Kaninchenpocken
Die Kaninchenpocken sind eine durch das Vacciniavirus, Stamm Orthopoxvirus vaccinia var. cuniculi, hervorgerufene Infektionskrankheit bei Kaninchen. Kaninchenpocken treten nur selten und vereinzelt auf, in Laborkaninchenbeständen auch epidemisch.[1] Sie dürfen nicht mit der ebenfalls durch Pockenviren hervorgerufenen Myxomatose verwechselt werden. Die Erkrankung trat erstmals in den 1930er Jahren im Laborbestand des Rockefeller-Instituts in mehreren Seuchenzügen auf, aus dem Louise Pearce das Virus erstmals isolierte. 1941 kam es zu einem Ausbruch in einem Laborbestand in Utrecht, 1947 am Pasteur-Institut und in den 1960er Jahren wiederum zu mehreren Ausbrüchen in den USA.[2] Andere Tierarten oder der Mensch sind nicht empfänglich.
Klinisch äußert sich die Erkrankung mit Fieber, Abgeschlagenheit, Ödemen, Nasen- und Augenausfluss. Nach einigen Tagen treten bei experimenteller Infektion pockenartige Läsionen an Maul, Nase und Auge auf. Die Sterblichkeit ist hoch.[3]
Die Kaninchenpocken sind vermutlich eine reine Laborinfektion. Sie können als Modell für die Erforschung von Wirkstoffen gegen die Pocken beim Menschen dienen.[3] So konnten mit Brincidofovir[4] und Tecovirimat[5] gegen Kaninchenpocken wirksame Mittel entwickelt werden, die als Kandidaten für einen Pockenausbruch beim Menschen zur Verfügung stehen.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Anton Mayr: Infektionen und Krankheiten durch Pockenviren. In: Medizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre, Thieme 2007, DOI:10.1055/b-0034-9991, S. 149.
- ↑ Brian W.J. Mahy, Marc H.V. Van Regenmortel: Encyclopedia of Virology. 3. Aufl. 2008, ISBN 978-0-12-374410-4
- ↑ a b Mark R. Perry, Roseanne Warren, Michael Merchlinsky, Christopher R. Houchens, James V. Rogers: Rabbitpox in New Zealand White Rabbits: A Therapeutic Model for Evaluation of Poxvirus Medical Countermeasures Under the FDA Animal Rule. In: Frontiers in Cellular and Infection Microbiology. 2018, Band 8 doi:10.3389/fcimb.2018.00356.
- ↑ Irma M. Grossi, Scott A. Foster, Melicia R. Gainey, Robert Krile, John A. Dunn, Thomas M. Brundage, Jody M. Khouri: Efficacy of delayed brincidofovir treatment against a lethal rabbitpox virus challenge in New Zealand White rabbits. In: Antiviral Research. 2017, Band 143, S. 278–286 doi:10.1016/j.antiviral.2017.04.002.
- ↑ A. T. Russo, D. W. Grosenbach, J. Chinsangaram, K. M. Honeychurch, P. G. Long, C. Lovejoy, B. Maiti, I. Meara, D. E. Hruby: An overview of tecovirimat for smallpox treatment and expanded anti-orthopoxvirus applications. In: Expert review of anti-infective therapy. Band 19, Nummer 3, März 2021, S. 331–344, doi:10.1080/14787210.2020.1819791, PMID 32882158, PMC 9491074 (freier Volltext) (Review).