Königliche Akademie zu Posen
Königliche Akademie zu Posen | |
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Aktivität | 4. November 1903 bis 1919 |
Trägerschaft | staatlich |
Ort | Posen, Königreich Preußen |
Rektor | Rodgero Prümers |
Professoren | 23 |
Die Königliche Akademie zu Posen war eine zu Beginn des 20. Jahrhunderts bestehende preußische Bildungsstätte mit freien Hörern in Posen. Auch in der höheren Bildung sollte das Deutschtum gestärkt werden.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach Gründung der Technischen Hochschule Danzig (1904) war die Provinz Posen die letzte preußische Provinz ohne eigene Hochschule. Nolens volens betrieb Preußen den Ausbau der wissenschaftlichen Bildung in Posen. Am 4. November 1903 wurde die Königliche Akademie zu Posen gegründet. Sie besaß eine von Wilhelm II. (als König von Preußen) verliehene Satzung, die der Institution die Aufgabe zuwies, „das deutsche Geistesleben in den Ostmarken durch ihre Lehrtätigkeit und ihre wissenschaftlichen Bestrebungen zu fördern.“[1] Die Gründungsinitiative ging vor allem auf Ministerialdirektor Friedrich Althoff zurück; er leitete die Hochschulabteilung im Preußischen Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten. Constantin Frantz wollte die Akademie aus Parteienstreit heraushalten und ihr eine internationale Vermittlungsrolle zubilligen. Zunächst sollte sie „die gebildeten Polen von Paris abziehen“.[2]
Die Königliche Akademie, die anfangs kein eigenes Gebäude besaß[3], übernahm in erster Linie Fortbildungsaufgaben auf dem Gebiet der Geisteswissenschaften. Der Zweck war die Förderung der allgemeinen Bildung des deutschsprachigen Bürgertums in Posen (darunter viele Angehörige der Beamtenschaft und des Militärs); besondere Kurse dienten daneben der Lehrerfortbildung. Gründungsrektor war der Philosoph und Literaturwissenschaftler Eugen Kühnemann. Die wissenschaftliche Tätigkeit stand im Zeichen der Deutschtumspolitik, darunter das erste deutsche Institut für Osteuropäische Landeskunde und Geschichte unter der Leitung des Historikers Otto Hoetzsch. Vorlesungen und Übungen wurden angeboten in Geschichte, Nationalökonomie, Rechtswissenschaft, Volkswirtschaftslehre, Medizin, Philosophie, Pädagogik, Germanistik, Kunstgeschichte, Mathematik, Naturwissenschaften, Technik und Musikwissenschaft. Englische Lektoren erteilten englische Sprachkurse. Inmitten polnischen Stammlands fehlte Slawistik. Diplome oder gar Promotionen waren nicht möglich. Streng genommen war die Akademie kaum mehr als eine großstädtische Volkshochschule.[2]
Bau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von 1905 bis 1910 entstand nach dem Entwurf des Baurates Eduard Fürstenau ein repräsentativer Bau im Stil der Neorenaissance mit großem Auditorium und Festsaal, der das „Kaiserforum“ um das neue Residenzschloss Posen ergänzte und am 18. Januar 1910 eingeweiht wurde.[4]
Polnische Nachnutzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach dem sog. Friedensvertrag von Versailles fiel Posen 1919 an die Zweite Polnische Republik. Die Königliche Akademie wurde aufgelöst, ihre Einrichtungen übernahm die im Jahr 1919 gegründete Universität Posen.[2]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Der Neubau der Königlichen Akademie in Posen. In: Zeitschrift für Bauwesen. Nr. 10, 1911, Sp. 521–538 (zlb.de – Atlas: Blatt 58–62).
- Helmut Neubach: Statt einer Universität nur eine Königliche Akademie in Posen (1903-1918). In: Universitäten im östlichen Mitteleuropa. Zwischen Kirche, Staat und Nation – Sozialgeschichtliche und politische Entwicklungen. Hrsg. Peter Wörster. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2008, ISBN 978-3-486-84546-4, S. 127–144.
- Christoph Schutte: Die Königliche Akademie in Posen (1903–1919) und andere kulturelle Einrichtungen im Rahmen der Politik zur „Hebung des Deutschtums“. Herder-Institut, Marburg 2008, ISBN 978-3-87969-343-6 (= Materialien und Studien zur Ostmitteleuropa-Forschung, 19).
- Verzeichnis der Vorlesungen für das Wintersemester 1911/12. Ostdeutsche Buchdruckerei, Posen 1911.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Publikationen über die Königliche Akademie zu Posen. In: Bibliotheks- und Bibliographieportal / Herder-Institut (Marburg)
- Hein Retter: Zur Erinnerung an die preußische Polenpolitik vor 100 Jahren. Die „Königliche Akademie zu Posen“ und Peter Petersen als Redakteur der „Ost-deutschen Korrespondenz für nationale Politik“. researchgate.net; mit weiteren Literaturangaben.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Zitiert nach: Helmut Neubach: Statt einer Universität nur eine Königliche Akademie in Posen (1903-1918). In: Universitäten im östlichen Mitteleuropa. Zwischen Kirche, Staat und Nation - Sozialgeschichtliche und politische Entwicklungen. Hrsg. Peter Wörster. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2008, ISBN 978-3-486-84546-4, S. 134.
- ↑ a b c Gründung der Königlichen Akademie in Posen. kulturstiftung.org
- ↑ Helmut Neubach: Statt einer Universität nur eine Königliche Akademie in Posen (1903-1918), S. 137.
- ↑ Helmut Neubach: Statt einer Universität nur eine Königliche Akademie in Posen (1903-1918), S. 139.
Koordinaten: 52° 24′ 27,9″ N, 16° 54′ 56,5″ O
- Historische Bildungseinrichtung
- Bildung und Forschung in Posen
- Wissenschaft (Preußen)
- Neorenaissancebauwerk in Polen
- Erbaut in den 1900er Jahren
- Gegründet 1903
- Aufgelöst 1919
- Organisation (Deutsches Kaiserreich)
- Organisation (Provinz Posen)
- Bauwerk von Eduard Fürstenau
- Bildung (Deutsches Kaiserreich)
- Bildung (Provinz Posen)
- Organisation (Posen)
- Historische Organisation (Polen)
- Bauwerk in Posen
- Bauwerk des Historismus in der Woiwodschaft Großpolen
- Wissenschaft (Deutsches Reich)