Justus von Ravensburg

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Verkündigung, 1451, Genua, Santa Maria di Castello

Justus von Ravensburg († nach 1452), auch Joos Amman von Ravensburg oder Giusto di Allemagna, war ein oberdeutscher Maler der Spätgotik. Bekannt geworden ist er vor allem durch seine Arbeiten in Genua, die einen frühen und gut dokumentierten transalpinen Kulturkontakt darstellen.

Loggia dell’Annunciazione, 1. Obergeschoss des Kreuzgangs, Genua, Santa Maria di Castello
Kreuzgang mit zwei Obergeschossen (Loggien), Genua, Santa Maria di Castello

Über seine Ausbildung oder Werke aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts ist wenig bekannt. Till-Holger Borchert nimmt eine Station in den südlichen Niederlanden an, wo er mit der Malerei der Werkstatt Robert Campins vertraut wurde.[1] Im Konstanzer Münster wurde er zumindest mit Wandmalereien betraut.[1]

Gesichert war Joos Amman 1451 in Genua tätig, wo er von den Wollhändlern Emanuele und Lionello Oliva Grimaldi damit beauftragt wurde, Wände in den Kreuzgangloggien des Dominikanerklosters Santa Maria di Castello zu bemalen. Das Hauptwerk, das sich in der sogenannten Loggia dell’Annunciazione befindet, stellt Maria dar, die vom Erzengel Gabriel die göttliche Natur ihrer Empfängnis mitgeteilt bekommt. Das Bild trägt die Signatur „JUSTIS DE ALLA/MAGNA PINX/IT 1451 CRDZ“, die eine sichere Zuschreibung ermöglicht. Die Initialen CRDZ wurden als „Civis Ravensburgensis de Zella“ interpretiert, was bedeutet, dass die Familie des Künstlers aus der Stadt Radolfzell am Bodensee stammte, die unweit von Ravensburg liegt. Auch die Gewölbeausmalung, die Bilder des heiligen Dominikus und Petrus von Verona, die Grisaillen und das Wandbild „Petrus und Paulus betrauen Dominikus mit seiner Predigtmission“ zwischen zwei Dreigruppen von Rundbogenfenstern in der obersten Loggia werden Amman und anderen Mitarbeitern zugeschrieben.[2]

Weitere Dokumente zwischen März und September 1451 bezeugen ebenso, dass er in Genua von Antonio Caffarotto auch mit der Ausmalung eines Polyptychons mit der Darstellung des heiligen Sebastian beauftragt wurde; das Werk ist verloren gegangen.

Es ist bekannt, dass Joos nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1452 nach Ravensburg zurückkehrte.

Der Kunsthistoriker Friedrich Winkler hält Amman für den Maler eines Polyptychons mit Geschichten der heiligen Jungfrau, dessen Teile sich heute über verschiedene Sammlungen in Venedig, Modena und Lüttich verteilen.

  • Tafeln eines Marienretabels, um 1430/50 (Öl auf Holz, 78,5 × 31 cm; Modena, Galleria Estense, Inv. Nr. RCGE 221 + 226)[3]
    • Hl. Dorothea
    • Hl. Katharina
    • Heimsuchung
    • Verkündigung
  • Geburt Mariens (Lüttich, Universität, Musée Wittert)
  • Tafeln eines Retabels (Venedig, Museo Correr)
    • Hl. Barbara (Öl auf Holz, 72 × 31 cm; Inv. Nr. Cl. I n. 0155)[4]
    • Hl. Katharina
  • Christus zwischen den Heiligen Ambrosius und Augustinus aus der Kirche Sant’Ambrogio in Brugherio, um 1451/55 (Öl auf Holz, 160 × 140 cm; Privatbesitz)[5]
  • Friedrich Winkler: Jos Ammann von Ravensburg. In: Jahrbuch der Berliner Museen 1 (1959), S. 51–118.
  • Licia Collobi Ragghianti: I Collaboratori di Giusto. In: Critica d'arte. Rivista trimestrale anno LII. Vierte Folge 12 (1987), S. 45 f.
  • Volker Plagemann: Niederländer und Deutsche in Genua. Alexander de Bruges, 1408, Joos Amman von Ravensburg, vor 1451 bis nach 1455, Corrado d'Alemagna, 1477. In: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte 41 (2002), S. 53–55.
  • Till-Holger Borchert: Mobile Maler. Aspekte des Kulturtransfers zwischen Spätmittelalter und Frühneuzeit. In: Ders. (Hrsg.): Jan van Eyck und seine Zeit (1430–1530). Flämische Meister und der Süden. Ausstellungskatalog. Belser, Stuttgart 2002, S. 32–50.
  • Serena Romano: Giusto di Ravensburg e i Pittori svizzero-tedeschi a Santa Maria di Castello. In: Piero Boccardo (Hrsg.): Genova e l’Europa continentale. Opere, Artisti, Committenti, Collezionisti. Austria, Germania, Svizzera. Silvana Editoriale, Milano 2004, S. 33–47.
  • Costantino Gilardi: Le Programme decoratif d'un Couvent de l'Observance dominicaine de Lombradie. Santa Maria di Castello à Gênes, 1442–1526. In: Guy Bedouelle, Antoine Lion, Luc Thévenon (Hrsg.): Les Dominicains et l'Image. De la Provence à Gênes, XIIIe–XVIIIe Siècles (= Mémoire dominicaine. Band 8). Nizza 2006, S. 83–103.
  • Serena Romano: Il Cantiere di Santa Maria di Castello a Genova. Tragitti nordici, di qua e di là dalle Alpi. In: Mauro Natale, dies. (Hrsg.): Entre l'Empire e la Mer. Traditions locales et Échanges artistiques dans la Région alpine (= Études lausannoises d’Histoire de l’Art. Band 4). Rom 2007, S. 177–197.
  • Michael Rohlmann: The ‚Annunciation‘ by Joos Ammann in Genoa. Context, Function and Metapictorial Quality. In: Ingrid Alexander-Skipnes (Hrsg.): Cultural exchange between the Low Countries and Italy (1400–1600) (= Museums at the Crossroads. Band 18). Brepols, Turnhout 2007, S. 23–40.
Commons: Justus von Ravensburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Till-Holger Borchert: Mobile Maler. Aspekte des Kulturtransfers zwischen Spätmittelalter und Frühneuzeit. In: Ders. (Hrsg.): Jan van Eyck und seine Zeit (1430–1530). Flämische Meister und der Süden. Ausstellungskatalog. Belser, Stuttgart 2002, S. 32–50, hier S. 33 f.
  2. San Pietro e San Paolo affidano a San Domenico la missione di predicare. In: Catalogo generale dei Beni Culturali. Abgerufen am 15. Dezember 2024 (italienisch).
  3. Annunciazione; Santa Margherita; Santa Dorotea; Visitazione. Gallerie Estensi, abgerufen am 15. Dezember 2024 (italienisch).
  4. Santa Barbara. In: Archivio della Communicazione. Fondazione Musei Civici di Venezia, abgerufen am 15. Dezember 2024 (italienisch).
  5. Cristo mostra la ferita fra i santi Ambrogio e Agostino. Associazione Storico-Culturale S. Agostino, abgerufen am 15. Dezember 2024 (italienisch).