Kastell Drajna de Sus

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Kastell Drajna de Sus
Limes Dakischer Limes
Abschnitt Nordwestmuntenien
Datierung (Belegung) A) 101/102 bis 106
B) 106 bis 118
Typ Vexillationskastell
Einheit Cohors I Flavia Commagenorum
Vexillationes der
Legio I Italica
Legio V Macedonica
Legio XI Claudia[1]
Größe A) unbekannt
B) 185 m × 190 m = 3,51 ha
Bauweise A) Holz-Erde-Lager
B) Steinkastell
Erhaltungszustand Wahrnehmbares Bodendenkmal
Ort Drajna de Sus/Drajna/Kreis Prahova
Geographische Lage 45° 15′ 28,3″ N, 26° 4′ 18,5″ OKoordinaten: 45° 15′ 28,3″ N, 26° 4′ 18,5″ O
Höhe 450 m
Vorhergehend Kastell Mălăiești
(N.N.; südlich)

Das Kastell Drajna de Sus ist ein römisches Vexillationskastell auf dem Gebiet des zur Gemeinde Drajna gehörenden Dorfes Drajna de Sus im rumänischen Kreis Prahova im nordwestlichen Bereich der Region Muntenien. In antiker Zeit gehörte das Militärlager zu einer Handvoll von Kastellen, die dem Limes Transalutanus (Transalutanischer Limes; Limes jenseits des Olt) vorgelagert waren und diesen nach Osten hin absicherten. Administrativ gehörte es zur Provinz Moesia inferior als Vorläuferin der Dacia inferior.

Lage und Forschungsgeschichte

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Das heutige Bodendenkmal liegt südöstlich des Dorfes, in der Flur Grădiștea auf einer Terrasse am Zusammenfluss der Bäche Drajna und Măclița. Rund drei Kilometer nordwestlich befand sich eine dakische Festung.[2]

Die Entdeckung des Kastells gelang 1883 dem Lehrer Dumitru Basilescu, 1888 wurde von Grigore Tocilescu erstmals eine kleinere Ausgrabung durchgeführt. Oberflächenuntersuchungen erfolgten 1936 durch Alexandru Bărcăcilă. Die ersten systematischen Forschungen wurden 1939 bis 1940 von Gheorghe Ștefan vorgenommen. Erst 1992 wurden die archäologischen Prospektionen und Ausgrabungen wieder aufgenommen und unter der Beteiligung von Cristian Vlădescu, Traian Dvorski, Mihail Zahariade, Marinela Peneş, Ioana Crețulescu und Lucian Mureșan bis ins 21. Jahrhundert fortgesetzt.[3][4]

Archäologische Befunde

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Es konnten insgesamt zwei Bauphasen differenziert und datiert werden. Ein Holz-Erde-Lager aus der Zeit zwischen 101/102 und 106, sowie ein Steinkastell, das zwischen 106 und spätestens 118 existierte.[1][3][4]

Holz-Erde-Lager

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Der Bau des Lagers steht wahrscheinlich im Kontext der militärischen Operationen des Manius Laberius Maximus während des ersten Dakerkrieges (101-102) deren Ziele es waren, sowohl das Bündnis zwischen den Dakern und den Roxolanenn zu zerschlagen, als auch eine Kräftekonzentration der Daker an der Hauptfront zu verhindern. Die Offensiven des Laberius Maximus fanden im Herbst des Jahres 101 statt, so dass die Römer aufgrund des bevorstehenden Winters wahrscheinlich nicht mehr genügend Zeit hatten, ihre militärischen Aktionen abzuschließen, was schließlich zum Bau der Kastelle als Winterquartiere in dieser Region geführt hat.

Archäologisch ist über Größe und Strukturen dieser Bauphase nur wenig bekannt. Es konnte aber die Via sagularis (Lagerringstraße) identifiziert werden. Zudem wurde festgestellt, dass der Agger (Erddamm hinter der Mauer) aus mehreren übereinander liegenden Schichten bestand.[1][3][4][5][6]

Die zweite Bauphase besteht aus einem rechteckigen Steinkastell mit abgerundeten Ecken im typischen Spielkartenformat, das mit seiner Prätorialfront nach Süden hin ausgerichtet war. Seine Abmessungen betragen 185 mal 190 m, was einer Fläche von 3,51 Hektar entspricht. Geschützt wurde es von einer doppeltem Steinmauer. Die Mauern waren in der Technik des Opus incertum konstruiert. Die Breiten Mauern variierte zwischen 1,00 m und 1,50 m. Der Abstand zwischen ihnen betrug 2,50 m. Dieser Zwischenraum war mit Erde gefüllt. Die Porta decumana (rückwärtige Lagerpforte) besaß eine Durchlassbreite von lediglich 2,20 m. In ihrer unmittelbaren Nähe konnten zwei Töpferöfen identifiziert werden. Das Fundmaterial aus diesem Bereich besteht aus fragmentierter römischer Keramik aus lokaler und importierter Ware, die sich auf den Zeitraum zwischen dem letztes Viertel des ersten Jahrhunderts und dem ersten Drittel des zweiten Jahrhunderts datieren lässt, ferner aus dakischer Keramik, rund 30 Fragmenten gestempelter Ziegel, einer Bronzemünze, zwei Schleuderkugeln und einigen fragmentierten Nägeln. Im Inneren des Kastells konnten die Principia, das Hauptquartier des Lagers teilweise freigelegt werden. Ihre 1,50 m mächtigen Mauern Mauern bestehen aus Kalkstein und waren außen mit grauweißem Mörtel verputzt. Im Inneren ist die Wand mit großen Ziegelplatten verkleidet. Zwei Räume verfügten über ein Hypokaustum. Der 6,80 m mal 4,00 m (= 27,2 m²) messende so genannter „Raum 5“ und der 7,50 m mal 4,75 m (= 35,6 m²) große, so genannte „Raum 6“. Auch das zugehörige Praefurnium (Feuerungsstelle) von beträchtlicher Größe konnte identifiziert werden.Südlich dieser beiden Räume befand sich ein Vestibulum (Vestibül). Die Böden des Gebäudes waren, bis auf einem Raum („Raum 2”), der mit Opus spicatum gepflastert war, mit Opus signinum bedeckt. Das Fundmaterial aus den Principia besteht größtenteils aus gestempelten Ziegeln, sehr wenig fragmentierter Keramik, drei Schleuderkugeln und einem Eisennagel .[1][2][3][4][5][6][7]

Fundverbleib und Denkmalschutz

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Die Aufbewahrung und Präsentation der Funde erfolgt im Muzeul Militar National „Regele Ferdinand I” (Nationales Militärmuseum „König Ferdinand I.”) in Bukarest.

Die archäologische Stätte ist nach dem 2001 verabschiedeten Gesetz Nr. 422/2001 als historisches Denkmal unter Schutz gestellt. Das Gelände ist mit dem LMI-Code PH-I-s-B-16174 in der nationalen Liste der historischen Monumente (Lista Monumentelor Istorice) eingetragen.[8] Der entsprechende RAN-Code lautet 132903.01[9]. Zuständig ist das Ministerium für Kultur und nationales Erbe (Ministerul Culturii și Patrimoniului Național), insbesondere das Generaldirektorat für nationales Kulturerbe, die Abteilung für bildende Kunst und die Nationale Kommission für historische Denkmäler sowie weitere, dem Ministerium untergeordnete Institutionen. Ungenehmigte Ausgrabungen sowie die Ausfuhr von antiken Gegenständen sind in Rumänien verboten

  • Nicolae Gudea: Der untermoesische Donaulimes und die Verteidigung der moesischen Nord- und Westküste des Schwarzen Meeres. Limes et Litus Moesiae inferioris (86–275 n. Chr.). In: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz. Band 52, Nummer 2, 2005, S. 317–566, hier S. 502–504 (Digitalisat).
  • Gheorghe Ștefan: Le camp romain de Drajna de Sus. In: Dacia – Revue d’archaeologie et d’histoire ancienne, Nummer 11-12, București 1948, S. 115–144.

Einzelnachweise

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  1. a b c d AE 1950, 00072a AE 1950, 00072b AE 1950, 00072d AE 1950, 00072e Leg(io) I Ita(lica) Leg(io) I Ital(ica) Leg(io) I Ital(ica) Leg(io) V Mac(edonica) Leg(io) XI C(laudia) P(ia) F(idelis) L(egio) XI Cl(audia) Fortis AE 1997, 01323a AE 1997, 01323b AE 1997, 01323c AE 1997, 01323e und AE 1997, 01323f
  2. a b Mihail Zahariade:Forschungsbericht2011 auf cronica.cimec.ro (rumänisch), abgerufen am 17. November 2024.
  3. a b c d Castrul roman Drajna de Sus auf der offiziellen Webpräsenz des Muzeul Judeţean de Istorie şi Arheologie Prahova (Kreismuseum für Geschichte und Archäologie Prahovas), (rumänisch), abgerufen am 17. November 2024.
  4. a b c d Marinela Peneş: Castrul Roman de la Drajna de Sus auf turism.drajna.ro (rumänisch), abgerufen am 17. November 2024.
  5. a b Mihail Zahariade: Forschungsbericht 1994 auf cronica.cimec.ro (rumänisch), abgerufen am 17. November 2024.
  6. a b Mihail Zahariade: Forschungsbericht 1995 auf cronica.cimec.ro (rumänisch), abgerufen am 17. November 2024.
  7. Mihail Zahariade: Forschungsbericht 2013 auf cronica.cimec.ro (rumänisch), abgerufen am 17. November 2024.
  8. Liste der historischen Monumente auf den Internetseiten des Ministeriums für Kultur und nationales Erbe
  9. RAN 132903.01