Khatyrka (Meteorit)
Khatyrka | |||||
---|---|---|---|---|---|
Hochauflösendes EM-Bild des natürlichen Quasikristalls Al71Ni24Fe5, gefunden im Khatyrka-Meteoriten | |||||
Allgemeines | |||||
Offizieller Name nach MBD |
Khatyrka | ||||
Authentizität | bestätigt | ||||
Lokalität | |||||
Land | Russland | ||||
Föderationskreis | Ferner Osten | ||||
Region | Kamtschatka | ||||
Verwaltungseinheit (Okrug) | Tschukotka | ||||
Ort | Chatyrka, gut 77 km im NNW des Ortes[1] | ||||
Fall und Bergung | |||||
beobachtet | nein | ||||
Datum (Fund) | 1979 (3 Fragmente) Juli 2011 (Exp. 20. Juli–7. August, 7 Fragmente) | ||||
Sammlung | NMNH (Washington) St. Petersburg Florenz | ||||
Beschreibung | |||||
Typ | Chondrit | ||||
Klasse | kohlig | ||||
Gruppe | CV3 | ||||
Masse (total) | 0,1 Gramm | ||||
Größe | alle 10 Fragmente < 1 mm | ||||
Referenzen | |||||
|
Khatyrka ist ein Steinmeteorit aus der Klasse der kohligen Chondrite vom Typ CV3. Er wurde im Juli 2011 im Autonomen Kreis der Tschuktschen im russischen Föderationskreis Ferner Osten gefunden. Der Fall des Meteoriten wurde nicht beobachtet.[2]
Insgesamt konnten 10 Bruchstücke des Meteoriten gefunden werden, die alle weniger als einen Millimeter groß sind und deren Gesamtgewicht weniger als 0,1 g beträgt. Drei der Stücke werden zu repräsentativen Zwecken in der Smithsonian Institution aufbewahrt.[2]
Fundgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die ersten drei Bruchstücke des Meteoriten wurden bereits während einer ersten Expedition 1979 am Fluss Chatyrka (englisch Khatyrka) gefunden. Es handelte sich dabei um einen Zufallsfund bei der Suche nach Platin. Über Händler und Schmuggler kamen diese Bruchstücke schließlich nach Florenz in Italien.[3] Im Jahr 2010 wurde in ihnen das Mineral Ikosaedrit entdeckt. Die Besonderheit dieses Minerals liegt in seiner Kristallstruktur, die keiner Translationssymmetrie gehorcht, sondern Quasikristalle bildet. Diese ersten Meteoritenbruchstücke (Körner) werden in Sankt Petersburg in Russland und Florenz aufbewahrt.
Ein Team aus den russischen, US-amerikanischen und italienischen Wissenschaftlern P. J. Steinhardt, C. Andronicos, L. Bindi, V. V. Distler, M. Eddy, A. Kostin, V. Kryachko, G. J. MacPherson, W. M. Steinhardt, und M. Yudovskaya führte in der Zeit vom 20. Juli bis 7. August 2011 eine zweite Expedition im Gebiet der Tschuktschen durch, um gezielt weitere Proben des extrem seltenen Minerals zu finden. Insgesamt wurden dabei rund 1,5 Tonnen Tonminerale und anderes Material entlang des Flusses Listventovyi prospektiert. In den Schwermineralkonzentraten konnten sieben weitere Stücke eines Chondriten gefunden werden.
Petrographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als kohliger Chondrit vom Typ CV3 besteht Khatyrka gemäß der Klassifikation nach van Schmus und Wood[4] aus einer undifferenzierten, unequilibrierten Matrix mit einem hohen Anteil an Kohlenstoff (C) und deutlich sichtbaren Silikatkügelchen (Chondren) sowie zusätzlich Spuren von Wasser und organischen Substanzen (V3).
Die untersuchten Meteoritenkörner sind von dunkelgrauer Farbe und enthalten verschiedene Metalle. Die Analyse mit dem Rasterelektronenmikroskop an den polierten Oberflächen zweier Körner ergab eine porphyrische Zusammensetzung des Meteoritengesteins mit isolierten Olivinkristallen in einer porösen Matrix aus feinkörnigem Olivin sowie calciumreiche Klinopyroxene, Nephelin und verschiedene Nickel-Eisen-Metalle beziehungsweise -Sulfide. Auch Aluminium-Kupfer-Legierungen konnten beobachtet werden.
Khatyrka als Typlokalität
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Khatyrka gilt als Typlokalität für die Minerale Cupalit, Decagonit, Hollisterit, Ikosaedrit, Khatyrkit, Kryachkoit, Steinhardit und Stolperit. Mit dem Decagonit wurde zudem das zweite Mineral entdeckt, das Quasikristalle bildet.
Des Weiteren konnten in dem Meteoriten gediegen Aluminium, Eisen, Kupfer und Nickel sowie die Minerale Ahrensit, Awaruit, Chromit, Coesit, Diopsid, Enstatit und Klinoenstatit, Forsterit und andere Minerale der Olivingruppe, Hämatit, Hedenbergit, Hercynit, Korund, Magnetit, Naquit, Nephelin, Pentlandit, Sodalith, Spinell, Stishovit, Suessit, Taenit, Trevorit, Troilit und Xifengit nachgewiesen werden.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Alex Ruzicka, Jeffrey N. Grossman, Laurence Garvie: The Meteoritical Bulletin. In: Meteoritics & Planetary Science. Band 49, Nr. 100, Juni 2014, S. E1–E101 (usra.edu [PDF; 896 kB; abgerufen am 11. März 2018]).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Khatyrka. In: lpi.usra.edu. Meteoritical Bulletin Database, abgerufen am 10. Oktober 2020.
- Khatyrka Meteorit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung, abgerufen am 10. Oktober 2020.
- Typlokalität Khatyrka meteorite, Listvenitovyi stream, Khatyrka river, Chetkinvaiam tectonic melange, Iomrautvaam Massif, Koryak Upland (Koriak; Koriakskhiye), Koriak Autonomous Okrug, Far-Eastern Region, Russia. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 10. Oktober 2020 (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Distance Based on Latitude and Longitude. Auf: calculator.net.
- ↑ a b Meteoritical Bulletin Database – Khatyrka. Abgerufen am 10. Oktober 2020.
- ↑ Nina Weber: Quasikristall: Meteorit brachte exotische Struktur auf die Erde. In: Spiegel Online. 11. August 2012, abgerufen am 10. Oktober 2020.
- ↑ Philipp Heck: Lexikon-Astronomie – Meteorite: Klassifikation. 20. Dezember 2006, archiviert vom am 13. Juni 2020; abgerufen am 10. Oktober 2020.