Karl Henckell

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Karl Friedrich Henckell, um 1900

Karl Friedrich Henckell (* 17. April 1864 in Hannover; † 30. Juli 1929 in Lindau im Bodensee) war ein deutscher Lyriker und Schriftsteller.

Henckell studierte Philosophie, Philologie und Nationalökonomie in Berlin, Heidelberg, Leipzig, München und Zürich. Er stand in Kontakt mit Michael Georg Conrad, Martin Greif, Hermann Conradi, Otto Erich Hartleben, John Henry Mackay, Hermann Sendelbach, Adolf Bartels, Peter Hille u. a. und war Mitherausgeber der Modernen Dichtercharaktere (1885). Im Juni 1888 rief Henckell mit einem Anschlag am Schwarzen Brett der Universität Zürich zur Gründung eines „Ulrich-Huttenbundes“ auf; das Programm der sozialdemokratisch ausgerichteten Vereinigung, die sich auch „das junge Deutschland“ nannte, beinhaltete den Kampf für ein modernes Menschentum und Wahrheit.[1] Zürich war auch Verlagsort der sozialkritischen Gedichtbände Henckells, die 1885–1890 erschienen, bis Henckell die nächste Sammlung Trutznachtigall mit dem zweiten Verlagsort Leipzig herausbringen konnte.[2] Zeitweise lebte er längere Zeit in Mailand, danach in Wien, Brüssel und ab 1890 wieder in Zürich. 1889 erwarb er das Bürgerrecht der Zürcher Gemeinde Stallikon und damit das Schweizer Bürgerrecht.[3][4] 1895 wurde er in Zürich Verlagsbuchhändler. 1896 gab er in seinem Verlag den Gedichtband Passifloren von Gertrud Pfander heraus. 1897 heiratete er Anny Haaf-Haller, deren Schwester Anna Bertha Haaf seit 1883 die Frau des Schweizer Historikers Gustav Tobler war[5]. 1902 zog Henckell nach Berlin-Charlottenburg, 1908 nach München. Zuletzt wohnte er in Muri bei Bern.

An der Trauerfeier in Konstanz hielt auf Wunsch des verstorbenen Dichters der Mannheimer Schriftsteller Fritz Droop die Gedächtnisrede.[6]

Die Zeitung Volksrecht widmete ihm einen längeren Nachruf. Darin wurde festgehalten, dass er, der den Ehrennamen Arbeiterdichter 40 Jahre getragen habe, vom Bürgertum „als Kämpfer und Sender zum Proletaria“ gekommen sei: „Ihm ging es ums Ganze, nicht bloss um die literarische Revolution.“ Auch außerhalb der Arbeiterklasse habe man begriffen, „dass Henckell ein Dichter ist, der zum Ruhme deutschen Geistes beiträgt“.[7]

Sein Bruder Gustav Henckell war der Mitgründer der Konservenfabrik Hero in Lenzburg.

Im Jahr 1930 wurde in Wien-Penzing (14. Bezirk) die Henckellgasse nach ihm benannt.

  • Umsonst. Ein sociales Nachtstück, 1884
  • Die neue Lyrik, 1885
  • Poetisches Skizzenbuch, 1885; Vorwort von Heinrich Hart
  • Strophen, 1887
  • Amselrufe, 1888
  • Diorama, 1890
  • Gründeutschland. Eine litterarische Flugschrift in Versen, 1890
  • Trutznachtigall, 1891
  • Aus meinem Liederbuch, 1892
  • Zwischenspiel, 1894
  • Ada Negri, 1896
  • Gedichte, 1898
  • Neues Leben, 1900
  • Gipfel und Gründe, 1904
  • Schwingungen, 1906
  • Mein Lied, 1906
  • Deutsche Dichter seit Heinrich Heine. Ein Streifzug durch fünfzig Jahre Lyrik, 1906 Digitalisat
  • Weltlyrik. Ein Lebenskreis in Nachdichtungen, 1910
  • Ein Lebenslied. Dichtungen, 1911
  • Im Weitergehen. Neue Gedichte, 1911
  • Weltmusik. Neue Gedichte, 1918
  • Gesammelte Werke in 5 Bänden, 1921–1923

Herausgebertätigkeit

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Sonnenblumen, 1895/96 – 1898/99 (Zeitschrift)
  • Karl Henckell im Spiegel seiner Umwelt. Aufsätze, Briefe, Gedichte als Gedenkschrift, hrsg. v. Karl Friedrich Schmid. Hirschfeld, Leipzig 1931.
  • Karl Henckell. In: Franz Osterroth und Dieter Schuster: Chronik der deutschen Sozialdemokratie. Band 1: Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. J. H. W. Dietz Verlag Nachf., Bonn und Berlin 1960, S. 127.
  • Henckell, Karl. In: Lexikon sozialistischer deutscher Literatur. Von Anfängen bis 1945. Monographisch-biographische Darstellungen. Verlag Sprache und Literatur, Halle (Saale) 1963, S. 212–214.
  • Fritz HüserHenckell, Karl Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot, Berlin 1969, ISBN 3-428-00189-3, S. 519 f. (Digitalisat).
  • Magda Janssen: Karl Henckell, ein Dichterbild. Die Lese, München 1911.
  • Karl Henckell. In: Franz Osterroth und Dieter Schuster: Chronik der deutschen Sozialdemokratie. Band 1: Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges. J. H. W. Dietz Verlag Nachf., Bonn und Berlin 1960, S. 127.
  • Regula Schenkel und Edi Goetschel (Hrsg.), Karl Henckell – Literatur- und Sozialrevolutionär, Zürich 2017, Monsalvat-Verlag, ISBN 978-3-9523855-1-7.
  • Autorenlexikon: Digitale Bibliothek Band 13
  • Wilpert: Lexikon der Weltliteratur. Autoren, Alfred Kröner Verlag, S. 646
Commons: Karl Henckell – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Karl Henckell – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Ricarda Huch: Du mein Dämon, meine Schlange.. Briefe an Richard Hugo 1887–1897, Hrsg.: Anne Gabrisch, Göttingen, Wallstein Verlag 1998, S. 657
  2. Peter Sprengel: Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1870–1900, Beck Verlag: München 1998, S. 625
  3. Martin Müller: Adler bis Wesendonck, Deutsche und andere Ausländer in Zürich 1830–1914. 157 biographische Porträts. Zürich 2012 (Chronos Verlag), S. 150.
  4. https://www.stallikon.ch/public/upload/assets/520/bps_Juli2014.pdf?fp=1, Blickpunkt StallikonS. 24, abgerufen am 18. Juni 2023.
  5. Christian Baertschi: Tobler, Gustav. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  6. Konstanzer Zeitung, Samstag, 3. August 1929
  7. Volksrecht: Karl Henckell gestorben. Zürich, 3. August 1929.