Kennerley Old Style
Die Kennerley Old Style, bekannt auch unter der Kurzform Kennerley, ist eine Schrift des bekannten US-amerikanischen Schriftgestalters Frederic Goudy. Klassifikationstechnisch wird sie – gemäß der DIN-Norm 16518 – in die Gruppe der Venezianischen Renaissance-Antiqua eingeordnet. In digitalisierter Form ist sie heute bei unterschiedlichen Anbietern erhältlich.
Entstehung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Kennerley Old Style entstand 1911 als Auftragsarbeit für eine von dem New Yorker Verleger Mitchell Kennerley herausgegebene Anthologie des britischen Science-Fiction-Schriftstellers H. G. Wells. Die Grundvariante (Roman) entstand 1911, der Kursivschnitt 1918, die dazugehörigen Bold-Schnitte 1924. Die Matrizen zu Goudys Vorlagen fertigte der deutsch-amerikanische Graveur und Stempelschneider Robert Wiebking.[1]
In Europa wurde die Kennerley Old Style unter anderem von Pelican Press popularisiert, der Akzidenz- und Werbedruckabteilung der Victoria House Publishing Company, die unter anderem das wöchentliche Nachrichtenblatt der Labour Party herausgab.[2] Neben Lettern der Kennerley führte Pelican weitere Goudy-Typen aus den USA ein und verwendete sie zusammen mit anderen Monotype-Schriften. Ab den 1920er-Jahren wurde die Kennerley Old Style von dem US-amerikanischen Monotype-Ableger distributiert – der in Philadelphia ansässigen Lanston Monotype Machine Company, als deren verantwortlicher Artdirector Goudy ab 1920 fungierte.[1] Auf Monotype-Wunsch hin fertigte Frederic Goudy zwei weitere Schnitte: eine Bold- und eine Bold Italic-Variante. Sol Hess ergänzte die zur Familie aufgestockte Schrift 1925 mit einem Kapitälchen-Zusatzschnitt.[3]
Goudy selbst charakterisierte die Kennerley Old Style als Buchsatzschrift mit strengen Serifen, soliden Haarstrichen und geschaffen für ein solides und kompaktes Seitenerscheinungsbild.[4] Betrachtet aus der Warte von Goudys Laufbahn als Schriftentwerfer war die Kennerley sein erster „Hit“. Bis heute gilt sie als eine seiner besten Brotschriften – darüber hinaus als eine der wenigen nicht auf einem historischen Original basierenden Oldstyle-Schriften der US-amerikanischen Typografie.
Digitale Versionen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Digital erhältlich ist die Kennerley derzeit in drei Varianten: als LTC Kennerley mit insgesamt 13 Schnitten, etwas weniger ausgebaut als Berthold-Schrift mit 6 Schnitten, sowie in nur 4 Schnitten von Richard Beatty digitalisiert[5]. Ebenfalls auf der Kennerley basiert die Kingsley aus dem Jahr 1999 – designt von Leslie Usherwood und Steve Jackaman und verlegt von dem Label Red Rooster Collection.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Große Typografen: Frederic W. Goudy, Frank Müller / Jürgen Funke, Invers, Ausgabe 4/2001 (PDF)
- ↑ P. M. Handover: Die britische Buchkunst. In: Internationale Buchkunst im 19. und 20. Jahrhundert. Otto Maier Verlag, Ravensburg 1969. Verlagsnummer: 60.141, S. 31
- ↑ Kennerley. Eintrag bei Fonts in Use, aufgerufen am 4. Dezember 2023 (englisch)
- ↑ LTC Kennerley. Infotext zur LTC Kennerley bei myfonts.com (Engl.)
- ↑ [1] Kennerley Old Style von Richard Beatty