Kirchenruine Ganzer

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Kirchenruine Ganzer, Blick von Südwesten (2016)

Die Kirchenruine in Ganzer, einem Ortsteil von Wusterhausen/Dosse, liegt im nordwestlichen Landkreis Brandenburgs Ostprignitz-Ruppin. Die Ruine eines gotischen Feldsteinbaus, wegen des fehlenden Daches auch Cabriokirche genannt, steht unter Denkmalschutz. Die Gemeinde gehört zur Hoffnungskirchengemeinde Wusterhausen im Kirchenkreis Prignitz. Sprengel Potsdam der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.

Der gotische Feldsteinbau wurde im 13. oder 14. Jahrhundert[1][2] errichtet. Im Jahr 1711 wurde die Kirche im Still des Barock umgebaut. Der Erste Weltkrieg führte zum Verlust der Glocken von 1686 und 1835, welche abgegeben werden mussten. Ersetzt wurden sie 1925. Baufälligkeit des Gebäudes führte jedoch 1973 schließlich zum Abriss von großen Teilen des Baus, mit Ausnahme der Umfassungsmauern.[3] In Zukunft ist geplant, die Ruine mit Fenstern auszustatten.[4]

Im Band „Die Grafschaft Ruppin“ der Wanderungen durch die Mark Brandenburg beschreibt Theodor Fontane die Kirche im Kapitel „Gantzer“ eingehend.[5][6]

Es handelt sich um die Ruine einer feldsteinernen Saalkirche mit dreiseitigem Chorschluss. Sie besaß ehemals ein Satteldach. Nach Entfernung des Inventars und der Abtragung des Dachs ist die Ruine im Inneren weitgehend leer. Vom Äußeren sind nur noch die Umfassungsmauern geblieben.[7][1] Die Gruftanbauten der Familien Wahlen und Rohr an den Längsseiten der Kirche[8] sind nicht erhalten.

Auch der westliche Bretterturm existiert nicht mehr.[3]

(Ehemalige) Ausstattung

Während die Orgel (1869) von Friedrich Hermann Lütkemüller[9] in den Gemeinderaum/Winterkirche der Kirche in Köritz verbracht und dort installiert wurde,[3] erhielt das Grabdenkmal, ehemals an der Südwand, des Otto Albrecht von Rohr († 1736)[8] in der Kirche St. Peter und Paul in Wusterhausen einen neuen Platz. Andere Teile der Ausstattung werden verwahrt, darunter der Spätrenaissancealtar (1666) und die barocke Kanzel.[3]

Die zwei Glocken hängen in einem separaten Glockenstuhl auf der Ostseite der Kirche.[3]

Jürgaß-Denkmal

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Denkmal Jürgaß vor der Ostseite der Kirche (2016)

Das Jürgaß-Denkmal, auch Grabdenkmal „Wahlen-Jürgaß“, Erinnerungsdenkmal der Familie von Wahlen-Jürgaß, steht ebenfalls im Osten der Kirche. Die Brüder Franz Carl Wilhelm Rudolf (1752–1834) und Alexander Konstantin Maximilian von Jürgaß (1758–1833) hatten in ihrer Nachlassenschaft angeordnet, dass es nach ihrem – den letzten männlichen Nachkommen der Familie Jürgaß von Ganzer – Tod errichtet werden sollte. Das Denkmal aus dem Jahr 1833 besteht aus drei Ebenen: einem Sockel aus Sandstein, darauf ein Würfel mit Inschrifttafeln und auf diesem steht ein Engel in der Mitte eines neugotischen Baldachins, beides aus Eisenkunstguss. Im Jahr 1995 erfuhr das Denkmal eine Restaurierung. Am Fuß des Denkmals liegen drei Grabsteine aus dem 17. Jahrhundert.[10][3]

Seit der Jahrtausendwende wird die Ruine gelegentlich für Open-Air-Gottesdienste und Kulturveranstaltungen verwendet.[6] Regelmäßige Gottesdienste finden dagegen im Gemeinderaum des Alten Pfarrhauses statt.[3] Die Gemeinde gehört zur Hoffnungskirchengemeinde Wusterhausen im Kirchenkreis Prignitz, Sprengel Potsdam der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.[3]

Der „Verein Dorf und Kirche Ganzer“ kümmert sich unter anderem um die Ruine.[4]

Commons: Kirchenruine Ganzer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Gerhard Vinken und Barbara Rimpel (Hrsg.): Dehio – Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler / Brandenburg. 2. Auflage. Deutscher Kunstverlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-422-03123-4, S. 369.
  2. Nach Michael Schletze – askanierwelten soll sie im Lichte der Qualität des Mauerwerks erst im späten 14. Jahrhundert erbaut worden sein.
  3. a b c d e f g h Ganzer - Kirchenkreis Prignitz. Abgerufen am 7. Oktober 2024.
  4. a b Märkische Allgemeine Zeitung: Ganzer: Verein sammelt für Fenster in Kirchenruine. 7. Oktober 2024, abgerufen am 7. Oktober 2024.
  5. Theodor Fontane: Gantzer. In: Die Wanderung. erster Band – Die Grafschaft Ruppin. F. W. Hendel Verlag, Leipzig 1940, S. 397ff (Universität Potsdam [abgerufen am 8. Oktober 2024]).
  6. a b Über mich. In: "Glücklich unterwegs... und frei" Ein Fontane-Kunstprojekt. Abgerufen am 8. Oktober 2024.
  7. HIDAweb BLDAM Brandenburg: Suche. Abgerufen am 7. Oktober 2024.
  8. a b Theodor G. Goecke (Hrsg.), Paul Eichholz (Bearb.): Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg / Bd. 1, Teil 3 Die Kunstdenkmäler des Kreises Ruppin. Voss, Berlin 1914, S. 27.
  9. Gerhard Vinken und Barbara Rimpel (Hrsg.): Dehio – Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler / Brandenburg. 2. Auflage. Deutscher Kunstverlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-422-03123-4, S. 756.
  10. Denkmal Ganzer - Gemeinde Wusterhausen/Dosse. Abgerufen am 7. Oktober 2024.

Koordinaten: 52° 52′ 35,5″ N, 12° 34′ 11,6″ O