Kaiserworth
Das historische Gildehaus Kaiserworth steht am Marktplatz (Am Markt 3) in Goslar in Niedersachsen.
Geschichte und Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ursprüngliche Nutzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dieses ehemalige Gebäude der Gewandschneider wurde im Jahre 1494 auf den Grundmauern des ersten Gildehauses aus dem Jahre 1274 erbaut. Der mittelalterliche Verband der Fern- und Großkaufleute nannte sich in Goslar „Worthgilde“ und war die wichtigste ratsfähige Gilde.
Der eindrucksvolle spätgotische Bau mit seinen sechs zum Marktplatz geöffneten Arkaden sowie einem Schmuckerker und Fassadenfiguren zeugt von dem Reichtum der Besitzer und der Stadt in jener Zeit. Auf diesen Umstand verweisen insbesondere die Figuren der „Abundantia“, der Göttin des Überflusses, und des unter ihr hockenden „Dukatenmännchens“.
Baubeschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Gebäude ist ein traufenständiges, zweigeschossiges Bauwerk mit hohem Satteldach. In der Mittelachse des Obergeschosses ist ein polygonaler Erker angesetzt, der sich im Dachbereich als Türmchen mit geschweifter Haube fortsetzt. Das Dachtürmchen, wie auch die Dachgauben sind nicht ursprünglich. Sie wurden später aufgesetzt.
Eine Halle im Erdgeschoss öffnet sich mit sechs Arkaden zum Markt. Sie bot Platz für Verkaufsstände. An der Ostseite befinden sich die steinernen Plastiken des Herkules und der Abundantia mit dem Dukatenmännchen darunter. In den Nischen zwischen den Fenstern des Obergeschosses stehen barocke Holzfiguren von acht Kaisern. Sie ruhen auf Konsolen mit figürlichem Schmuck und sind von Baldachinen bekrönt. Während der Regentschaft der dargestellten Kaiser (919 bis 1138) wurde Goslar im Jahre 922 gegründet und erreichte im 12. Jahrhundert mit seiner Stadtmauer das Ausmaß der heutigen Altstadt, eine nahezu seit 700 Jahren unveränderten Größe.
Die beiden Steinplastiken sind ursprünglich, während die hölzernen Kaiserfiguren sich erst seit 1684 nachweisen lassen. Die Kaiserfiguren, so spottete Heinrich Heine, „sehen aus wie gebratene Universitätspedelle“.[1] Zuvor sollen dort Gestalten der antiken Mythologie gestanden haben.
Konsolfiguren
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Dukatenmännchen
Nutzung und Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Haus wurde seit 1831 als Gasthaus und Hotel betrieben. Wegen des benachbarten Hotels „Römischer Kaiser“ wurde es 1836 von „Die Worth“ zu „Kaiserworth“ umbenannt, womit eine Aufwertung beabsichtigt war. Das Gebäude ist seit Ende 2022 geschlossen.[2]
Wie der Rammelsberg auch wurde der Marktplatz Goslars und damit auch das ehemalige Gildehaus Kaiserworth 1992 zum Teil des UNESCO-Weltkulturerbes ernannt.
Bedeutung von Worth
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für das Wort „Worth“ existieren drei Deutungen
- Hausplatz, Grundstück (Werner Hillebrand, Goslar)
- Werder, ein von Gewässern umgebenes erhöhtes Land (Hotel Kaiserworth)
- Warft, Wurt, ein Besiedlungshügel auf Inseln
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Werner Hillebrand: Goslar, Deutscher Kunstverlag, München, S. 17, 34, ISBN 3-422-00086-0
- Georg Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bremen, Niedersachsen. Bearbeitet von Gerd Weiß u. a. Deutscher Kunstverlag, München 1992, ISBN 3-422-03022-0, S. 548.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Georg Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bremen, Niedersachsen. Bearbeitet von Gerd Weiß u. a. Deutscher Kunstverlag, München 1992, ISBN 3-422-03022-0, S. 548.
- ↑ „Kaiserworth“: Das sagt der Eigentümer zur Schließung. In: goslarsche.de. 21. Januar 2023, abgerufen am 6. November 2023.
Koordinaten: 51° 54′ 22″ N, 10° 25′ 43,8″ O