Kanin (Beelitz)

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Kanin
Stadt Beelitz
Koordinaten: 52° 17′ N, 12° 50′ OKoordinaten: 52° 17′ 17″ N, 12° 50′ 15″ O
Höhe: 43 m ü. NHN
Fläche: 1,69 km²
Einwohner: 152 (9. Nov. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 90 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1950
Eingemeindet nach: Busendorf
Postleitzahl: 14547
Vorwahl: 033206
Kanin (Brandenburg)
Kanin (Brandenburg)
Lage von Kanin in Brandenburg
Dorfkirche in Kanin
Dorfkirche in Kanin

Kanin ist ein Dorf in Brandenburg. Es ist ein Gemeindeteil von Busendorf, einem Ortsteil der Stadt Beelitz im Landkreis Potsdam-Mittelmark.

Kanin liegt am Rande des Naturparks Nuthe-Nieplitz, umgeben von weitreichenden Kiefernwäldern. Die Landeshauptstadt Potsdam ist etwa 30 Kilometer entfernt, die Stadt Werder liegt zehn Kilometer nordöstlich und die Stadt Beelitz etwa zwölf Kilometer südöstlich des Dorfes. Umliegende Ortschaften sind die Werderaner Ortsteile Bliesendorf im Norden und Glindow im Nordosten, Klaistow im Osten, Fichtenwalde im Südosten, Borkwalde im Süden, Busendorf im Westen sowie Damsdorf in der Gemeinde Kloster Lehnin im Nordwesten.

Kanin liegt an der Landesstraße 88 von Werder nach Lehnin sowie an der Kreisstraße 6917 nach Treuenbrietzen. Die Bundesautobahn 10 verläuft nördlich von Kanin, die nächstgelegene Anschlussstelle Glindow ist etwa drei Kilometer entfernt. Südwestlich des Ortes befindet sich der Truppenübungsplatz Lehnin.

Kanin wurde erstmals 1419 oder 1420 unter dem Namen Kanyn urkundlich erwähnt. Das Dorf ist allerdings vermutlich älter. Der Ortsname ist slawisch und beschreibt einen Ort, an dem es Raubvögel gibt.[2] Bei dem Ort handelt es sich um ein typisches wendisches Rundlingsdorf. Zusammen mit den Nachbardörfern Busendorf und Klaistow bildete Kanin bis zu den Befreiungskriegen 1815 eine Exklave des Königreichs Sachsen innerhalb Preußens, somit war Kanin das nördlichste Dorf Sachsens. Die Lage führte zu der kuriosen Situation, dass der Ort Kanin selbst zu Sachsen gehörte, der Dorfkrug jedoch in Preußen lag. Somit konnten sich preußische Deserteure in Kanin in Sicherheit bringen, wurden jedoch im preußischen Dorfkrug von Husaren gefangen genommen.

Der Krug von Kanin wird zum Jahr 1450 in der umfangreichen Chronik der Familie von Rochow in einer Auflistung zugehörig „des bekannten Raubritters“ Wichard VIII. von Rochow als „kannye der kruck“ unter Punkt 20 aufgeführt. Die später sich herausbildende Familienlinie Golzow hatte Mitte des 16. Jahrhunderts (die Brüder Wittich von Rochow und Hans Zacharias I. von Rochow) kurz Teile von Kanin in ihrem Besitz und veräußerte diese 1578 an einen Claus von Arnim-Zichow. Dessen Sohn Henning wiederum besaß diese nur bis 1609. Die Plessower Linie der Familie von Rochow dagegen hielt 12 Kanin von mindestens 1661 bis nachweislich 1861.[3] Hans Wilhelm III. von Rochow auf Plessow und Stülpe erwähnte in seinem Testament[4] von 1887 in der Aufzählung seines Eigentums den Ort als Rittergutsanteil nicht mehr. Er übertrug aber die Pflichten des weiter bestehenden Kirchenpatronats dem dritten Sohn (Fritz) Friedrich Ludwig VII. von Rochow-Plessow (1858–1914). Zuvor wurde Kanin in der Rochow-Historie immer zum jeweiligen Eigentümer von Schloss Plessow explizit genannt, nicht in den mehrfach veröffentlichten Güteradressbüchern. Kanin war nämlich kein ausgewiesenes Rittergut, nur ein Teil von Plessow, und wird keine sehr große Fläche umfasst haben. Das Kirchenpatronat haben sich die Rochows wohl zum Schluss sichtbar mit den letzten Rittergutsbesitzern auf Groß Kreutz geteilt. Daher steht an einer Erinnerungstafel in der Dorfkirche Kanin neben Fritz von Rochow auch Gebhard von der Marwitz (1890–1914)[5] als Opfer des Ersten Weltkriegs.[6]

Die Ursprünge der aus Feldsteinen errichteten Dorfkirche Kanin gehen auf das frühe 13. Jahrhundert zurück. Das heutige spätgotische Kirchenschiff entstand im 14. Jahrhundert.[7] 1540 kam die Kirche an die Pfarrei Bliesendorf. Die Dorfkirche Kanin wurde von den Bewohnern der Dörfer Busendorf, Kanin, Klaistow und Ferch genutzt, aufgrund der geringen Einwohnerzahl der Gemeinden teilten sich die dortigen Kinder eine Schule, die sich ebenfalls in Kanin befand. Die Schule wurde 1960 geschlossen und die Kinder nach Fichtenwalde geschickt.

Kanin war und ist ein überwiegend landwirtschaftlich geprägtes Dorf. In den 1950er Jahren entstand in Kanin eine Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG), die in den 1960er Jahren mit den LPGen aus Busendorf und Kanin zu der LPG „Freiheit“ zusammengelegt wurde. Seit der politischen Wende wird in und um Kanin vermehrt Spargel angebaut.

Nach dem Wiener Kongress 1815 kam das vormals sächsische Kanin an das Königreich Preußen und wurde im Zuge der Kreisneubildung 1817 dem Landkreis Zauch-Belzig angeschlossen. Zum 1. Juli 1950 wurde Kanin zusammen mit Klaistow der Nachbargemeinde Busendorf angeschlossen und am 25. Juli 1952 dem neugebildeten Kreis Potsdam-Land zugeordnet. Nach der Wende lag Kanin zunächst im Landkreis Potsdam, bevor der Ort bei der Kreisreform im Dezember 1993 dem Landkreis Potsdam-Mittelmark zugeordnet wurde. Am 31. Dezember 2001 wurde Busendorf mit seinen Gemeindeteilen nach Beelitz eingemeindet.[8]

Einwohnerentwicklung

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Einwohnerentwicklung in Kanin von 1875 bis 1946[9]
Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner Jahr Einwohner
1875 191 1910 165 1933 423 1946 185
1890 177 1925 202 1939 494

Die Kirche von Kanin war 2004–2005 als Pfarrkirche der Insel Soonderney des Pfarrers Karl-Heinz Erdmann (dargestellt von Jürgen von der Lippe) einer der Drehorte, in der 14-teiligen Fernsehserie Der Heiland auf dem Eiland. In Vorbereitung zu den Dreharbeiten wurden die Kirche und der Kirchhof teilweise restauriert.

Commons: Kanin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Amtsblatt für die Stadt Beelitz 21. Jg. Nr. 11, S. 9. Abgerufen am 11. Januar 2023.
  2. Reinhard E. Fischer: Die Ortsnamen der Länder Brandenburg und Berlin: Alter – Herkunft – Bedeutung. be.bra Wissenschaft, 2005, S. 163.
  3. Adolf Friedrich August von Rochow: Nachrichten zur Geschichte des Geschlechts derer von Rochow und ihrer Besitzungen. In: Adolf Friedrich August von Rochow (Hrsg.): Familienchronik. Ernst und Korn, Berlin 1861 (hab.de [abgerufen am 18. März 2021]).
  4. Familie von Rochow (Hrsg.): Gutsarchiv von Rochow-Stülpe-Plessow. Stülpe und Plessow Oktober 1975, PMID 3 (blha.de [abgerufen am 18. März 2021]).
  5. Justus Perthes (Hrsg.): Ehrentafel der Kriegsopfer des reichdeutschen Adels, 1914-1919. Justus Perthes, Gotha 1921, S. 155 (worldcat.org [abgerufen am 21. April 2021]).
  6. Otto Graf Lambsdorff, Freiherr von der Wenge (Hrsg.): Festschrift aus Anlaß des 250 jährigen Gründungstages der Ritterakademie auf dem dom zu Brandenburg an der Havel. Bernhard und Gebhard von der Marwitz, Friedersdorf und Groß Kreutz. Selbstverlag, Köln 29. Juni 1955, S. 33–35 (dnb.de [abgerufen am 13. Mai 2021]).
  7. Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Brandenburg. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2012, ISBN 978-3-422-03123-4, S. 524 f.
  8. Kanin im Geschichtlichen Ortsverzeichnis. Abgerufen am 27. Januar 2018.
  9. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. (PDF; 331 kB) Landkreis Potsdam-Mittelmark. Landesbetrieb für Datenverarbeitung und Statistik Land Brandenburg, Dezember 2006, abgerufen am 27. Januar 2018.