Klein-Neusiedl

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Kleinneusiedl)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Klein-Neusiedl
Wappen Österreichkarte
Wappen von Klein-Neusiedl
Klein-Neusiedl (Österreich)
Klein-Neusiedl (Österreich)
Basisdaten
Staat: Österreich
Bundesland: Niederösterreich
Politischer Bezirk: Bruck an der Leitha
Kfz-Kennzeichen: BL (seit 2017; alt: WU)
Fläche: 5,97 km²
Koordinaten: 48° 5′ N, 16° 36′ OKoordinaten: 48° 5′ 27″ N, 16° 36′ 16″ O
Höhe: 159 m ü. A.
Einwohner: 959 (1. Jän. 2024)
Bevölkerungsdichte: 161 Einw. pro km²
Postleitzahl: 2431
Vorwahl: 02230
Gemeindekennziffer: 3 07 33
Adresse der
Gemeinde­verwaltung:
Kirchenplatz 8
2431 Klein-Neusiedl
Website: www.klein-neusiedl.gv.at
Politik
Bürgermeister: Robert Szekely (SPÖ)
Gemeinderat: (Wahljahr: 2020)
(15 Mitglieder)
13
2
13 
Insgesamt 15 Sitze
Lage von Klein-Neusiedl im Bezirk Bruck an der Leitha
Lage der Gemeinde Klein-Neusiedl im Bezirk Bruck an der Leitha (anklickbare Karte)Au am LeithabergeBad Deutsch-AltenburgBergBruck an der LeithaEbergassingEnzersdorf an der FischaEnzersdorf an der FischaFischamendGöttlesbrunn-ArbesthalGötzendorf an der LeithaGramatneusiedlHainburg an der DonauHaslau-Maria EllendHimbergHof am LeithabergeHöfleinHundsheimKlein-NeusiedlLanzendorfLeopoldsdorfMannersdorf am LeithagebirgeMaria-LanzendorfMoosbrunnPetronell-CarnuntumPrellenkirchenRauchenwarthRohrauScharndorfSchwadorfSchwechatSommereinTrautmannsdorf an der LeithaWolfsthalZwölfaxing
Lage der Gemeinde Klein-Neusiedl im Bezirk Bruck an der Leitha (anklickbare Karte)
Vorlage:Infobox Gemeinde in Österreich/Wartung/Lageplan Imagemap
Ortseinfahrt
Ortseinfahrt
Quelle: Gemeindedaten bei Statistik Austria

Klein-Neusiedl ist eine Gemeinde mit 959 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) im Bezirk Bruck an der Leitha in Niederösterreich.

Klein-Neusiedl liegt südlich von Fischamend im Industrieviertel in Niederösterreich. Die Gemeinde liegt an der Fischa, diese bildet die Grenze im Osten. Die Fläche der Gemeinde umfasst 5,97 Quadratkilometer. Davon sind 56 Prozent landwirtschaftliche Nutzfläche, 4 Prozent sind bewaldet und 34 Prozent entfallen auf eine Start- und Landebahn vom Flughafen Wien-Schwechat.

Gemeindegliederung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde Klein-Neusiedl umfasst die einzige Katastralgemeinde Kleinneusiedl bzw. Ortschaft Klein-Neusiedl.

Nachbargemeinden

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Fischamend
Schwechat Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Enzersdorf an der Fischa
Schwadorf

Im Altertum war das Gebiet Teil der Provinz Pannonia.

Die älteste urkundliche Erwähnung des Ortes Kleinneusiedl findet sich in einer 1203 verfassten Urkunde des Bischofs Wolfker von Passau für das Stift Heiligenkreuz. In ihr wird auf einen Gütertausch zwischen dem Bistum Passau und dem Herzog Leopold V. (Österreich) in Kleinneusiedl (damals Niusiddele) hingewiesen der sich Ende 1191 Anfang 1192 zugetragen haben soll.

Nach dem Anschluss Österreichs an das Dritte Reich im Jahre 1938 wurde der Ort als Teil des neugeschaffenen 23. Bezirk Schwechat nach Groß-Wien eingegliedert. Die Gemeinde wurde 1954 durch die Abtrennung von Wien wieder selbständig.

Von 1954 bis zu dessen Auflösung am 1. Jänner 2017 war Klein-Neusiedl Teil des Bezirks Wien-Umgebung.

Einwohnerentwicklung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bevölkerungszahl ging bis 2011 zurück, da sowohl Geburtenbilanz als auch Wanderungsbilanz negativ waren.[1]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
(ehem.) Papierfabrik Klein-Neusiedl, Zugang zum Park (Englische Anlage) östlich des Fischa-Kanals (1981)
Erwin Pendl: Papierfabrik Klein-Neusiedl aus der Vogelschau

Am Standort eines 1683 durch die Türken zerstörten Schlosses in Kleinneusiedl wurde 1793[2] von dem aus Leonfelden in Oberösterreich stammenden Großhändler Ignaz Theodor Pachner Edler von Eggenstorf[3] die größte Papierfabrik im Wiener Becken gegründet. Die Errichtung der Fabrik beanspruchte drei Jahre und beschäftigte 350 Arbeiter; zum Antrieb der Papierholländer wurde von der Fischa ein Werkskanal abgezweigt. Im weitläufigen Betriebsareal wurden einige zeilenartige Wohnhäuser für die Arbeiter gebaut sowie ein Fabrikspark mit barocken Steinskulpturen angelegt.

Die Architektur des Produktionsgebäudes war wesentlich bestimmt vom Produktionsvorgang: drei Wasserräder betrieben die Papierholländer sowie ein Walzwerk zur Glättung des Papiers, die im untersten Geschoßtrakt aufgestellt waren; das gewaltige Mansarddach diente als weitläufiger Trockenraum für das handgeschöpfte Büttenpapier. Das Unternehmen lieferte Papier an die k.k. Notenbank, es war das Stammhaus der späteren Neusiedler AG für Papierfabrikation, die im 21. Jahrhundert zur Mondi Neusiedler GmbH (Mondi AG) wurde.

Nach dem Tod des Fabriksgründers am 14. März 1814 führten die Witwe, Anna Maria, sowie der Sohn des Verstorbenen, Anton, den Betrieb weiter. Am 2. April 1837 wurde die Fabrik mangels Investitionskapitals an den Großhändler Georg Borckenstein verkauft, der das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umwandelte (k.k. priv. Aktiengesellschaft der Papierfabrik Kleinneusiedl). Die Kleinneusiedler Fabrik war nunmehr die umfassendste Maschinenpapierfabrik in ganz Europa.[3]

Eine produktionstechnisch entscheidende Veränderung erfuhr die Fabrik unter der neuen Geschäftsführung, als 1837 zwei mit Dampf betriebene Papiermaschinen des Engländers Bryan Donkin angeschafft wurden und 1841 eine dritte dazukam. Diese Aggregate waren in der Lage, das mühsame Handschöpfen durch mechanisches Schöpfen zu ersetzen und „endlose Papierbahnen“ zu erzeugen. Das Technische Museum Wien zeigt noch eine dieser Dampfmaschinen. — Neben dem Einsatz der technischen Neuerungen blieb die Erzeugung handgeschöpften Papiers bis 1898 bestehen.[4]

In den folgenden Jahrzehnten wurden zunächst eine Reihe von Papierfabriken in der „feuchten Ebene“ (Wiener Becken südlich der Donau) erworben. Mit der Einführung von Zellulose und Holzschliff als Grundstoff der Papierherstellung wurde dann die Kleinneusiedler AG sukzessive zum Großkonzern umgebildet, der alle in Frage kommenden Produktionsstufen umfasste. Die Papiererzeugung wurde zu Beginn der 1930er Jahre eingestellt, die Gebäude 1938 vom Unternehmen Polsterer erworben. Die Gebäude wurden nach 1945 für eine Baumwollspinnerei verwendet.

Heute kann man hinter dem Kirchenplatz Teile der spätbarocken Papierfabriksanlage besichtigen. Neben dem Werkskanal steht das dreigeschoßige Fabriksgebäude aus dem Jahre 1795 mit dem mächtigen Mansarddach; schräg gegenüber der verwilderte ehemalige Fabrikspark mit einigen Steinskulpturen (Säulen mit Vasenaufsätzen, obeliskartiger Pfeiler, verfallene Grotte) und im hinteren Geländeteil eine Zeile ebenerdiger Arbeiterwohnhäuser. An der Brücke über die Fischa befinden sich Steinskulpturen (Löwen und Sphingen). 1985 wurde hier der Film „Schmutz“ von Paulus Manker gedreht.

Außerdem fand man in den Feldern zwischen Kleinneusiedl und Fischamend mehrere Langobardengräber.[5]

Klein-Neusiedl um das Jahr 1873 (Aufnahmeblatt der Landesaufnahme)

Wirtschaft und Infrastruktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2001 gab es 8 land- und forstwirtschaftliche Betriebe sowie 38 nichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten. Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort betrug nach der Volkszählung 2001 394. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 47 Prozent.

Öffentliche Einrichtungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Klein-Neusiedl befindet sich ein Kindergarten[6] und eine Volksschule.[7]

Bürgermeister der Gemeinde ist Robert Szekely.[8]

Im Gemeinderat gibt es nach der Gemeinderatswahl vom 26. Jänner 2020 bei insgesamt 15 Sitzen folgende Mandatsverteilung:[9]

Das Wappen Klein-Neusiedls ziert ein roter Wolf, das Wappentier Passaus.

Persönlichkeiten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • 2019: Leopold Winkler (1948–2020[10]), Bürgermeister von Klein-Neusiedl 2004–2019[11]
  • Franz Xaver Schweickhardt: Darstellung des Erzherzogthums Österreich unter der Ens, durch umfassende Beschreibung aller Burgen, Schlösser, Herrschaften, Städte, Märkte, Dörfer, Rotten etc. etc., topographisch-statistisch-genealogisch-historisch bearbeitet und nach den bestehenden vier Kreis-Vierteln [alphabetisch] gereiht. [Teil:] Viertel unterm Wienerwald. 7 von 34 Bänden. 4. Band: Neusiedl bis Pottendorf. Mechitaristen, Wien 1832, S. 5 (Neusiedl (Klein-) in der Google-Buchsuche).
  • Herbert Matis: Die Manufaktur und frühe Fabrik im Viertel unter dem Wiener Wald. Eine Untersuchung der großbetrieblichen Anfänge vom Zeitalter des Merkantilismus bis 1848. Teil 3: Die Manufakturen und Fabriken nach den einzelnen Produktionszweigen. Wien, Univ., Diss., 1965; Permalink Österreichischer Bibliothekenverbund
Commons: Klein-Neusiedl – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Ein Blick auf die Gemeinde Klein-Neusiedl. (PDF) Statistik Austria, abgerufen am 11. Oktober 2020.
  2. Matis: Manufaktur, 3. T., S. 404.
  3. a b Matis: Manufaktur, 3. T., S. 405.
  4. Matis: Manufaktur, 3. T., S. 406.
  5. Peter Aichinger-Rosenberger, Evelyn Benesch u. a.: Dehio-Handbuch Niederösterreich südlich der Donau, Teil 1 A bis L. Herausgegeben vom Bundesdenkmalamt. Verlag Berger, Horn, Wien 2003. Seiten 986–987. ISBN 3-85028-364-X.
  6. Kindergärten in NÖ. NÖ Landesregierung, abgerufen am 5. Oktober 2020.
  7. Schulensuche. In: Schulen online. Abgerufen am 30. September 2020.
  8. Klein-Neusiedl. Abgerufen am 11. Oktober 2020 (österreichisches Deutsch).
  9. Land Niederösterreich - Gemeinderatswahl 2020. Abgerufen am 11. Oktober 2020.
  10. Kleinneusiedl Abschiednehmen von Alt-Ortschef Leo Winkler , www.noen.at, abgerufen am 7. Jänner 2021.
  11. Klein-Neusiedl ehrt Leo Winkler als Ehrenbürger , www.meinbezirk.at, abgerufen am 7. Dezember 2020.