Kircheneidenfeld
Kircheneidenfeld Ehemaliger Markt Lutzmannstein
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Koordinaten: | 49° 15′ N, 11° 46′ O |
Höhe: | 480 m |
Einwohner: | 25 (1950) |
Kircheneidenfeld, eine Wüstung im Truppenübungsplatz Hohenfels, war ein Gemeindeteil des Marktes Lutzmannstein im Landkreis Parsberg.
Geographische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Weiler lag im oberpfälzischen Jura der Südlichen Frankenalb etwa 6 km nordöstlich von Velburg auf ca. 480 m über NHN. Südlich dehnte sich am Fuß des Höhlenbergs (597 m ü. NHN) in West-Ost-Richtung ein Feuchtgebiet aus.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Salbuch der Herrschaft Hohenfels von 1494 verzeichnete zwei Höfe in Kircheneidenfeld. 1538 erscheint der Ort als „Eurnfeld“ in einer Urkunde, in der die Grenze der Herrschaft Hohenfels beschrieben ist. Salbücher des 16. und 17. Jahrhunderts weisen aus, dass der Weiler niedergerichtlich nach Hohenfels, hochgerichtlich zur Herrschaft Lutzmannstein gehörte.[1] Im Kartenwerk von Christoph Vogel von 1600 ist „Kircheneitenveld“ ebenfalls als Bestandteil der Hofmark/Herrschaft Lutzmannstein verzeichnet.[2] Gegen Ende des Alten Reiches, um 1800, bestand Kircheneidenfeld aus fünf Anwesen; das größte, ein Dreiviertelhof, war der Schlierfhof, zu dem auch die Filialkirche gehörte. Zwei der Höfe gehörten als Mannlehengut exterritorialen Untertanen des Pflegamtes Hohenfels.[3]
Im Königreich Bayern wurde um 1810 der Steuerdistrikt Lutzmannstein im Landgericht Parsberg (später Landkreis Parsberg) gebildet. Ihm gehörten neben dem Markt Lutzmannstein das Dorf Pielenhofen und die Weiler Breitenwinn, Grün, Judeneidenfeld und Kircheneidenfeld an.[4] Mit dem zweiten bayerischen Gemeindeedikt von 1818 entstand die kleinere Ruralgemeinde Lutzmannstein, der 1830 die Weiler Judeneidenfeld und Kircheneidenfeld eingemeindet wurden. Über die gesamte Gemeinde übten die Freiherren von Giese/Gise die Patrimonialgerichtsbarkeit II. Klasse mittels Gerichtshalter bis 1848 aus.[5] Anschließend ging die Gerichtsbarkeit an das Landgericht Parsberg über.
Als 1951 für die US- und NATO-Truppen der Truppenübungsplatz Hohenfels geschaffen werden musste, genügte dafür nicht das Gebiet des ab 1838 geschaffenen, 1949 aufgelösten Heeresgutsbezirks Hohenfels. Der westlichen Erweiterung des neuen Truppenübungsplatzes mussten mehrere Gemeinden weichen, darunter auch die Gemeinde Lutzmannstein.[6][7] Durch Truppenübungen wurden alle acht Orte der Gemeinde Lutzmannstein, also auch Kircheneidenfeld mit seiner Filialkirche, nach der Absiedelung allmählich zur Wüstung. Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde das gesamte Erweiterungsgebiet am 1. Oktober 1970 der Stadt Velburg zugeschlagen.
Gebäude- und Einwohnerzahlen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1830: 33 Einwohner, 6 Häuser[8]
- 1835: 33 „Seelen“, 6 Häuser[9]
- 1867: 27 Einwohner, 13 Gebäude[10]
- 1871: 22 Einwohner, 15 Gebäude, an Großviehbestand 1873 4 Pferde und 25 Stück Rindvieh[11]
- 1900: 21 Einwohner, 3 Wohngebäude[12]
- 1925: 23 Einwohner, 3 Wohngebäude[13]
- 1938: 20 Katholiken[14]
- 1950: 25 Einwohner, 5 Wohngebäude[15]
Kirchliche Verhältnisse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kircheneidenfeld gehörte seit altersher (so um 1600)[16] als Filiale zur katholischen Pfarrei Hohenfels im Bistum Regensburg. Am 15. Januar 1811 wurde sie zur Pfarrei St. Lucia zu Lutzmannstein im Bistum Eichstätt, Dekanat Velburg, umgepfarrt.[17] Die Kinder gingen im 19. und 20. Jahrhundert dorthin in die katholische Schule.[18][15] In Kircheneidenfeld gab es die Filialkirche zur hl. Maria, eine romanische Anlage im Besitz und in Verwaltung des Bauern Schlierf.[19] Der Friedhof um die Kirche war für die Toten von Kirchen- und von Judeneidenfeld bestimmt.
- Die Protestanten gehörten um 1925 zur evangelisch-lutherischen Pfarrei Neumarkt i. d. Opf., um 1950 zum exponierten Vikariat Parsberg.[13][15]
Bau- und Bodendenkmäler
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Untertägige mittelalterliche und frühneuzeitliche Befunde in der Wüstung sind unter D-3-6736-0074 in die Bayerische Bodendenkmalliste eingetragen.[20]
- 1963 war die Filialkirche noch weitgehend intakt. In den 1980er Jahren waren aber nur noch die Langhauswände erhalten und galten als Baudenkmäler.[21]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Manfred Jehle: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 51: Parsberg, München 1981
- Franz Xaver Buchner: Das Bistum Eichstätt. II. Band, Eichstätt: Brönner & Däntler, 1938
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Wilhelm Volkert: Gerichtsverhältnisse im Pflegamt Hohenfels vom 15. bis zum 18. Jahrhundert. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 100 (1959), S. 155 f.
- ↑ Günter Frank und Georg Paulus: Die pfalz-neuburgische Landesaufnahme unter Pfalzgraf Philipp Ludwig (Regensburger Beiträge zur Heimatforschung, 6). Kollersried 2016, S. 497
- ↑ Jehle, S. 486 f., 491
- ↑ Jehle, S. 534, 553
- ↑ Jehle, S. 545
- ↑ Wilhelm Volkert: Gerichtsverhältnisse im Pflegamt Hohenfels vom 15. bis zum 18. Jahrhundert. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 100 (1959), S. 173
- ↑ Jehle, S. 519
- ↑ Karl Friedrich Hohn: Der Regenkreis des Königreichs Bayern, geographisch und statistisch beschrieben, Stuttgart und Tübingen: Cotta, 1830, S. 166
- ↑ Popp, Th. D. (Hg.): Matrikel des Bissthumes Eichstätt, Eichstätt: Ph. Brönner, 1836, S. 107
- ↑ Joseph Heyberger: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon, München 1867, Sp. 796
- ↑ Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 979, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
- ↑ K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 902 (Digitalisat).
- ↑ a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 910 (Digitalisat).
- ↑ Buchner II, S. 110
- ↑ a b c Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 783 (Digitalisat).
- ↑ Frank/Paulus, S. 502
- ↑ Buchner II, S. 108
- ↑ Popp, S. 106
- ↑ Buchner II, S. 108 f., 111
- ↑ Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: Regierungsbezirk Oberpfalz, Landkreis Neumarkt i. d. Opf., Stadt Velburg, Bodendenkmäler, Stand 25. April 2020, S. 22
- ↑ Sixtus Lampl und Otto Braasch: Denkmäler in Bayern, Band III: Oberpfalz. Ensembles, Baudenkmäler, Archäologische Geländedenkmäler, München: R. Oldenbourg Verlag, 1986, S. 164