Kleinbahnabteilung Provinzialverband Sachsen 189–199

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Kleinbahnabteilung Provinzialverband Sachsen 189–199
Lok Henschel 7244
Lok Henschel 7244
Lok Henschel 7244
Nummerierung: siehe Tabelle
Anzahl: bekannt 12
Hersteller: Henschel, Kassel
Baujahr(e): 1905–1922
Ausmusterung: bis 1965
Bauart: B n2t
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Puffer: 7.600 mm/
7.582 mm*/
7.419 mm**
Gesamtradstand: 2.500 mm
Leermasse: 18,5 t
Dienstmasse: 24 t / 23,5 t**
Reibungsmasse: 24 t / 23,5 t**
Radsatzfahrmasse: 12 t / 11,75 t**
Höchstgeschwindigkeit: 40 km/h
Indizierte Leistung: 150 kW (200 PS)
Treibraddurchmesser: 1.000 mm
Steuerungsart: Allan
Zylinderdurchmesser: 320 mm
Kolbenhub: 500 mm
Kesselüberdruck: 12 bar
Rostfläche: 0,97 m²
Verdampfungsheizfläche: 47,67 m²
Wasservorrat: 3,4 m³
Brennstoffvorrat: 1 t
Bremse: urspr. Wurfhebel-Handbremse
nach Umbau Indirekte Bremse von Knorr
* 98 6210–6211
**98 6102

Als Kleinbahnabteilung Provinzialverband Sachsen 189–199 wurden Tenderlokomotiven von der Lokomotivfabrik Henschel in Kassel bezeichnet, die in Zusammenarbeit mit Borsig für die Verwendung bei normalspurigen Privatbahnen entwickelt wurden.

Es gibt von Henschel keine Veröffentlichungen über die Anzahl der gebauten Lokomotiven. Das älteste bekannte Exemplar der Reihe stammt aus dem Jahr 1905. Die Loks wurden bis in die 1920er Jahre gefertigt.[Anm. 1]

Es sind elf Lokomotiven bekannt, die auf von der Kleinbahnabteilung des Provinzialverbandes Sachsen verwalteten Strecken Verwendung fanden. Dazu kam eine Lokomotive, die ursprünglich für einen Privatbetrieb gefertigt wurde und nach dem Zweiten Weltkrieg von der Deutschen Reichsbahn als 98 6219 bezeichnet wurde. Die Lokomotiven waren bis etwa 1965 im Einsatz. Es ist keine Lokomotive erhalten geblieben.

Geschichte und Technik

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ausgangspunkt für die Entwicklung der Lokomotiven waren die Tenderlokomotiven Preußische T 1 und Preußische T 2 der Normalbauart. Die neuen Konstruktionen ähnelten den Konstruktionen der Preußischen Staatseisenbahnen. Ihre Achslast lag zwischen den beiden genannten Tenderlokomotiven. Größter Unterschied war der anstatt der preußischen Reglerbüchse verwendete Dampfdom. Die Kleinbahnlokomotiven waren für den Einmannbetrieb eingerichtet und besaßen klappbare Plattformen und Sicherheitsgitter an der Vorder- sowie der Hinterfront. Ursprünglich besaßen die Lokomotiven seitliche Sicherheitsgitter. Diese und die Übergangseinrichtungen wurden bei allen Lokomotiven bei der Deutschen Reichsbahn später entfernt.

Die Lokomotiven besaßen einen Innenrahmen mit in den Rahmenwangen eingenietetem Wasserkasten. Beidseitig vom Kessel war rechts ein kleinerer äußerer Wasserkasten und links vor dem Führerhaus ein Kohlenkasten für 1 t Kohle. Der Wassereinlassstutzen lag zwischen den beiden Achsen. Der eiserne Kessel besaß eine kupferne Feuerbüchse und bestand aus zwei Schüssen. Die Speichenräder aus Stahlguss waren oberhalb des Umlaufes mit Blattfedern abgefedert. Die Lokomotiven besaßen einen relativ langen und schmalen Schornstein auf der nach Art der T1 ausgeführten Rauchkammer. Gespeist wurde der Kessel durch zwei Strahlpumpen. Weiterhin besaßen sie als Kesselaufbauten den Dampf- sowie den Sanddom, mit dem mechanisch beide Achsen von innen besandet wurden, sowie ein Sicherheitsventil der Bauart Ramsbotton. Das Dampfläutewerk war zwischen Dampf- und Sanddom, die Dampfpfeife auf dem Führerhausdach untergebracht.

Die Lokomotiven waren mit Handbremse ausgerüstet. Indirekte Bremsen von Knorr sind spätere Umbauten. Das Führerhaus war von der gleichen Bauart wie bei der T1 sowie der T2. Ursprünglich besaßen sie Petroleumbeleuchtung, die bei der Deutschen Reichsbahn durch eine elektrische Beleuchtung ersetzt wurde.

Ursprünglich trugen die Lokomotiven Betriebsnummern der Einsatzbahnen, erst 1939 wurde eine durchgehende Nummerierung des Provinzialverbandes durchgeführt.

Die Einsatzstrecken der Lokomotiven sind aus der Tabelle ersichtlich. Aus ihren ursprünglichen Diensten wurden sie bis auf wenige Ausnahmen bald wegen steigender Zuglasten durch stärkere Lokomotiven und später durch Dieseltriebwagen verdrängt. So führte die 98 6216 noch Anfang der 1960er Jahre Personenzüge auf der Bahnstrecke Rennsteig–Frauenwald.[1] Die Mehrzahl der Lokomotiven wanderten in den Rangierdienst ab oder wurden als Werklokomotiven verwendet.

98 6218 wurde 1950 an einen Energieversorgungsbetrieb in Magdeburg verkauft und dort in eine feuerlose Werklokomotive umgebaut.[2]

Baujahr Hersteller-Nr. geliefert an 1. Bahn-Nr. 2. Bahn-Nr. später bei Nr. ab 1939 DR-Betriebs-Nr. Ausmusterung
1905 7245 Kleinbahn Bebitz-Alsleben 1 Kleinbahn Könnern-Rothenburg 190 98 6101 1965
1910 9858 Altmärkische Kleinbahn 6 Langensalzaer Kleinbahn 196 98 6102 1960
1906 7244 Gardelegen-Haldensleben-Weferlinger Eisenbahn 3 Delitzscher Kleinbahn 189 98 6208 1959
1907 7248 Stendaler Kleinbahn AG 3 2

(Stendaler Kleinbahn)

Kleinbahn Könnern-Rothenburg 191 98 6209 1956 verkauft
1907 7249 Kleinbahn Ellrich-Zorge 1 Gardelegen-Haldensleben-Weferlinger Eisenbahn 192 98 6210 1965
1907 7250 Kleinbahn Ellrich-Zorge 2 Stendaler Kleinbahn 193 98 6211 1965
1909 9217 Genthiner Kleinbahn 5 195 98 6214 1959 verkauft
1910 10018 Kleinbahn Wolmirstedt–Colbitz 1 197 98 6215 1965
1910 10019 Kleinbahn Wolmirstedt–Colbitz 2 Kleinbahn Rennsteig-Frauenwald 198 98 6216 1962
1910 10329 Altmärkische Kleinbahn 7 Altmärkische Kleinbahn 194 98 6217 1957 verkauft
1913 12386 Kleinbahn Arneburg 31 Stendaler Kleinbahn 199 98 6218 1950 verkauft
1922 19579 Griesheim-Elektron Bitterfeld 98 6219 1951 verkauft
  • Autorenkollektiv: Sonderkatalog-Henschel Bau-, Feldbahn-, Kleinbahn- und Industrielokomotiven. Henschel und Sohn AG, Kassel 1936.
  • Manfred Weisbrod, Hans Wiegard: Dampflokomotiven Band 6 Regelspurige Privatbahnlokomotiven bei der DR. Transpress-Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-344-71044-3, S. 49–53.
  • Dirk Endisch: Klein- und Privatbahnen im Ohrekreis. 1. Auflage. Dirk Endisch, Korntal-Münchingen 2007, ISBN 978-3-936893-12-0, S. 197–199.
  1. Um die Verwechselung der Loks mit Henschel Typ Riebeck, Henschel Typ Bonifacius und Henschel Typ Zollern zu vermeiden, werden auf der privaten Datenbank von www.dampflokomotivarchiv.de nur die Loks erfasst, die nach 1949 von der Deutschen Reichsbahn übernommen wurden und zweifelsfrei zugeordnet sind.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Michael Kurth: Die Laura. EK-Verlag, Freiburg 1996, ISBN 3-88255-425-8, S. 79.
  2. Manfred Weisbrod, Hans Wiegard: Dampflokomotiven Band 6 Regelspurige Privatbahnlokomotiven bei der DR. Transpress-Verlag, Stuttgart 1998, ISBN 3-344-71044-3, S. 52.