Kaufhaus Tietz (Elberfeld)
Das Kaufhaus Tietz (zuletzt Galeria) ist ein historisch bedeutender Warenhausbau in Wuppertal-Elberfeld.
Der Architekt des ursprünglichen Entwurfs war Wilhelm Kreis, einer der damals führenden Architekten, der auch den Bismarckturm in Wuppertal entworfen hat.
Es wurde im Auftrag der Leonhard Tietz AG als Mehrabteilungskaufhaus nach französischem Vorbild konzipiert, 1910/1912 gebaut und am 24. April 1912 am Elberfelder Neumarkt (heute Nr. 26) eröffnet. Die immense Vielfalt der Waren unter einem Dach bot der damaligen Bevölkerung ein völlig neues Einkaufserlebnis. Vorher bestand ab 1885 an der Herzogstraße eine erste Filiale, die als erstes Warenhaus Deutschlands galt. 1917 und 1929 wurde der Bau erweitert.
Unter der Herrschaft des Nationalsozialismus wurde das Kaufhaus Tietz als sogenanntes „undeutsches Warenhaus“ als eines der ersten Unternehmen in Wuppertal Opfer antijüdischer Boykottaufrufe. Nach einem ersten, nicht sehr erfolgreichen Versuch am 10. März 1933 zeigte der reichsweite Boykottaufruf der Nationalsozialisten, unterstützt durch den „General-Anzeiger“ und andere Zeitungen, schon starke Wirkungen. Die Boykotte waren die Vorboten der kurz darauf erfolgten Enteignung und „Arisierung“. Schon im Juli erfolgte die Umbenennung der Leonhard Tietz AG in „Westdeutsche Kaufhof AG“.
Das im Krieg teilweise zerstörte Warenhaus wurde nach 1945 wieder aufgebaut. 1959/1960 wurde das Gebäude nach Plänen von Hermann Wunderlich und seinem Mitarbeiter Reinhold Klüser umgebaut. Die markante, fast sakral anmutende Sandsteinfassade am Neumarkt und an der Ecke zur Neumarktstraße wurde dabei durch eine Vorhangfassade mit teils verglasten Rasterelementen in den Konzernfarben ersetzt. Auf der Rückseite wurde eine Spindel angebaut, mit der Pkw die neuen Parkdecks auf dem Dach erreichen konnten. Die historischen Fassaden im Norden (Neumarktstraße) und Westen (Grünstraße) stehen seit 1994 unter Denkmalschutz.[1][2]
Die Umsetzung des Galeria-Konzeptes der Firma Kaufhof erfolgte im Jahr 2000.[3] Im März 2023 verkündete die insolvente Galeria, das Kaufhaus zum Februar 2024 zu schließen.[4] Letzter Verkaufstag war der 16. Januar 2024.[5]
Das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland beantragte im Mai 2024 eine Unterschutzstellung der Nachkriegsfassade und der Spindel.[1]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Max Creutz: Das Warenhaus Tietz in Elberfeld, von Prof. Wilhelm Kreis …. X. Sonderheft der Architektur des XX. Jahrhunderts. Ernst Wasmuth, Berlin 1912. Online
- Hermann J. Mahlberg, Hella Nußbaum: Aufbruch um 1900 und die Moderne in der Architektur des Wuppertals. Abendrot einer Epoche. Müller+Busmann, Wuppertal 2008.
- Michael Okroy: Volksgemeinschaft, Erbkartei und Arisierung. Ein Stadtführer zur NS-Zeit in Wuppertal. Wuppertal 2008².
- Das Warenhaus Tietz in Wuppertal – Tempel des Konsums und Ort der Moderne. Illustr. Broschüre, hrsg. vom Trägerverein Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal e.V., Wuppertal 2012
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Auch vordere Fassade und Autospindel: Denkmalschutz für Kaufhof-Gebäude vor Erweiterung. In: Wuppertaler Rundschau. 29. Mai 2024, abgerufen am 30. Mai 2024.
- ↑ Eintrag In: Wuppertaler Denkmalliste
- ↑ Wuppertaler Rundschau vom 24. Oktober 2009
- ↑ Insgesamt 52 Standorte: Bestätigung: Wuppertaler Galeria Kaufhof schließt. In: Wuppertaler Rundschau. 13. März 2023, abgerufen am 14. März 2023.
- ↑ tö: Der Wuppertaler Galeria Kaufhof ist geschlossen. In: Westdeutsche Zeitung. 16. Januar 2024, abgerufen am 19. Januar 2024.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eintrag In: Wuppertaler Denkmalliste
Koordinaten: 51° 15′ 30,5″ N, 7° 8′ 41,2″ O