialen Wohnungsbau im Speziellen und die Sozialgesetzgebung Frankreichs im Allgemeinen nachhaltig beeinflusste.

Jules Siegfried war Ritter der Ehrenlegion[4], Mitglied der Handelskammer von Le Havre, Gründer der Société des cités ouvrières (Gesellschaft der Arbeitersiedlungen)[5], des Cercle Franklin[6] und der Bains et lavoirs publics (Öffentliche Bäder und Waschhäuser)[7].

In Straßburg ehrt eine von Pierre Klein ausgeführte Bronzeplatte mit seinem Konterfei sein Andenken an der Route du Polygone neben der protestantischen Kirche von Neudorf.[8] In vielen französischen Städten tragen Straßen seinen Namen (zum Beispiel in der Campagne à Paris); in Le Havre und Paris sind Schulen nach ihm benannt.[9][10]

  • La Misère, son histoire, ses causes, ses remèdes, G Baillère, 1877
  • Quelques mots sur la question des chemins de fer en France, Brindeau, 1875[11]
  • L’Éducation dans les écoles communales du Havre, impr. du journal Le Havre, 1879
  • Pierre Ardaillou: Les Républicains du Havre au xixe siècle (1815–1889). Presses universitaires de Rouen et du Havre, 1999, ISBN 978-2-87775-254-1, S. 335–399 (openedition.org).
  • Pierre Klein: Jules Siegfried (1837–1922). Un Alsacien de conviction et de progrès. SHGM, 2015, S. 23–39.
  • Roger Merlin: Jules Siegfried sa vie, son œuvre. Musée social, 1923.
  • Raymond Oberlé und Léon Strauss: Jules Siegfried (= Nouveau Dictionnaire de biographie alsacienne. Band 35). S. 3629 (alsace-histoire.org).
  • André Siegfried: Jules Siegfried, 1837–1922. Firmin-Didot, 1942.
  • André Siegfried: Mes souvenirs de la 3e république. Mon père et son temps, Jules Siegfried, 1836–1922. Presses universitaires de France, 1946.
Commons: Jules Siegfried – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. SIEGFRIED Jacques. In: La France Savante. Abgerufen am 7. Februar 2024 (französisch).
  2. Léonore, acte de mariage. In: Ministère de la Culture. Abgerufen am 4. Januar 2024 (französisch).
  3. Loi du 30 novembre 1894 relative aux habitations à bon marché. In: Légifrance. Abgerufen am 7. Februar 2024 (französisch).
  4. Siegfried. In: Base Léonore. Abgerufen am 7. Februar 2024 (französisch).
  5. Ardaillou 1999
  6. Murielle Bouchard: Le Havre. C’est quoi ce Franklin, point de départ de chaque manifestation ? In: Actu. 9. April 2023, abgerufen am 7. Februar 2024 (französisch).
  7. Alex Soares: Les bains-douches municipaux, outil des politiques sanitaires au xixe siècle en France et au Royaume-Uni. In: Précarités en eau. Ined Éditions, 2021, ISBN 978-2-7332-6046-3, S. 101–116 (openedition.org).
  8. Les statues de Strasbourg. Éditions Coprur, ISBN 2-903297-42-8, S. 75.
  9. Lycée Jules Siegfried. In: Siegrief Lycée. Abgerufen am 7. Februar 2024 (französisch).
  10. Lycée Jules Siegfried. In: Le Parisien Étudiants. Abgerufen am 7. Februar 2024 (französisch).
  11. Quelques mots sur la misère, son histoire, ses causes, ses remèdes / par Jules Siegfried auf Gallica
VorgängerAmtNachfolger

Jules Roche
selbst
Minister für Handel, Industrie und Kolonien
06.12. 1892 – 10.01. 1893
11.01. 1893 – 31.03. 1893

selbst
Louis Terrier

Ulysse Guillemard
Bürgermeister von Le Havre
14.09. 1878 – 06.01. 1886

Paul Marion