Kanitz-Kyawsche Gruft
Die Kanitz-Kyawsche Gruft oder auch Canitz-Kyausche Gruft in Hainewalde (Sachsen) ist ein Bauwerk im Barockstil. Umgangssprachlich wurde sie auch „Unruhe“, „Ungeduld“ oder „Begräbniß“ genannt. Sie gehört zu den Anlagen der Kirche Hainewalde.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gruft wurde 1715 im Auftrag von Otto Ludwig von Kanitz für ihn und seine Gemahlin Victoria Tugendreich geb. von Kyaw erbaut. Es wird vermutet, dass man die Gruft auf dem Platz des ehemaligen Herrenhofs von Hainewalde errichtete. Wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts pauschal vermutet, das Werk gehe auf italienische Barockkünstler aus Dresden vom Hofe Augusts des Starken zurück, so haben sich die Anzeichen erhärtet, dass zumindest der Skulpturenschmuck vom Bildhauer Franz Biener aus Gabel stammt.[1] Ebenfalls wird eine Beteiligung Balthasar Permosers vermutet.[2]
1993 und 2000/2001 wurde die Grabgruft außen renoviert. 2006 wurde bei Säuberungsarbeiten der verschüttet geglaubte Grabkeller entdeckt und geöffnet. Die dort gefundenen Särge des Erbauers und seiner Gemahlin wurden im März 2007 zur Restaurierung gegeben.
Im November 2007 wurde bei Grabungen in der Gruft eine weitere Kammer mit Särgen gefunden. Darin begraben liegen Barbara von Braun († 1597), ihr Sohn Christoph von Nostitz († 1611), sowie Christoph Ernst von Gersdorf († 1667). Diese Särge stammen also aus einer Zeit noch bevor Gruft und Kirche erbaut wurden.[3]
Ausstattung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Außen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Äußere der Gruft ist reich mit Säulen, Wappen und weiterem Beiwerk verziert. Hauptaugenmerk bilden aber die 17 Sandsteinstatuen, von denen je vier an jeder Seite und ein Engel als Freifigur auf dem Dach der Gruft angebracht sind. Diese Figuren bilden laut ihren Beschriftungen ein allegorisches Programm im Sinne des klassischen Pietismus der Barockzeit.
Die Statuen sind auf den vier Seiten thematisch geordnet und bilden Gegensatzpaare, bei denen je ein irdisches Leiden einer himmlischen Seligkeit gegenübergestellt wird. Besondere Beachtung verdienen die Figuren irdischen Leidens, die sehr realitätsnah dargestellt sind, während die Allegorien himmlischer Glückseligkeit Idealgestalten sind.
Weiterhin befinden sich an der Außenseite Beschreibungen zu den hier begrabenen Personen. So wurden hier neben den bereits erwähnten Personen auch eine gewisse Dorothea Schlechtowa von Kevytkau und ihre Tochter Dorothea Rosina von Elssnitz (* 1633) beigesetzt. Ihre Särge wurden aber bisher noch nicht entdeckt.
Innen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gegenüber der Eingangstür befindet sich das Grabmal des Ehepaars von Kanitz aus Stuckmarmor. Auf der linken Seite befindet sich eine lebensgroße Stuckstatue Otto Ludwigs von Kanitz, auf der rechten Seite eine Statue der Viktoria Tugendreich von Kanitz. Am Sockel des Grabmals ist das Kanitz-Kyawsche Allianzwappen angebracht.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Cornelius Gurlitt: Hainewalde: Das Kanitz-Kyausche Gruftgebäude. In: Amtshauptmannschaft Zittau (Land) (= Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen). Meinhold, Dresden 1906, S. 35–39 (Digitalisat [abgerufen am 24. April 2013]).
- Hubert Georg Ermisch: Das Grabmal von Hainewalde. In: Mitteilungen des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz. Band XXVIII, Nr. 1–4, 1939, S. 1–26.
- Hartmut Ritschel: Der Barockbildhauer Franz Biener und seine Werke in Sachsen und Nordböhmen. In: Denkmalpflege in Sachsen 1894–1994, zweiter Teil. Halle an der Saale 1998, S. 469–504.
- Thorsten Pietschmann, René E. Pech: Das Erbbegräbnis der Familie Kanitz-Kyaw Hainewalde. Cybela Verlag, Oybin Lückendorf 2015, ISBN 978-3-944470-03-0.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Website der Kanitz-Kyawschen Gruft
- Texte zur Ausstellung zum Kanitz-Kyawschen Gruft-Gebäude in Hainewalde
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Die Kanitz-Kyawsche Gruftkapelle in Hainewalde. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2016; abgerufen am 24. April 2013. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Hugo Tauberth: Die Parochie Hainewalde. In: Moritz Oskar Sauppe (Hrsg.): Die Diöcese Zittau (= Neue Sächsische Kirchengalerie). Arwed Strauch, Leipzig 1904, Sp. 201–222, hier 218 (Digitalisat [abgerufen am 24. April 2013]).
- ↑ Jan Lange: Sensationeller Fund unter Tage. In: sz-online.de. 19. November 2007, abgerufen am 24. April 2013.
Koordinaten: 50° 54′ 41,86″ N, 14° 42′ 13,29″ O