Kilian Kleinschmidt
Kilian Kleinschmidt (* 1962 in Essen, Deutschland[1]) ist ein deutscher Unternehmer, Berater und Redner, ehemaliger Leiter von Flüchtlingslagern und ehemaliger Mitarbeiter des Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR).
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kleinschmidt wuchs in Berlin auf und arbeitete nach dem Abitur bis zum Jahr 1988 als Dachdecker und Ziegenkäse-Bauer in Frankreich in den Pyrenäen.[2] Im Jahr 1988 lernte der Sohn eines Lehrers bei einer Motorradtour durch Mali Entwicklungshelfer kennen und half eine Schule zu bauen.[1] Nach der erfolgreichen Entwicklung eines Berufsbildungszentrums in Uganda wechselte er in die Nothilfe der Vereinten Nationen.
In der Folge war er für die Vereinten Nationen beziehungsweise ihre Hilfswerke in verschiedenen Krisenregionen der Erde beschäftigt.
1991 war er für das UN-Welternährungsprogramm im Südsudan tätig und erlebte das „Massaker von Bor“ mit. Nach der Flucht der „Lost Boys of South Sudan“ nach Kenia, die er begleitete, half er für UNHCR das Flüchtlingslager Kakuma zu bauen, das es noch heute gibt.
Anschließend wurde er von UNHCR nach Somalia geschickt, von wo er während der Schlacht von Mogadischu 1993 das Mogadischu-Büro leitete. 1994 koordinierte er das „Displaced Persons Programme“ in Kenia. Nach Einsätzen in Bosnien (1995–1997) und Sri Lanka war er im Zweiten Kongokrieg Koordinator einer Rettungsaktion für 100.000 Flüchtlinge aus Ruanda und organisierte die Luftbrücke von Kisangani nach Ruanda.[2] 1999–2000 koordinierte er die Feldoperationen des UNHCR in Kongo. Von 2001 bis 2004 war er der Koordinator der Migrations- und Flüchtlingsinitiative des Stabilitätspakts für Südosteuropa und etablierte mit Soren Jessen-Petersen das MARRI Center in Skopje. 2005–2006 war er der Direktor des Rückkehrbüros der UNMIK-Verwaltung im Kosovo. 2007–2011 koordinierte er UNHCRs Erdbebenhilfe in Pakistan, das Rückkehrprogramm für Flüchtlinge nach Afghanistan und war 2010 der stellvertretende Sonderbotschafter der Vereinten Nationen in Pakistan. 2012 war er der stellvertretende humanitäre Koordinator für Somalia und als erster hochrangiger UNO-Vertreter wieder in Mogadischu stationiert.
Von 2013 bis 2014 war Kleinschmidt Leiter des Flüchtlingscamps Zaatari und erreichte es innerhalb eines Jahres, eine Siedlung zu errichten, die Menschenwürde und Lebensqualität ermöglichte. Sein Plan war es, aus dem Lager eine Stadt zu machen. Statt Essensausgaben wurden Supermärkte eingerichtet, in denen die Flüchtlinge seit 2014 mit Bons einkaufen können. Mit Hilfe der Stadt Amsterdam wurde die Planung an Stadtentwicklungstandards angepasst. Er entschied sich 2014, die Vereinten Nationen zu verlassen, um innovative Konzepte entwickeln und umsetzen zu können. In Dokumentationen über den Wirecard-Skandal schildert Kleinschmidt, wie er kontaktiert wird bezũglich der Entwicklung einer Grenzschutztruppe in Libyen; Wolfgang Gattringger und Brigadier Gustenau arrangierten Treffen mit Marsalek und Andrej Chuprygin.[3][4]
Von September 2015 bis Juni 2016 war er als Berater für das österreichische Innenministerium u. a. für das Erstaufnahmezentrum Traiskirchen tätig.[5] 2016 war er Berater von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller zum Thema „Fluchtursachen“. 2017 entwickelte er für das österreichische Kanzleramt unter Kanzler Christian Kern mit seinem Team eine Strategie mit innovativen Ansätzen betreffend Migration in Afrika. Kleinschmidt entwickelte hier in Zusammenarbeit mit Joachim Rücker und Michael Castle-Miller das Modell der „Sustainable Development Zones“.[6]
Im Jahr 2014 gründete er das Startup Innovation & Planning Agency Switxboard. Kleinschmidt glaubt, dass die agile Vernetzung von globalen Ressourcen das Modell der Entwicklungszusammenarbeit ersetzen wird und dass große Institutionen und Hilfsorganisationen der Vergangenheit angehören. IUMEE – United Resources, 2019 als neues Venture gegründet, setzt diesen Ansatz fort und plant eine globale analoge Vernetzungsstruktur, die durch Digitalisierung und AI unterstützt werden. Die Bridging With Sports GmbH vermittelt Kompetenzen in der Sportentwicklung.
Kleinschmidt ist regelmäßig als Sprecher bei Veranstaltungen wie der TEDx Hamburg, der „Cities of Tomorrow“-Konferenz der New York Times oder an der SAIS geladen. Er ist geschieden und Vater von fünf Kindern.[7] Er ist im Beirat des Forum Alpbach und Berater von diversen Organisationen und Start-ups.
Schriften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kilian Kleinschmidt, Regina Carstensen: Weil es um die Menschen geht: Als Krisenhelfer an den Brennpunkten der Welt. Econ - Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2015, ISBN 978-3-430-20180-3.
- Jenny Schuckardt, Kilian Kleinschmidt: Beyond Survival: Flucht. Ankunft. Zukunft. Kinder erzählen ihre Geschichte (DuMont Welt - Menschen - Reisen). DuMont Reiseverlag, Ostfildern 2016, ISBN 978-3-7701-9919-8.
- Kilian Kleinschmidt, Sören Kittel: Tod dem Helfer (DuMont True Tales). DuMont Reiseverlag, Ostfildern 2017, ISBN 978-3-7701-9899-3.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b [1] berliner-kurier.
- ↑ a b Calm Boss Overseeing a Syrian Refugee Camp’s Chaos. The New York Times, 24. Mai 2013, abgerufen am 5. April 2016.
- ↑ https://www.tagesschau.de/investigativ/report-muenchen/wirecard-marsalek-101.html
- ↑ https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/marsalek-wirecard-russland-spion-priester-pass-100.html
- ↑ Kim Son Hoang: Kilian Kleinschmidt: Der „Löwe“ knöpft sich Traiskirchen vor. 2. September 2015, abgerufen am 5. April 2016.
- ↑ https://joachim-ruecker.com/images/PDF/SDZ%20Concept%20Proposal%20-%20FINAL%20-%20071118.pdf
- ↑ Kilian Kleinschmidt ( vom 7. September 2015 im Internet Archive) auf nytcitiesfortomorrow.com
Personendaten | |
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NAME | Kleinschmidt, Kilian |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Unternehmer, Leiter von Flüchtlingslagern und Mitarbeiter des Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) |
GEBURTSDATUM | 1962 |
GEBURTSORT | Essen, Deutschland |