Karl Bernhard Hundeshagen
Karl Bernhard Hundeshagen (* 30. Januar 1810 in Friedewald bei Hersfeld; † 2. Juni 1872 in Bonn) war ein deutscher reformierter Theologe.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Karl Bernhard Hundeshagen war ein Sohn des Forstwissenschaftlers und „forstlichen Klassikers“ Johann Christian Hundeshagen (1783–1834). Er studierte in Gießen, wurde 1825 Mitglied der Alten Gießener Burschenschaft Germania und (nach der Zwangsexmatrikulation wegen seiner Zugehörigkeit zur Burschenschaft) in Halle (Saale) Theologie. Er habilitierte sich 1831 an der Universität Gießen für die Fächer der Kirchengeschichte und Exegese. Wegen seiner Mitgliedschaft in der Burschenschaft und da er einem Teilnehmer des Frankfurter Wachensturms geholfen hatte, war er auf der Flucht. Im Zuge der Demagogenverfolgung wurde er im Schwarzen Buch der Frankfurter Bundeszentralbehörde (Eintrag Nr. 764) festgehalten.[1]
Im Herbst 1834 folgte er einem Ruf als außerordentlicher Professor an die Universität Bern, wo er 1841/42 das Rektorat innehatte und 1845 in eine ordentliche Professur aufstieg. 1847 ging er als ordentlicher Professor an die Universität Heidelberg. Nach einem Konflikt mit der badischen Landeskirche folgte er im Herbst 1867 einem Ruf an die Universität Bonn.
Hundeshagens Forschungsschwerpunkte waren die Kirchengeschichte des Mittelalters und der Reformation (besonders der Schweizer Reformationsgeschichte) sowie die vergleichende Konfessionskunde. Daneben äußerte er sich auch zu kirchlichen Fragen der Zeit. Viel diskutiert wurde seine anonym erschienene Schrift Der deutsche Protestantismus, seine Vergangenheit und seine heutigen Lebensfragen (1847), in der Hundeshagen eine Kirchenreform auf presbyterial-synodaler Grundlage forderte und sich hiervon eine Erneuerung des nationalen Lebens erhoffte. Im Sinne der Vermittlungstheologie bekämpfte er den theologischen Hegelianismus, aber auch alle Versuche einer konfessionalistischen oder staatskirchlichen Restauration. Hundeshagen trat aus Überzeugung für die Union der evangelischen Hauptkonfessionen Luthertum und Reformiertentum ein, wandte sich aber gegen eine Relativierung der Bekenntnisschriften der Reformationszeit.
Schriften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ueber die mystische Theologie des Johann Charlier von Gerson. In: Zeitschrift für historische Theologie, 1834
- Die Conflikte des Zwinglianismus, Lutherthums und Calvinismus in der Bernischen Landeskirche von 1552 bis 1558. Jenni, Bern 1842. (Digitalisat)
- Über den Einfluss des Calvinismus auf die Ideen vom Staat und staatsbürgerlicher Freiheit. Weingart, Bern 1842. (Digitalisat)
- Der selige Doctor und Professor Johann Ludwig Samuel Lutz in Bern. Ein theologisches Charakterbild. Haller, Bern 1844. (Digitalisat)
- Der deutsche Protestantismus, seine Vergangenheit und seine heutigen Lebensfragen im Zusammenhang der gesamten Nationalentwicklung, beleuchtet von einem deutschen Theologen. Brönner, Frankfurt am Main 1846. (Digitalisat) (3. Auflage 1850)
- Der Weg zu Christo. Vorträge im Dienste der Inneren Mission. Brönner, Frankfurt am Main 1853. (Digitalisat)
- Der Badische Agendenstreit. Aktenstücke sammt einem erläuternden Vorwort. Brönner, Frankfurt a. M. 1859. (Digitalisat)
- Das badische Konkordat: in seiner Rückwirkung auf die Rechtsstellung des evangelischen Religionstheiles im Grossherzogthum Baden. Gutsch, Karlsruhe 1860. (Digitalisat)
- (mit Matthias Schneckenburger): Vorlesungen über Neutestamentliche Zeitgeschichte. Brönner, Frankfurt a. M. 1862. (Digitalisat)
- (mit Matthias Schneckenburger): Vorlesungen über die Lehrbegriffe der kleineren protestantischen Kirchenparteien. Brönner, Frankfurt a. M. 1863. (Digitalisat)
- Beiträge zur Kirchenverfassungsgeschichte und Kirchenpolitik, insbesondere des Protestantismus. Band 1, Niedner, Wiesbaden 1864. (Digitalisat) (Neudruck 1963)
- Sechs Jahre in der Separation. Antwortschreiben an einen Freund im badischen Lande. Groos, Heidelberg 1867.
- Das Luthermonument zu Worms im Lichte der Wahrheit. Gedanken und Thatsachen zur Beantwortung der Frage: Kirche oder Protestantismus? Kirchheim, Mainz 1868. (Digitalisat)
- Ausgewählte kleinere Schriften und Abhandlungen. Nach seinen handschriftlichen Verbesserungen und Ergänzungen. (2 Bände) hrsg. von Theodor Christlieb. Perthes, Gotha 1875. (Digitalisat Band 1), (Band 2)
- Calvinismus und staatsbürgerliche Freiheit. Evangelischer Verlag, Zollikon, Zürich, Schweiz 1946.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Theodor Schott: Hundeshagen, Karl Bernhard. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 13, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 406–410.
- Heinrich Hermelink: Hundeshagen, Karl Bernhard, Professor der Theologie. In: Lebensbilder aus Kurhessen und Waldeck 1830-1930. Fünfter Band. Marburg a. L. 1955. S. 149–167.
- Gerhard Weihrauch: Der „deutsche Theologe“ Karl Bernhard Hundeshagen 1810-1872: Seine theologische und kirchliche Wirksamkeit und Bedeutung mit besonderer Würdigung seiner Freundschaft mit dem verfolgten Jugendfreund Peter Gustav Schweitzer. Diss. Halle 1959.
- Thomas Nipperdey: Geschichtsschreibung, Theologie und Politik im Vormärz: Carl Bernhard Hundeshagen. In: Ders.: Gesellschaft, Kultur, Theorie. Gesammelte Aufsätze zur neueren Geschichte. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1976 (zuerst in Festschrift für Hermann Heimpel 1971).
- Eberhard Pältz: Hundeshagen, Karl Bernhard. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 63 f. (Digitalisat).
- Andreas Lindt: Karl Bernhard Hundeshagen und Bern. In: Hochschulgeschichte Berns 1528-1984, Bern 1984, 169–186
- Eike Wolgast: Hundeshagen, Karl Bernhard. In: Theologische Realenzyklopädie 15, 1986, 701–703.
- Friedrich Wilhelm Bautz: HUNDESHAGEN, Karl-Bernhard. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Bautz, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 1180–1182 .
- Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 2: F–H. Winter, Heidelberg 1999, ISBN 3-8253-0809-X, S. 416.
- Peggy Cosmann: Protestantische Neuzeitkonstruktion: zur Geschichte des Subjektivitätsbegriffs im 19. Jahrhundert. Würzburg: Königshausen & Neumann, 1999, S. 159–162
- Hedda Gramley: Propheten des deutschen Nationalismus: Theologen, Historiker und Nationalökonomen 1848-1880. Frankfurt am Main: Campus Verlag, 2001
- Hedda Gramley: Christliches Vaterland – einiges Volk. Zum Protestantismus und Nationalismus von Theologen und Historikern 1848 bis 1880. In: Jörg Echternkamp, Sven Oliver Müller (Hrsg.): Die Politik der Nation. Deutscher Nationalismus in Krieg und Krisen 1760 bis 1960. München: Oldenbourg, 2002, S. 81–105
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Beschreibung des Nachlasses in der ULB Sachsen-Anhalt
- Rudolf Dellsperger: Karl Bernhard Hundeshagen. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Hundeshagen, Karl Bernhard. Hessische Biografie. (Stand: 16. November 2022). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Das Schwarze Buch digitalisiert im Bundesarchiv.
Personendaten | |
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NAME | Hundeshagen, Karl Bernhard |
KURZBESCHREIBUNG | reformierter Theologe |
GEBURTSDATUM | 30. Januar 1810 |
GEBURTSORT | Friedewald (Hessen) |
STERBEDATUM | 2. Juni 1872 |
STERBEORT | Bonn |
- Kirchenhistoriker (Theologe)
- Neutestamentler
- Reformierter Theologe (19. Jahrhundert)
- Rektor (Universität Bern)
- Hochschullehrer (Universität Bern)
- Hochschullehrer (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)
- Hochschullehrer (Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg)
- Sachbuchautor (Theologie)
- Sachliteratur (Religion)
- Burschenschafter (19. Jahrhundert)
- Deutscher
- Geboren 1810
- Gestorben 1872
- Mann