Kairiner Koranausgabe
Die Kairiner Koranausgabe ist eine offizielle Ausgabe des Korans – der Heiligen Schrift des Islams, die nach dem muslimischen Glauben die wörtliche Offenbarung Gottes an den Propheten Mohammed enthält. Sie erschien erstmals 1924, nach längeren Vorarbeiten, in der Regierungszeit von König Fu'ād. Die Ausgabe folgt der Lesart (qirāʾa) von ʿĀṣim (aus Kufa) in der Überlieferung von Ḥafṣ, der am weitesten verbreiteten Lesart des Korans. Sie folgt dem kufischen Zählsystem, nach der der Koran aus 6236 Versen besteht.[1][2]
Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dieser Druck ist die allgemein verwendete Standardausgabe und der für Muslime verbindliche Korantext. Er bildet die Grundlage für spätere Koranausgaben,[3] und es wird von ihm behauptet, er stimme mit dem Koran des dritten Kalifen der Muslime, ʿUthmān ibn ʿAffān, überein.[4]
Der ägyptische Gelehrte Muhammad Chalaf al-Husaini (arabisch محمد خلف الحسيني, DMG Muḥammad Ḫalaf al-Ḥusainī; gest. 1938 oder 1939) wird als erster eines vierköpfigen Komitees genannt, zu dessen Mitgliedern auch Hifni Nasif (حفني ناصف / Ḥifnī Nāṣif; 1855–1919), Mustafā Anānī (مصطفى عناني / Muṣṭafā ʿInānī) und Ahmad al-Iskandarī (1875–1938) zählten. Chalaf al-Husaini amtierte 1924 als Scheich al-maqāriʾ al-miṣrīya (arabisch شيخ المقارئ المصرية), d. h. als Oberhaupt der ägyptischen Institute der Koranrezitatoren.
In der Wissenschaft hat die Kairiner Koranausgabe die von Gustav Flügel (1802–1870) abgelöst, die 1834 in Leipzig zuerst erschien.
Wie man auf Seite 296, dem Beginn der 19. Sure, aus dem Erstdruck der Berliner Staatsbibliothek sehen kann,[5] handelt es sich nicht um eine lithographierte Handschrift. Der Text wurde gemäß dem Druckvermerk in der Amīrīya-Druckerei in Bulaq gesetzt und im Landesvermessungsamt in Gizeh gedruckt.[6]
Ausgaben usw.
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kairo 1924 (1342 n.H.)
- Fotomechanische Reproduktion. In: Adel Theodor Khoury: Der Koran. Arabisch-Deutsch. Übersetzung und wissenschaftlicher Kommentar. 12 Bde. Gütersloh 1990-2001. („mit Ausnahme der ersten Korandoppelseite!“[7])
- Koran-Transliteration von Hans Zirker (Stand: 18. August 2020)
- Correlation Chart for the Verses of the Flügel (1834) and Cairo (1925) Editions of the Qur’an – muhammadanism.com
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Arne A. Ambros: Die Divergenzen zwischen dem Flügel- und dem Azhar-Koran. Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes 78 (1988), 9–21 (jstor).
- Gotthelf Bergsträßer: „Koranlesung in Kairo“. In: Der Islam, Bd. 20 (1932), S. 1–42 Digitalisat
- Gotthelf Bergsträßer: „Plan eines Apparatus Criticus zum Koran“. München. Bayerische Akademie der Wissenschaften Sitz.ber. Philos.-hist. Abt. Sitzungsber. Jahrg. 1930:7 Digitalisat
- Hartmut Bobzin: Der Koran: eine Einführung. C. H. Beck, München 1999, ISBN 340643309X. Zuletzt: 5. Auflage 2004.
- Adrian Alan Brockett: Studies in Two Transmissions of the Quran. 1984. University of St. Andrews, Department of Arabic Studies (PhD Thesis)
- Claude Gilliot: Une reconstruction critique du Coran ou comment en finir avec les merveilles de la lampe d'Aladin
- Arthur Jeffery: Materials for the History of the Text of the Qurʾān. Leiden 1937. S. 114–181.
- Lamya Kandil: Die Surennamen in der offiziellen Kairiner Koranausgabe und ihre Varianten. In: Der Islam. Band 69, Heft 1 (1992), Seiten 44–116 (degruyter)
- Angelika Neuwirth: Structure and the Emergence of community. In: Andrew Rippin (Hrsg.): The Blackwell Companion to the Qur'an. Oxford 2006 (Blackwell Companions to Religion), S. 140–158.
- Theodor Nöldeke: Geschichte des Qorans. Mit einem literarhistorischen Anhang über die muhammedanischen Quellen und die neuere christliche Forschung. Neuausg. Dietrich, Leipzig 1909/38, Bd. 3 Die Geschichte des Korantexts. 2., völlig umgearbeitete Auflage von G. Bergsträsser und O. Pretzl. Leipzig 1938. (Digitalisat)
- Gabriel Said Reynolds: “Introduction”, in: Gabriel Said Reynolds (Hrsg.): New Perspectives on the Qur'an: The Qur'an in Its Historical Context. Routledge, London 2008.
- Anton Spitaler, Otto Pretzl: Die Verszählung des Koran nach islamischer Überlieferung. Bayer. Akad. d. Wissenschaften; C.H. Beck, München 1935.
- Saleh Sulaiman Al-Wohaibi: Qur'ānic variants (ʻIlm al-Qirā'āt): an historical-phonological study. Diss. Indiana University 1982.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Korantext der Kairoer Ausgabe mit Kommentar, Übersetzungen und Rezitation (altafsir.com)
- Beispielseite aus dem Forschungsprojekt Corpus Coranicum
- Thomas Milo: Annotations to the printing of the 1924 Azhar Qur'an (5.5MB), Asmus Freytag: Arabic errata (unicode.org)
Einzelnachweise und Fußnoten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Zu den verschiedenen Verszählungen, vgl. Die Anzahl der Verse im Koran - islam-akademie.de (nach Spitaler)
- ↑ vgl. z. B. die eigenen Gesetzen folgende Zählung der Ausgabe von Flügel (1834) usw. (muhammadanism.com)
- ↑ vgl. Andreas Ismail Mohr: Literaturhinweise zu Koran, Sīrah und zur islamischen Spiritualität (10/2011) - ismailmohr.de
- ↑ Siehe auch den Abschnitt Die Durchsetzung des uthmanischen Korantextes im Artikel al-Haddschādsch ibn Yūsuf
- ↑ [1]
- ↑ Gotthelf Bergsträßer: „Koranlesung in Kairo“. In: Der Islam, Bd. 20 (1932), S. 3.
- ↑ ismailmohr.de