Kemptner (Ratsfamilie)
Kempter, auch Kemptner, Klemptner, ist der Name eines bayerisch-österreichischen Geschlechts, das teilweise im Rat der Stadt München vertreten war. Eine Linie erhielt 1586 den Reichs- und erbländischen Adelsstand.[1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ulrich Kempter, des inneren Rats zu München, heiratete eine Tochter des Leibarztes Herzog Wilhelms, Mang Ayrmschmalz aus dem aus Weilheim stammenden Münchner Ratsgeschlecht Ayrnschmalz,[2] aus dem auch Konrad V. Ayrenschmalz, Abt von Tegernsee, stammte. Deren Tochter Anna († 1553) heiratete in erster Ehe den bayerischen Rat Johann Schwab und in zweiter Ehe den bedeutenden Genealogen Wiguläus Hund,[3] und [er], Angehöriger des Adelsgeschlechts Hundt zu Lautterbach „erwarb mit ihrer Hülfe“ Sulzemoos.[4] Auch nach Otto Titan von Hefner führte sie diesem Sulzemoos zu.[5] Ihr „Stiefbruder“ (eigentlich Halbbruder) Onuphrius Kempter war im Jahr 1580 Ratsherr.[4]
Hans Kemptner war im Jahr 1596 im Stammbuch des Julius Bayr zu Nürnberg verzeichnet. Ein G. Klemptner ist im Jahr 1625 mit vermehrtem Wappen im „Stammbuchblatt“ verzeichnet.[6]
Maximilian Kemptner, „ein Oesterreicher“, war langjähriger Hofbeamter des Erzherzogs Ernst und vermählt mit Eva Katharina von Roll. Er wurde am 20. August 1586 in Prag von Kaiser Rudolf II., älterem Bruder des Erzherzogs Ernst, in den Reichs- und erbländischen Adelsstand erhoben. Er hatte drei Söhne: Ernst, Georg und Maximilian, sowie mehrere Töchter, von denen nur Margarethe und Magdalena namentlich bekannt sind. Der jüngste Sohn, Maximilian von Kemptner auf Strandt und mit seinen Geschwistern Besitzer der Herrschaft Gars, war königlicher Rentmeister in Mähren und wurde am 4. Mai 1630 unter die neuen niederösterreichischen Ritterstandsgeschlechter aufgenommen. 1632 war er niederösterreichischer Landrechtsbeisitzer. Am 27. Juli 1637 war er niederösterreichischer Wirklicher Regimentsrat, was er bis zum Jahr 1658 blieb, zu welcher Zeit er auf das Schloss Gars zog, das damals seiner Nichte gehörte, der Gräfin Martha Elisabeth Kurtz von Valley zu Senftenau († 1639),[7] Tochter seines Schwagers, Vinzenz Muschinger, Freiherr von Gumpendorf, Gemahlin des aus München gebürtigen Reichsvizekanzlers Ferdinand Sigismund Kurtz von Senftenau, früher aber ihm und seinen Geschwistern gehört hatte. Dort starb er 1663. Seine Schwester Margarethe war mit dem Freiherren Muschinger verheiratet, die Schwester Magdalena war Klosterfrau bei St. Lorenz am alten Fleischmarkt.[1] Maximilian Kemptner von Strandt hinterließ aus seiner Ehe mit Maria Elisabeth Jonas von Lickenau keine männlichen Nachkommen. Ihre Töchter waren Margaretha, vermählt mit Ernst Albrecht, Freiherr von Oppel, und Maria Elisabeth, verheiratet mit Sebastian Helfried, Freiherr von Wopping, Herr zu Schloss Schlüßlberg.[8] Kaiser Leopold I. verlieh Ernst Albrecht von Oppel 1671 den Grabenhof als Lehen.[9] 1674 erfolgte die Lehenserneuerung über den Grabenhof mit Ernst Albrecht Oppel auf Garsch, Lehensträger des Stiftes Göttweig, durch Kaiser Leopold I.[10] Ernst Albrecht von Oppel war also auch in Besitz der vormalig Kemptner'schen Herrschaft Garsch (Gars) gekommen. Aus 1676 bis 1679 sind Prozessakten überliefert, betreffend einen Prioritätsstreit zwischen Augustinern von Maria Loretto in Wien und Johann Rascher von Weyregg um die Herrschaft Garsch, die dem Ernst Albrecht von Oppel gehörte.[11]
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Blasonierung des Stammwappens: In Blau ein mit einem blauen, schreitenden Greif belegter, goldener Schrägbalken. Helmdecken: blau-golden. Stechhelm mit offenem Flug, die Flügel je einwärts gekehrt bezeichnet wie der Schild.
- Blasonierung des vermehrten Wappens (1586): Geteilt: oben das Stammwappen, unten nochmals golden-schwarz geteilt: oben zwei rote Sterne nebeneinander, unten ein goldener Halbmond. Die untere Hälfte ist das ererbte Wappen derer von Roll.[1] Gekrönter Spangenhelm, offener Flug: rechter Flügel wie das Stammwappen bezeichnet; linker Flügel geteilt von Gold und Schwarz: oben zwei rote Sterne, unten goldener Mond. Decken: blau-golden und schwarz-golden (oder ganz schwarz-golden).
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kemptner in: Franz Karl Wißgrill, fortgesetzt von Karl von Odelga: Schauplatz des landsässigen Niederösterreichischen Adels, Band 5, Wien 1804, S. 70 f.
- Kemptner in: Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon, Band 5, Leipzig 1864, S. 65.
- Kempter in: J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch – Der abgestorbene Bayerische Adel, Teil 1. Nürnberg 1884. S. 77; Tfl. 76 (Online: Text, Tafel).
- Kemptner in: J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch – Der abgestorbene Bayerische Adel, Teil 3. Nürnberg 1911. S. 187; Tfl. 133 (Online: Text; Tafel)
- Kemptner von Stranndt in: Johann Kirnbauer von Erzstätt: J. Siebmacher’s grosses und allgemeines Wappenbuch, IV. Band, 4. Abteilung, 1. Teil; Der Niederösterreichische Landständische Adel: A–R; Nürnberg: Bauer & Raspe, 1918, S. 224, Tafel 109.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Österreichisches Staatsarchiv, AT-OeStA/AVA Adel RAA 219.5 Kemptner, Maximilian, Diener des Erzherzogs Ernst zu Österreich, Adelsstand, Wappenbesserung durch Vereinigung mit jenem des nächsten Verwandten Roll, dem letzten seines Namens und Stammes, 1586.08.20.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Neues Jahrbuch, Band 13, herausgegeben von Heraldisch-Genealogische Gesellschaft „Adler“, Wien 1886, S. 79.
- ↑ Schriften zur Problematik der Deutschen Führungsgeschichten in der Neuzeit, Band 1, 1965, S. 88.
- ↑ Hundt zu Lautterbach, Wiguleus. In: Deutsche Biographie (Index-Eintrag).
- ↑ a b Kempter in: J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch – Der abgestorbene Bayerische Adel, Teil 1. Nürnberg 1884. S. 77; Tfl. 76 (Online: Text)
- ↑ Kempter zu Sulzenmoos, in: Otto Titan von Hefner: Die Siegel und Wappen der Münchner Geschlechter mit 1 Tafel, München 1849, S. 32.
- ↑ Kemptner in: J. Siebmacher’s großes und allgemeines Wappenbuch – Der abgestorbene Bayerische Adel, Teil 3. Nürnberg 1911. S. 187; Tfl. 133 (Online: Text)
- ↑ Neues Jahrbuch, Band 13, herausgegeben von Heraldisch-Genealogische Gesellschaft „Adler“, Wien 1886, S. 80.
- ↑ Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon, Band 5, Leipzig 1864, S. 65.
- ↑ Stiftsarchiv Göttweig: Kaiser Leopold I. verleiht am 22. Dezember 1671 zu Wien Ernst Albrecht von Oppel den Grabenhof als Lehen (Abgerufen am 9. März 2024.)
- ↑ Stiftsarchiv Göttweig: Lehenserneuerung über den Grabenhof mit Ernst Albrecht Oppel auf Garsch am 13. April 1674 zu Wien durch Kaiser Leopold I. (Abgerufen am 9. März 2024.)
- ↑ Österreichisches Staatsarchiv: Signatur AT-OeStA/HHStA SB Khevenhüller/Riegersburg 22-7 (Abgerufen am 9. März 2024.)