Kart

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Kart
Kart-Rennen der 150-cm³-Klasse in Cottbus, DDR, Mai 1990
Karts auf einer Outdoor-Kartsportanlage

Das Kart (auch Gokart[1]) ist ein in der Regel einsitziges, offenes, motorisiertes Fahrzeug, das in seiner Bauweise an Tretautos angelehnt ist.

Das erste Kart wurde 1956 von dem US-amerikanischen Ingenieur Art Ingels gebaut – ausgerüstet mit einem Rasenmähermotor, der über eine Fahrradkette ein Hinterrad antrieb.[2] Ingels, der vorher bei Kurtis Kraft Rennwagen gebaut hatte, stieß mit seiner Erfindung auf großes Interesse. Schnell fanden sich Nachahmer des simplen Konzepts, und auf Parkplätzen wurden erste Rennen ausgetragen. Bereits 1959 wurden Karts auf der Pariser Automobilausstellung gezeigt und fanden so ihren Weg nach Europa.

Im Kartsport, der in diversen nationalen und internationalen Rennserien ausgetragen wird, erreichen Karts je nach Motorisierung Geschwindigkeiten von 70 km/h[3] bis zu 120 km/h.[4] Die Motorisierung in den gängigen Rennserien ist sehr unterschiedlich, vom 200-ccm-4-Takter mit 6,5 PS bis zum 125er-2-Takter mit über 30 PS. Besonders leistungsstarke Karts, die sogenannten Superkarts, erreichen Höchstgeschwindigkeiten von etwa 280 km/h.[5] Neben den Kartrennen auf Kartbahnen hat sich in Deutschland auch die Variante Kartslalom als Breitensport etabliert.

Leistungsschwächere Varianten bieten aber auch Laien und insbesondere Kindern die Möglichkeit, an den Sport herangeführt zu werden. Daher war und ist der Kartsport für viele Rennfahrer der Einstieg in den Motorsport, unter anderem begannen Michael Schumacher, Ayrton Senna, Alain Prost und Sebastian Vettel ihre Rennsportkarrieren auf der Kartbahn.

Insbesondere nach Schumachers Erfolgen in der Formel 1 erfreuten sich Karts auch als Freizeitsport großer Beliebtheit. Es gibt zahlreiche Kartbahnen (häufig auch in Hallen), die auch Nicht-Rennsportlern das Kartfahren ermöglichen. Wegen der wenigen Sicherheitsvorkehrungen am Kart – nur wenige Verkleidungen, meist kein Überrollbügel oder Gurt – ist auch dort in der Regel ein Helm Pflicht. Professionelle Kartsportler tragen darüber hinaus die typische Rennfahrer­kleidung, bestehend aus Overall, Handschuhen, Kartschuhen sowie Rippenschutz und seltener einem Nackenschutz.

ADAC-Kart, Essen Motor Show, 2006

Rahmen (auch Chassis)

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Das Chassis eines Karts besteht aus einem Rund- oder Ovalrohrrahmen aus Stahl. An der Front und an den Seiten sind Kunststoffverkleidungen angebracht, am Heck ist in den meisten Rennserien ein HAS (Heckauffahrschutz) vorgeschrieben. Bei leistungsstarken Karts kann ein Heckflügel angebaut werden. Da Karts nicht gefedert sind, muss der Rahmen Stöße aufnehmen können, ohne dabei zu brechen bzw. allzu stark nachzugeben. Die Steifigkeit des Chassis kann durch den Einbau zusätzlicher Stabilisatoren an die Streckenbedingungen angepasst werden.

Typischerweise sitzt der Fahrer mittig, in Spezialausführungen für Ovalkurse auch versetzt. Sehr selten sind zweisitzige Karts. Bei Offroad-Karts (Kartbuggy) kommen Überrollbügel zum Einsatz, im Kartsport wird aber weitgehend darauf verzichtet. Bei Bambini-Karts (8–12 Jahre) sind jedoch Sitze mit Überrollschutz vorgeschrieben.

Der Kart-Motor befindet sich vor der Hinterachse (Mittelmotor), meist seitlich hinter, beziehungsweise neben dem Fahrer. Ursprünglich wurden in Karts hauptsächlich Einzylinder-Zweitaktmotoren aus Motorrädern verwendet, entsprechend schreiben auch die meisten Rennserien diese Motoren vor. Insbesondere im Hobbysport werden aber mittlerweile auch Viertakt-, Wankel- oder Elektromotoren eingesetzt, darunter Exoten wie Motoren aus Ultraleichtflugzeugen mit über 600 cm³.

In der Regel haben die Motoren im Kartsport einen Hubraum von 60 bis 250 cm³. Deren Leistung reicht von 4 PS[4] (gedrosselt, „Bambini“) bis rund 100 PS bei Superkarts.[5] Die damit erreichbaren Geschwindigkeiten hängen stark vom gewählten Übersetzungsverhältnis ab. Geschwindigkeiten um 280 km/h erreichen nur Superkarts, wenn der Kurs dafür geeignet ist.[5] Die von normalen Rennkarts erzielten Werte bewegen sich von 100 bis 170 km/h. Gedrosselte Karts (Leihkarts, Bambini) sind für 65 oder 35 bis hinab zu 20 km/h ausgelegt.[4]

Alternativer Elektroantrieb

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E-Kart

Zahlreiche Hersteller für Renn- oder Leihkarts stehen im Wettbewerb um den technischen Fortschritt. Inzwischen ist der seit Jahren entwickelte Elektroantrieb eine ausgereifte alternative Lösung für das Problem der immer strengeren Umweltschutzauflagen bei Lärm- und Abgasemissionen.[6]

Zu Beginn mit Bleiakkumulatoren und Bürstenmotoren ausgestattet, werden die Fahrzeuge heute mit temperaturüberwachten Lithium-Eisenphosphat-Akkumulatoren ausgestattet. In jüngerer Zeit gab es unter anderem ein- und zweimotorige Lösungen mit Untersetzungsgetrieben, Differenzial und elektronisch überwachten Batteriemanagementsystemen, Bremslichtern, Scheinwerfern, teilweise auch mit drehzahlgebundenen Soundgeneratoren und WLAN-Steuerung und -Überwachung.[7]

Kraftübertragung

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Seilzugbetätigte Scheibenbremse eines Karts

Die Kraft wird vom Motor über eine Kette an die Hinterachse übertragen. Durch Auswechseln der Zahnräder an der Achse und am Motor lässt sich die Übersetzung an die Streckenverhältnisse anpassen, leistungsstarke Karts haben zwei- bis sechsgängige sequentielle Schaltgetriebe. In vielen Karts sorgt eine Fliehkraftkupplung dafür, dass der Motor bei langsamer Fahrt oder im Stand nicht ausgeht.

Da Karts kein Differentialgetriebe haben, muss bei Kurvenfahrt ein Hinterrad rutschen. Um die dadurch entstehende Bremswirkung und die Belastung des rutschenden Reifens zu verringern, ist das Chassis so konstruiert, dass das kurveninnere Hinterrad leicht abhebt und so die Bodenhaftung verliert.

Gebremst wird über eine mechanisch oder hydraulisch betätigte Scheibenbremse an der Hinterachse. Auch zusätzliche Front-Scheibenbremsen werden eingesetzt, sind aber nur bei Schaltkarts (KZ, KZ2) und Seniorkarts (IAME X30 etc.) erlaubt. Betätigt wird die Bremse bei den Schaltkart mit dem linken Pedal und bei den Seniorkarts mit einem Hebel am Lenkrad.

Kartreifen – in der Regel schlauchlose, luftgefüllte Gummireifen – sind deutlich kleiner als normale Reifen, die Felgen haben meist einen Durchmesser von 5 bis 6 Zoll. Wie in anderen Motorsportarten auch gibt es Slicks, Regenreifen und selten auch Intermediates, wobei bei Rennen nur Slicks und Regenreifen erlaubt sind. Meist wird mit einem Luftdruck unter einem Bar gefahren.

Straßenkarts

Obwohl eigentlich für die Rennstrecke entwickelt, gibt es auch Karts mit Straßenzulassung (auch „Streetkarts“). Nach einer Richtlinie der Europäischen Union (2002/24/EG: Typgenehmigung für zweirädrige oder dreirädrige und leichte vierrädrige Kraftfahrzeuge) gelten diese Karts als motorisierte Kleinstfahrzeuge und können demzufolge für den öffentlichen Straßenverkehr zugelassen werden.[8] Da Karts ohne weiteres Höchstgeschwindigkeiten über 60 km/h erreichen, dürfen sie auch auf Autobahnen fahren. Bei einer Höchstgeschwindigkeit bis 45 km/h können Straßenkarts als Leichtfahrzeug zugelassen werden.

Da Karts aufgrund ihrer geringen Höhe für andere Verkehrsteilnehmer schlecht zu sehen sind und kaum passive Sicherheit gewährleisten, ist diese Regelung umstritten.

  • Bernd Huppertz: Zulassung von Fahrzeugen – Rechtliche Einordnung. Schwerpunkte. Fallbeispiele. Richard Boorberg Verlag, 2. Auflage von 2007, ISBN 3-415-03847-5.
Commons: Kart – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Gokart, der oder das. duden.de, abgerufen am 26. April 2015.
  2. Ingels Kart – Kart #1. In: vintagekarts.com. Abgerufen am 21. Dezember 2013.
  3. Funkarting – Die Karts. In: funkarting.de. Abgerufen am 21. Dezember 2013.
  4. a b c Unsere Kartklassen mit technischen Informationen. In: coolrunning.de. Abgerufen am 21. Dezember 2013.
  5. a b c David gegen Goliath. In: autobild.de. 1. März 2010, abgerufen am 21. Dezember 2013.
  6. Sodi GTX. Auf: www.sodikart.com, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. Dezember 2013; abgerufen am 21. Dezember 2013.
  7. RIMO Elektro-Karts. RiMO Germany, abgerufen am 21. Dezember 2013.
  8. Bernd Huppertz: Zulassung von Fahrzeugen - Rechtliche Einordnung. Schwerpunkte. Fallbeispiele.