Kloster Neustadt an der Saale
Das Kloster Neustadt war ein Kloster der Karmeliten in Neustadt an der Saale in Bayern in der Diözese Würzburg.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Kloster wurde 1352 gegründet, als Rat und Bürger der Stadt Neustadt nach einer heftigen Pestepidemie 1348 die Karmeliten um Ansiedlung in der Stadt baten. Der Würzburger Bischof Albrecht von Hohenlohe gab im selben Jahr die Genehmigung zur Klostergründung. Mit dem Bau der Klosterkirche im Bettelordensstil wurde 1352 begonnen. Der gotische, ursprünglich als Saalkirche angelegte Bau mit geradem Chorschluss weist an der Nordseite ein (wahrscheinlich später) angefügtes unvollständiges, rippengewölbtes Seitenschiff sowie in dessen nordöstlichen Verlängerung einen (wohl ebenfalls späteren) noch niedrigeren Gebetsraum in der Tradition der Loretokapellen mit entsprechendem Gnadenbild auf. Die Kirche trägt das Patrozinium der heiligen Petrus und Paulus. 1367/68 wurde den Karmeliten die jenseits der Stadtmauern gelegene Nikolauskapelle mit dem Alten Spital übereignet, und sie bekamen in einem eigenen Terminierbezirk das Recht zum Almosensammeln. In der Bevölkerung waren die Mönche sehr geachtet. In der Zeit der Gegenreformation engagierten sie sich dabei, Protestanten für den katholischen Glauben zurückzugewinnen; dennoch wurde die Klosteranlage öfters als „armselig“ oder „arm Gotteshäuslein“ bezeichnet. Allerdings stellte sich nach dem Dreißigjährigen Krieg durch Stiftungen und Schenkungen ein bescheidener Wohlstand ein, der die barocke Ausstattung erlaubte: 1680 eine Kassettendecke, die Fürstbischof Peter Philipp von Dernbach finanzierte, und den 1720 von Benedikt Lux geschaffenen Hauptaltar sowie zwei Seitenaltäre mit den Darstellungen des Josef und der Maria Magdalena. Das Altarbild des Hauptaltars zeigt die Überreichung des Skapuliers an den karmelitischen Heiligen Simon Stock, daneben die mit dem Karmelgebirge verbundenen biblischen Propheten Elija und Elischa. Weitere Altäre aus der Zeit des Rokoko stehen im Seitenschiff. Sie wurden von Johann Michael Becker geschaffen. Die Kanzel von Johann Joseph Kessler aus der Zeit um 1750 gilt als ein Hauptwerk der Schnitzkunst des Rokoko in Unterfranken; dargestellt sind die Unbefleckte Empfängnis und mehrere Heilige des Karmelitenordens.[1][2]
Die einmalige Orgel auf der rückwärtigen Empore wurde 1722 von Johann Ignatius Samuel Will (ab 1726 Hoforgelbauer in Würzburg[3]) für die Kirche geschaffen. Sie verfügt über 13 Register (einschließlich 3 Pedalregister) und im Manual 4 Oktaven.
Das Kloster wurde 1803 im Zuge der Säkularisation aufgelöst.[4] In den 1693 bis 1703 erbauten Klostergebäuden, einer dreigeschossigen Vierflügelanlage, wurde 1857 das Bezirksgericht und später das Amtsgericht untergebracht. Die Kirche war bis zum Bau der Mariä-Himmelfahrt-Kirche 1836 die Pfarrkirche Neustadts als Ersatz für eine 1793 abgerissenen Vorgängerkirche.[5][6] Seitdem ist sie im Besitz der Stadt Neustadt. Ebenfalls nach der Säkularisation entwickelte sich aus der Klosterbrauerei die Firma „Karmeliterbräu“. Dies ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Otto Schnell: Das ehem. Karmelitenkloster in Neustadt a.d, Saale, Archiv d. hist, Vereins von Ufr, Band 34,1891.
- Karmelitenkirche, in: Die Kunstdenkmäler von Unterfranken und Aschaffenburg, Bezirksamt Neustadt an der Saale, München 1922, Seite 107 ff.
- Alfons Maria Borst: 600 Jahre Karmeliten-Kirche u. -Kloster Bad Neustadt. In: Bad Neustädter Heimat-Blätter 8,1, Sp. 21 - 26, Bad Neustadt 1952.
- Alfons Maria Borst: Karmelitenkirche und -kloster in Bad Neustadt, Saale. München 1965.
- H,-P. Trenschel: Johann Josef Keßler, Bad Königshofen 1991.
- H.-P. Trenschel: Joh, Peter Wagner, Würzburg 1968.
- Stefanie Zwicker, Winfried Romberg: Die Karmelitenkirche zu Bad Neustadt a.d. Saale. Bad Neustadt 2002.
- Ludwig Benkert: Neue Nachrichten zur Geschichte des ehem. Karmeliterklosters Neustadt a.d. Saale. In: Heimat-Jahrbuch Rhön-Grabfeld 2004, S. 187–199.
- Roswitha Altrichter, Annette Faber, Reinhold Albert, Hanns Friedrich, Stefan Kritzer: Kirchen im Landkreis Rhön-Grabfeld, 1. Auflage: 1. Oktober 2010, ISBN 978-3-939959-06-9, S. 37–39.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Erich Schneider: Mönchische Bescheidenheit? Die Karmeliten in Neustadt. In: Haus der Bayerischen Geschichte: Klöster in Bayern
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Erich Schneider: Mönchische Bescheidenheit? Die Karmeliten in Neustadt. In: Haus der Bayerischen Geschichte: Klöster in Bayern, abgerufen am 14. Mai 2021.
- ↑ Rhönlexikon: Ehem. Karmelitenklosterkirche St. Petrus und Paulus in Bad Neustadt (Historische Stätte) ( vom 14. Mai 2021 im Internet Archive).
- ↑ Bayern - Unterfranken, auf orgelschaetze.de, abgerufen am 26. Juli 2023
- ↑ katholisch-nes.de: Karmelitenkirche, abgerufen am 14. Mai 2021.
- ↑ Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bayern I: Franken: Die Regierungsbezirke Oberfranken, Mittelfranken und Unterfranken: BD I, Deutscher Kunstverlag München Berlin, 2., durchgesehene und ergänzte Auflage, 1999, S. 78.
- ↑ hdbg.eu: Neustadt an der Saale, abgerufen am 14. Mai 2021.
Koordinaten: 50° 19′ 22,26″ N, 10° 13′ 4,47″ O