Key-Reseller
Als Key-Reseller (engl. für Schlüssel-Wiederverkäufer) werden sowohl Websites und Online-Marktplätze als auch dort aktive Händler bezeichnet, die Lizenzschlüssel für Computerspiele und andere Software ohne Autorisierung der jeweiligen Rechteinhaber vertreiben.[1] In der Regel werden Aktivierungscodes bei Key-Resellern zu niedrigeren Preisen angeboten, als über die offiziellen Vertriebskanäle der Publisher. Neue Blockbuster-Titel werden so statt für 60 oder 70 üblicherweise für 50 bis 60 Euro angeboten.[2] Bekannte Key-Reseller sind G2A, Kinguin, Gamesrocket und MMOGA.[1]
Neben unautorisierten Key-Resellern und Marktplätzen existieren auch lizenzierte Händler, sog. Key-Seller, die Aktivierungscodes für Plattformen wie Steam, Epic Games Store, GOG.com, Uplay[3] oder Origin direkt von den Herstellern beziehen und, wenn auch oft ebenfalls günstiger, offiziell vertreiben. Dazu gehören Humble, Fanatical, Green Man Gaming,[4] GamersGate, IndieGala und Gamesplanet.[5][6]
Kritik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Den Plattformen und Händlern werden regelmäßig (Beihilfe zu) Steuerhinterziehung, Hehlerei und Kreditkartenbetrug vorgeworfen.[7][8] Das Geschäftsmodell wird mitunter mit dem von Filesharing-Anbietern verglichen.[7] Eine interne Untersuchung des Key-Resellers G2A im Mai 2020 bestätigte, dass von 321 Keys, die der britische Entwickler Wube (Factorio) als verdächtig reklamierte, 198 unrechtmäßig über die Plattform vertrieben wurden. Es handelte sich um mutmaßlich gestohlene Ware.[9] Entwickler 11 Bit Studios kritisierte Key-Reseller Kinguin 2021 dafür, Kunden Vorbestellungen seines zu diesem Zeitpunkt unveröffentlichten Spiels Frostpunk 2 zu ermöglichen, noch bevor der Hersteller den Verkaufspreis des Titels bekannt gegeben hatte.[10]
Reaktion der Spieleindustrie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als der französische Publisher Ubisoft im Januar 2015 die Zugänge für Spieler sperrte, die Spiele wie Far Cry 4 oder Assassin’s Creed Unity mit unrechtmäßig erworbenen Keys aktivierten, bezifferte Key-Reseller Kinguin seinen entstandenen Schaden durch Rückerstattungen auf über 150.000 Euro. Die Aktivierungscodes wurden mit gestohlenen Kreditkarten im großen Maßstab auf Origin erworben.[11][12] Außerdem veröffentlichte Ubisoft einen Artikel[13] in ihrem Kundenservice in dem von Ubisoft zertifizierte Digitale Vertriebsplattformen aufgeführt werden.
Auch Zenimax Online (The Elder Scrolls Online) sperrte 2015 eine unbekannte Anzahl Nutzerkonten, die nicht korrekt lizenzierte Zugangscodes verwendeten und riet vom Kauf bei Key-Resellern ab.[14]
Gearbox Software kündigte 2017 jegliche Zusammenarbeit mit G2A.com wegen anhaltender Kritik an den Geschäftspraktiken des Marktplatzes auf. Der Entwickler forderte zuvor die Umsetzung einer Reihe konkreter Käuferschutzmaßnahmen und die Möglichkeit für Entwickler und Publisher, illegal erworbene Aktivierungscodes auf der Plattform als solche melden zu können.[15] Der Reseller stritt die Kritik als unbegründet ab und kam den Forderungen nicht nach, woraufhin Gearbox den Verkauf der eigenen Produkte über die Plattform einstellte.[16]
Teilweise riefen Spieleentwickler ihre Kunden dazu auf, lieber Raubkopien ihrer Spiele zu spielen, als die Dienste von Key-Resellern in Anspruch zu nehmen. Der Aufwand der Rückabwicklung von Käufen fehlerhafter oder illegal erworbener Schlüssel bedeute einen hohen Aufwand und bliebe in aller Regel an den Entwicklern oder Publishern hängen. Dies koste kleine Unternehmen „so viel potenzielle Entwicklungszeit im Kundenservice, bei der Untersuchung falscher Schlüsselanfragen, beim Herausfinden von Kreditkartenrückbuchungen und vielem mehr“, dass unterm Strich eine illegale Kopie besser sei. „Die Entwicklerstudios [verdienen] an ihren Keys (die sie in irgendeiner Form ja ganz am Anfang der Verwertungskette selbst herausgegeben haben) wirklich kein Geld, beziehungsweise [machen] sogar Verlust - anders als bei einer Schwarzkopie“.[17]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Benedikt Plass-Fleßenkämper, Sönke Siemens: Key-Reseller: Das umstrittene Geschäft mit den günstigen Gaming-Keys. In: Golem.de. 3. Dezember 2018 .
- Matti Sandqvist: G2A.com: Ist das denn wirklich legal? Unsere Reportage über Key-Reseller. In: PC Games. 1. August 2018 .
- Games-Anwalt: Ubisoft löscht bei Keyhändlern erworbene Uplay-Spiele auf YouTube, abgerufen am 28. Mai 2022.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Definition von Key-Reseller. In: Golem.de. Abgerufen am 27. Mai 2022: „Key-Reseller sind Unternehmen, die Codes für Spiele zum Einlösen auf Steam, im Playstation Store oder auf Xbox Live meist günstiger als die eigentlichen Hersteller verkaufen. Bekannte Firmen sind etwa G2A und Kinguin.“
- ↑ Spielen und sparen – So gibt es Games günstiger. In: Golem.de. Abgerufen am 27. Mai 2022.
- ↑ https://www.ubisoft.com/en-gb/help/connectivity-and-performance/article/approved-digital-distributors-of-ubisoft-games/000079502 Approved digital distributors of Ubisoft games (Stand 31. Dezember 2023)
- ↑ Marco Wehrens: Spiele bei Green Man Gaming kaufen – Ist Green Man Gaming seriös? In: Computer Bild. 1. Mai 2022, abgerufen am 28. Mai 2022.
- ↑ Wes Fenion, Tyler Wilde: PC game storefronts compared: what you need to know about retailers and resellers. In: PC Gamer. 13. Juli 2019, abgerufen am 28. Mai 2022 (englisch).
- ↑ Benedikt Plass-Fleßenkämper, Sönke Siemens: Key-Reseller: Das umstrittene Geschäft mit den günstigen Gaming-Keys. In: Golem.de. 3. Dezember 2018, abgerufen am 28. Mai 2022.
- ↑ a b Matti Sandqvist: G2A.com: Ist das denn wirklich legal? Unsere Reportage über Key-Reseller. In: PC Games. 1. August 2018, abgerufen am 27. Mai 2022.
- ↑ Mathias Windhager: G2A – Neuregelung nach heftiger Kritik. In: Gameswelt. 29. Juni 2016, abgerufen am 27. Mai 2022.
- ↑ Peter Steinlechner: Spielebranche – G2A findet Keys aus dubiosen Quellen. In: Golem.de. 26. Mai 2020, abgerufen am 28. Mai 2022.
- ↑ Bryant Francis: Frostpunk 2 devs call out key reseller for listing game before price is set. In: Game Developer. 19. August 2021, abgerufen am 21. November 2023 (englisch).
- ↑ Far Cry 4 & Co: Mindestens 150.000 Euro Schaden durch Key-Reseller. In: Golem.de. 29. Januar 2015, abgerufen am 28. Mai 2022.
- ↑ Games-Anwalt: Ubisoft löscht bei Keyhändlern erworbene Uplay-Spiele auf YouTube, abgerufen am 28. Mai 2022.
- ↑ https://www.ubisoft.com/en-gb/help/connectivity-and-performance/article/approved-digital-distributors-of-ubisoft-games/000079502 Approved digital distributors of Ubisoft games (Stand 31. Dezember 2023)
- ↑ The Elder Scrolls Online: Zenimax sperrt mutmaßlich illegale Nutzerkonten. In: Golem.de. Abgerufen am 28. Mai 2022.
- ↑ Jeffrey Matulef: Gearbox partners with controversial game key reseller G2A for Bulletstorm: Full Clip Edition bundle. In: Eurogamer. 6. April 2017, abgerufen am 21. November 2023 (englisch).
- ↑ Brendan Caldwell: Gearbox drops partnership with key reseller G2A. In: Rock Paper Shotgun. 10. April 2017, abgerufen am 21. November 2023 (englisch).
- ↑ Peter Steinlechner: Indiegames: "Lieber Schwarzkopie als Key-Reseller". In: Golem.de. Abgerufen am 27. Mai 2022.