Kartoffelvirus S
Kartoffelvirus S | ||||||||||||||||||||||
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Blatt einer Tabakpflanze: | ||||||||||||||||||||||
Systematik | ||||||||||||||||||||||
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Taxonomische Merkmale | ||||||||||||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||||||||||||
Potato virus S | ||||||||||||||||||||||
Kurzbezeichnung | ||||||||||||||||||||||
PVS, PotVS | ||||||||||||||||||||||
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Kartoffelvirus S (englisch Potato virus S, PotVS oder PVS; Spezies Carlavirus sigmasolani)[2][3] ist Pflanzenvirus (Phytovirus), dessen Viruspartikel (Virionen) filamentöse (fadenförmige) Gestalt haben und dessen Genom aus einer Einzelstrang-RNA positiver Polarität besteht. PVS wurde erstmals 1951 in den Niederlanden beschrieben. Es infiziert Kartoffelpflanzen, verursacht aber bei den meisten Kartoffelsorten nur leichte oder gar keine Symptome. Es ist in vielen Regionen bei Kartoffeln verbreitet und verursacht keine signifikanten Ertragsverluste. Im Freiland angebaute Kartoffeln werden nicht routinemäßig auf dieses Virus untersucht, da es nicht als wirtschaftlich wichtig angesehen wird.[4]
PVS ist ein Mitglied der Familie Betaflexiviridae (früher Flexiviridae). Innerhalb dieser Familie gehört es zur Gattung Carlavirus (früher Carlavirus grop oder Carnation latent virus group genannt) in der Unterfamilie Quinvirinae. Die Gattung Carlavirus umfasst eine Reihe von Pflanzenvirusarten, darunter auch weitere Kartoffelviren,[Anm. 1] deren Bedeutung im Kartoffelanbau mit der Zeit immer mehr zunimmt.[1][4] PVS und PVM sind serologisch verwandt.
PVS kann Ertragsverluste von etwa 10 bis 20 % verursachen. PVS wird durch Blattläuse übertragen, darunter die Grüne Pfirsichblattlaus (Myzus persicae), PVS wird auch mechanisch und durch Knollen übertragen.[4]
Aufbau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Virionen (Viruspartikel) von PVS sind nicht umhüllt, filamentös (fadenförmig), biegsam, bei einer Länge von 470–1000 nm oder mehr und einem Durchmesser von 12–13 nm.[5]
Genom
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]PVS hat ein unsegmentiertes, lineares ssRNA-Genom positiver Polarität mit einer Größe von 5,8–9,0 kb (Kilobasen). Der 3'-Terminus ist polyadenyliert.[5]
Das Genom kodiert für Kapsid- (CP) und Movement-Proteine. Letztere werden von drei überlappenden Offenen Leserahmen (open reading frames, ORFs) kodiert, die das sog. Triple Gene Block Modul (TGB) bilden. Diese Triple-Gen-Block-Proteine (Triple Gene Block Proteins, TGBp: TGBp1, TGBp2 und TGBp3) ermöglichen die Bewegung von Zelle zu Zelle und über große Distanzen[6][5] (vgl. auch Barley Stripe Mosaic Virus, Gattung Hordeivirus).
Replikationszyklus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Replikation von PVS geschieht wie generell in der Gattung Carlavirus im Zytoplasma. Nach Freisetzung des genomischen RNA ins Zellplasma der Wirtszelle wird diese als monocistronische mRNA translatiert, um die RNA-abhängige RNA-Polymerase (RdRp) zu produzieren, kodiert durch den 5'-proximalen Offenen Leserahmen (ORF).[5]
Die Replikation erfolgt in Virusfabriken (VF). Dazu wird zunächst aus dem (+)ssRNA-Genom durch Hinzufügen eines Komplementärstrangs ein dsRNA-Genom (Doppelstang-RNA) erzeugt. Durch Translation der subgenomischen mRNAs (sgRNAs) werden die weiteren Virusproteine gebildet, wie Kapsid- (CP) und Movement-Proteine (Triple Gene Block Proteine, TGBp); so dass der Zusammenbau (Assemblierung) der Viruspartikel erfolgen kann.[5][6]
Verbreitung und Wirtsspektrum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Verbreitung dieses Virus ist heute weltweit, überall dort wo Kartoffeln angebaut werden. PVS infiziert als seine natürlichen Wirte hauptsächlich Kartoffeln und andere Nachtschattengewächse (Solanaceae); es findet sich zudem auch auf Arten in der Gattung der Gänsefüße (Chenopodium).[4] Experimentell konnte mit geeigneten Stämmen eine Infektion bei der Tabakspezies Nicotiana occidentalis (en. native tobacco) und Quinoa (Chenopodium quinoa) ausgelöst werden.[7]
Symptome
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die meisten Kartoffelsorten haben keine Symptome. In einigen Sorten zeigen sich Symptome wenn sie früh im Wachstumszyklus infiziert wurden, darunter ein leichtes Schrumpfen und Einsinken der Adern, raue Blätter, Sprenkelung, Bräunung oder sehr kleine nekrotische Flecken auf den Blättern.[4]
Bei Kartoffelkulturen wird das PVS hauptsächlich durch Kontakt, aber auch durch Blattläuse auf nicht-persistente Weise übertragen. Die Symptome sind wenig ausgeprägt und werden bei einer Infektion mit anderen Viren nicht verstärkt.[4]
Diagnose und Bekämpfung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]PVS ist sehr schwer visuell zu erkennen. Am Ende des Wachstumszyklus neigen die Pflanzen dazu, resistent gegen PVS-Infektionen zu werden. Die mechanische Verbreitung innerhalb des Feldes sollte durch Desinfektion von Werkzeugen und durch Verringerung der Bewegung im Anbau verhindert werden. Darüber hinaus sind alle Pflanzen mit Symptomen zu entfernen.[4]
Die Bekämpfung dieser Krankheit beruht auf der Verwendung von zertifizierten S-virusfreien Pflanzen. Die Forschung hat Resistenzgene gegen PVS in einigen wilden Kartoffelarten identifiziert, darunter Solanum palustre.[4]
Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den Andenregionen wurde inzwischen eine neue Variante dieses Virus identifiziert und mit PVSA („Andenstamm“) bezeichnet, im Gegensatz zur ursprünglichen, die mit PVSO (englisch „ordinary“, „gewöhnlich“) bezeichnet wird. PVSA wurde in die Quarantäneliste der europäischen und mediterranen Pflanzenschutzorganisation (EPPO) aufgenommen, obwohl die tatsächliche Verbreitung in der Welt unbekannt ist. Dieser Stamm verursacht Symptome und Schäden, die stärker ausgeprägt sind als der gewöhnliche Stamm.[4][8][9]
Gattung: Carlavirus, Spezies: Carlavirus sigmasolani
- Kartoffelvirus S (Potato virus S, PotVS,[3] PVS)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Luis F. Salazar: Identificación y control de enfermedades virales y fitoplasmas de la papa. Simposium Internacional de la Papa. Metepec, México (Bundesstaat), 25. und 26. August 1997. spanisch, via WebArchiv vom 31. Mai 2011
- Bill Ardí et al.: Principales Enfermedades, Nematodos a Insectos de la Papa, Centro Internacional de la papa (CIP). Dezember 1996. spanisch, via WebArchiv vom 31. Mai 2011
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ICTVdB - The Universal Virus Database: Potato virus S, via WebArchiv vom 20. August 2013
- CABI: Potato virus S, Invasive Species Compendium, 22. November 2019
- J. de Souza, H. Gamarra, G. Muller, J. Kreuze: First report of potato virus S naturally infecting arracacha (Arracacia xanthorrhiza) in Peru, in: Plant Disease, CIP International Potato Center, 9. September 2018, ISSN 0191-2917. 102:2. S. 460, doi:10.1094/PDIS-07-17-0945-PDN
- Virus S (Potato Virus S = PVS), auf: Le plant de pomme de terre (französisch), via WebArchiv vom 21. März 2013
- A. A. Brunt, K. Crabtree, M. J. Dallwitz, A. J. Gibbs, L. Watson, E. J. Zurcher (Hrsg.): Potato S carlavirus, Plant Viruses Online. Descriptions and Lists from tghe VIDE Database, via WebArchiv vom 14. August 2011
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ wie Kartoffelvirus H und Kartoffelvirus M
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f ICTV: ICTV Master Species List 2019.v1, New MSL including all taxa updates since the 2018b release, March 2020 (MSL #35)
- ↑ ICTV: Taxonomy Browser.
- ↑ a b c ICTV: Virus Metadata Resource (VMR).
- ↑ a b c d e f g h i Ivan Simko, Shelley Jansky, Sarah Stephenson, David Spooner: Genetics of Resistance to Pests and Disease, in: Dick Vreugdenhil, John Bradshaw, Christiane Gebhardt, Francine Govers, Donald K. L. Mackerron, Mark A. Taylor, Heather A. Ross (Hrsg.): Potato Biology and Biotechnology, Advances and Perspectives, National Agricultural Library’s Digital Documents Repository of research and information on agriculture, food, and the natural environment, 2007, Kapitel 7 - Genetics of Resistance to Pests and Disease, S. 117–155, doi:10.1016/B978-044451018-1/50049-X, [www.vcru.wisc.edu/spoonerlab/pdf/Genetics%20of%20Resistance.pdf PDF]
- ↑ a b c d e SIB: Carlavirus, auf: Expasy ViralZone
- ↑ a b Hyoun-Sub Lim, Jennifer N. Bragg, Uma Ganesan, Diane M. Lawrence, Jialin Yu, Masimachi Isogai, John Hammond, Andrew O. Jackson: Triple Gene Block Protein Interactions Involved in Movement of Barley Stripe Mosaic Virus, in: ASM Journal of Virology 82 (10), April 2008, S. 4991–5006; doi:10.1128/JVI.02586-07, PMID 18353960
- ↑ a b c d e f Xin Li, Tatsuji Hataya: Construction and characterization of an infectious cDNA clone of potato virus S developed from selected populations that survived genetic bottlenecks, in: BMC Virology Journal Band 16, Nr. 18, 6. Februar 2019, doi:10.1186/s12985-019-1124-x („The aim of this study is the development and molecular characterization of an infectious cDNA clone of PVS.“)
- ↑ Filiz Ertunç: ICVG PVSA and PVSO, 18th Congress of the International Council for the Study of Virus asnd Virus-Like Diseases of the Grapevine (ICVG), Ankara, 7. und 11. September 2015
- ↑ NCBI: Potato virus S (strain Peruvian) (no rank)