Kloster Rupertsberg
Das Kloster Rupertsberg war ein Kloster der Benediktinerinnen in Bingen. Es wurde um 1150 durch Hildegard von Bingen gegründet und befand sich auf dem Rupertsberg linksseitig der Nahe bei ihrer Mündung in den Rhein.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gründung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Hildegard von Bingen verließ zwischen 1147 und 1150 das Kloster Disibodenberg, um ihr eigenes Kloster über dem Grab des Heiligen Rupert zu gründen. Der Rupertsberg war günstig gelegen an den Verkehrs- und Kommunikationswegen des Rheines und der Nahe. Nachdem zunächst eine alte Kapelle als Kirche diente, entstand nach und nach die neue Klosteranlage.
Die dreischiffige Klosterkirche wurde 1152 durch Erzbischof Heinrich von Mainz konsekriert. Zu dieser Zeit hatte Hildegards Erstlingswerk Liber Scivias bereits große Bekanntheit erlangt. Die meisten ihrer Werke entstanden in der Zeit auf dem Rupertsberg, im Skriptorium des Klosters wurden sie auch handschriftlich vervielfältigt und fanden den Weg in alle Welt.[1]
Das Kloster verlor bereits durch den Tod der Gründerin 1179 einen Teil seiner Bedeutung.
Zerstörung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Kloster wurde durch die Schweden in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1632 zerstört und danach nie wieder aufgebaut, sondern diente fortan als landwirtschaftliches Klostergut von Hildegards zweiter Klostergründung, dem Kloster Eibingen auf der anderen Rheinseite bei Rüdesheim am Rhein. Dorthin waren die letzten Rupertsberger Nonnen nach verschiedenen Zwischenstationen geflohen. Mit ihnen kamen auch die Gebeine der Heiligen Hildegard nach Eibingen, ebenso wie Hildegards Schriften und weitere Reliquien.
Die Gebäudereste wurden nach ihrer Zerstörung als Steinbruch für den Bau der Wirtschaftsgebäude des Klostergutes genutzt, lediglich die Ruine der Klosterkirche blieb verschont. 1857 musste die gesamte Ruine dem Bau der Nahetal-Eisenbahn durch die Rhein-Nahe-Eisenbahn-Gesellschaft weichen. Bei der Sprengung des Felsens, auf dem sich das Kloster befand, wurde auch die Grabkrypta unter dem Chor zerstört.
Überbleibsel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fünf Arkadenbögen der ehemaligen Klosterkirche sind in einem Komplex von Gewölbekellern erhalten, die zwischen dem 17. und dem 19. Jahrhundert entstanden. Das Rupertsberger Gewölbe dient heute der Rupertsberger Hildegard-Gesellschaft als Veranstaltungsort und kann besichtigt werden.[2]
Das Landeshauptarchiv Koblenz verwahrt einen großen Teil des ehemaligen Klosterarchivs der Abtei Rupertsberg.[3]
Kunstgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf dem Isenheimer Altar von Matthias Grünewald findet sich auf der Weihnachtstafel hinter Maria mit dem Kind die Klosterkirche Rupertsberg.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Charlotte Kerner: Alle Schönheit des Himmels: Die Lebensgeschichte der Hildegard von Bingen (= Gulliver Taschenbücher, Band 824). Beltz & Gelberg, Weinheim 2009, ISBN 3-407-78824-X, S. 105.
- Julia-Maria Warkentin: Der Einfluss der Frauenmystik auf die Entwicklung der deutschen Sprache. GRIN, München/Ravensburg 2011, ISBN 3-656-04228-4, S. 8.
- Werner Schäfke: Der Rhein von Mainz bis Köln: Eine Reise durch das romantische Rheintal. DuMont, Köln 1999, ISBN 3-7701-4799-5, S. 79.
- Hildegard von Bingen. Wirkungsstätten. Reihe „Hagiographie/Ikonographie/Volkskunde“. 4. Auflage. Verlag Schnell & Steiner, Regensburg 2008, ISBN 978-3-7954-8000-4.
- Peter Pfister: Klosterführer aller Zisterzienserklöster im deutschsprachigen Raum. 2. Auflage, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 1998, S. 420 („Ab 1215 lebten hier Zisterzienserinnen“).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Der Rupertsberg. In: bingen.de
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Rupertsberg. Portal „Land der Hildegard“ der Stadt Bingen am Rhein, abgerufen am 26. Dezember 2016.
- ↑ Rupertsberger Gewölbe Rupertsberger Hildegard-Gesellschaft Bingen e. V.
- ↑ Die Urkunden der Benediktinerinnenabtei Rupertsberg bei Bingen (Best. 164). Landeshauptarchiv Koblenz, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 4. März 2016; abgerufen am 26. Dezember 2016. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
Koordinaten: 49° 57′ 56,9″ N, 7° 53′ 21,1″ O