Kiço Mustaqi

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Kiço Mustaqi (* 22. März 1938 in Peca, Kreis Delvina; † 23. Januar 2019[1] in Tirana) war ein albanischer General und Politiker der Partei der Arbeit Albaniens.

Mustaqi wuchs in einem kleinen Dorf in Südalbanien in ärmlichen Verhältnissen auf.[2] Nach der Schulausbildung in Kuçova trat er in den Dienst der Streitkräfte (Forcat e Armatosura të Shqipërisë) und absolvierte dort eine Ausbildung zum Offizier. Er diente unter anderem in Tropoja, Vau-Deja und in Tirana.

Im Jahr 1974 wurde er erstmals zum Mitglied der Volksversammlung (Kuvendi Popullor) gewählt und gehörte dieser von der achten bis zur 12. Legislaturperiode 1992 an.

Mitte der 1980er Jahre wurde er zum Chef des Generalstabes der Streitkräfte sowie zum 1. Vizeminister für Verteidigung ernannt.[3]

Auf dem 9. Parteitag der PPSh im November 1986 wurde er Kandidat des Politbüros der PPSh[4] und stieg schließlich im Juli 1990 noch zum Mitglied des Politbüros auf, dem er bis Juni 1991 angehörte.

Am 9. Juli 1990 wurde er als Nachfolger von Prokop Murra zum Verteidigungsminister in die Regierung von Ministerpräsident Adil Çarçani und gehörte dieser bis zum 22. Februar 1991 sowie der Nachfolgeregierung von Fatos Nano bis zum 12. Mai 1991 an.[5][6][7][8] Während dieser Zeit bemühte er sich im Zuge der politischen Ereignisse und des aufkommenden Zusammenbruchs des Kommunismus um eine engere Anbindung der militärischen an die politische Führung, um dadurch die Macht der PPSh zu bewahren.[9] Allerdings wurde nach aufkommenden Unruhen im Februar 1991 von der demokratischen Opposition seine Ersetzung durch einen zivilen Politiker sowie die Entlassung von Innenminister Hekuran Isai, Außenminister Reiz Malile und Justizminister Enver Halili gefordert.[10]

«Merita e tij më e madhe është se Shqipëria gjatë kohës së ndryshimit nga diktaturë në demokraci nuk pati gjakderdhje.»

„Sein größtes Verdienst ist, dass es in Albanien zur Zeit des Übergangs von der Diktatur zur Demokratie kein Blutvergießen gab.“

E. Resuli: Gazeta Dita[2]

Nach seiner Pensionierung im Jahr 1994 emigrierte er nach Griechenland, wo er erfolglos um Asyl ersucht hatte und in Athen während 16 Jahren als Wächter arbeitete.[2]

Im Juni 1996 begann gegen ihn in Abwesenheit ein Prozess vor einem Gericht in Tirana wegen Anstiftung zu einem Militärputsch in der Militärakademie von Tirana am 22. Februar 1991. Mitangeklagte waren der Kommandeur Arseni Stroka und der damalige Politkommissar der Militärakademie, Ksenofon Coni. Den nach dem Zusammenbruch des Kommunismus untergetauchten Angeklagten wurde vorgeworfen, den in der Militärakademie ansässigen Soldaten die Niederschlagung von Aufständen nach dem Sturz einer Statue von Enver Hoxha in Tirana am 20. Februar 1991 befohlen zu haben. Dabei kamen drei Menschen ums Leben, während 37 weitere Personen verletzt wurden.[11] Darüber hinaus wurde ihm Korruption und Spionage vorgeworfen.[12] Am 19. Juli 1996 wurde er schließlich zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren verurteilt.[13] Mustaqi bezeichnete die Verurteilung später als lächerlich, da er als Machthaber ja nicht einen Staatsstreich gegen sich selber hätte durchführen können.[2]

2010 war er nach Albanien zurückgekehrt und lebte in der Folge in Tirana.[2]

Einzelnachweise

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  1. Gëzim Loka: Kiço Mustaqi, profili i një pushtetari idealist që do të na mungojë… In: Gazeta Telegraf. 25. Januar 2019, abgerufen am 9. Februar 2019 (albanisch).
  2. a b c d e E. Resuli: Kiço Mustaqi, ish-ministri që punoi 16 vjet roje objekti në Athinë. In: Gazeta Drita. 24. Januar 2019, abgerufen am 9. Februar 2019 (albanisch).
  3. Albania Political Control (April 1992)
  4. Elez Biberaj: Albania's Economic Reform Dilemma. In: THE WORLD TODAY (Oktober 1987)
  5. Miranda Vickers, James Pettifer: Albania: from anarchy to a Balkan identity. 1997, ISBN 1-85065-279-1, S. 296. (books.google.de)
  6. 3 3. Kabinett Çarçani (Memento vom 24. November 2005 im Internet Archive)
  7. Albanian Defense Ministers
  8. Ministers of Defense of Albania (1953–1991) (Memento des Originals vom 23. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.coldwar.hu
  9. Albania Political Control (April 1992)
  10. New Opposition Paper Appears in Albania. In: The New York Times. 11. Februar 1991. (nytimes.com)
  11. Today starts legal process against protagonists of military putsch. In: ATA News. 24. Juni 1996. (hri.org)
  12. J. F. Brown: The OMRI annual survey of Eastern Europe and the former Soviet Union. Open Media Research Institute, 1996, ISBN 1-56324-924-3, S. 145. (books.google.de)
  13. ALBANIAN COMMUNIST ERA OFFICIALS SENTENCED FOR 1991 SHOOTING. In: Omri Daily Digest. 23. Juli 1996, aufgerufen am 21. Juli 2019.