Kniewo (Wejherowo)
Kniewo (deutsch Kniewenbruch) ist ein Dorf im Verwaltungsbezirk Landgemeinde Wejherowo in der polnischen Woiwodschaft Pommern und gehört zum Powiat Wejherowski (Neustädter Kreis).
Geographische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Dorf liegt in der Nähe der früheren Grenze zwischen Hinterpommern und Westpreußen, etwa 27 Kilometer ostnordöstlich von Lauenburg in Pommern, zwölf Kilometer nordwestlich von Wejherowo (Neustadt in Westpreußen) und neun Kilometer südsüdöstlich des Dorfs Gniewino (Gnewin). An dem Dorf fließt die Rheda vorbei.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ältere Ortsbezeichnungen sind Kniewen (1400) und Knifen (1404);[1] vom Deutschen Orden wurde der Ort in Neuenwerder umbenannt.[2] Die älteste überlieferte Nachricht stammt aus dem Zinsbuch des Ordens, wonach im Jahr 1400 von 35 Hufen 18 wüst lagen; demnach müssen schon vorher Privilegien vergeben worden sein. Im Privileg vom 11. Dezember 1404 überlässt der Deutschordens-Hochmeister Albrecht von Schwarzburg dem Klaus von Osche und dem Heinrich Breslau das Dorf mit 40 kulmischen Hufen zur Besiedlung.[2]
Im Jahr 1789 wird Kniewenbruch oder Kniewit blotto als ein im Besitz des Königs befindliches emphyteutisches Bauerndorf mit 31 Feuerstellen (Haushaltungen) bezeichnet.[3]
Im Jahr 1865 betrug die Grundsteuer für die Landgemeinde Kniewenbruch 178 Reichstaler, 27 Silbergroschen und fünf Pfennige.[4]
Als nach dem Ersten Weltkrieg der Versailler Vertrag die Verlegung des Polnischen Korridors durch das Reichsgebiet vorsah, wurde Kniewenbruch aus dem Kreis Neustadt in Westpreußen am 2. August 1919 in den Kreis Lauenburg in Pommern eingegliedert.[5]
Anfang der 1930er Jahre hatte die Landgemeinde Kniewenbruch eine Flächengröße von 7,5 km². Innerhalb der Gemeindegrenzen standen insgesamt 54 bewohnte Wohnhäuser an drei verschiedenen Wohnstätten:[6]
- Kniewenbruch
- Krähoff
- Prinkowo
Um 1935 hatte Kniewenbruch einen Gemischtwarenladen und zwei Schuhmachereien.[7]
Bis 1945 bildete Kniewenbruch eine Landgemeinde im Landkreis Lauenburg in Pommern im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern im Deutschen Reich. Kiewenbruch war dem Amtsbezirk Rieben zugeordnet.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte Anfang März 1945 die Rote Armee die Region. Bald darauf wurde der Kreis Lauenburg von der Sowjetunion zusammen mit ganz Hinterpommern der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Anschließend begann die Zuwanderung polnischer Zivilisten, von denen die deutschen Dorfbewohner aus ihren Häusern und Gehöften gedrängt wurden. Der Ortsname Kniewenbruch wurde zu Kniewo polonisiert. In der darauf folgenden Zeit wurden die einheimischen Dorfbewohner von der polnischen Administration aus Kniewenbruch vertrieben.
Demographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
---|---|---|
1818 | 139 | königliches emphyteutisches Dorf;[8] davon 103 Lutheraner und 36 Katholiken[9] |
1852 | 235 | Dorf[10] |
1864 | 261 | am 3. Dezember, Gemeindebezirk[11] |
1867 | 256 | am 3. Dezember, Gemeindebezirk[12] |
1871 | 250 | am 1. Dezember, Gemeindebezirk, davon 244 Evangelische und sechs Katholiken[12] |
1910 | 413 | am 1. Dezember, Dorf[13] |
1925 | 317 | darunter 280 Evangelische und 37 Katholiken[6] |
1933 | 321 | [14] |
1939 | 267 | [14] |
Kirche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kirchspiel bis 1945
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die vor 1945 hier lebenden Dorfbewohner gehörten mehrheitlich der evangelischen Konfession an. Die evangelischen Einwohner von Kniewenbruch gehörten zum evangelischen Kirchspiel in Gnewin.
Das katholische Kirchspiel war in Wierschutzin.
Polnisches Kirchspiel seit 1945
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die seit 1945 und Vertreibung der einheimischen Dorfbewohner anwesende polnische Einwohnerschaft ist überwiegend katholisch.
Hier lebende evangelische Polen sind dem weit entfernten Pfarramt der Kreuzkirchengemeinde in Stolp in der Diözese Pommern-Großpolen der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen zugeordnet, deren nächstgelegene Predigtstätte in Lębork (Lauenburg in Pommern) ist.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kniewenbruch, Dorf, Kreis Neustadt Westpr., Regierungsbezirk Danzig, Westpreußen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Kniewenbruch (meyersgaz.org)
- Hans Prutz: Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreussen, Danzig 1872, S. 195–196 (Google Books).
- Franz Schultz: Geschichte der Kreise Neustadt und Putzig. Danzig 1907, S. 459–463 (pbc.gda.pl).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Amtsbezirk Rieben (Territorial.de)
- Die Gemeinde Kniewenbruch im ehemaligen Kreis Lauenburg in Pommern ( vom 22. August 2018 im Internet Archive) (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011)
Fußnoten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Hans Prutz: Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreussen, Danzig 1872, S. 195–196 (Google Books).
- ↑ a b Franz Schultz: Geschichte der Kreise Neustadt und Putzig. Danzig 1907, S. 459–463 (pbc.gda.pl).
- ↑ Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preußen. Teil I, Königsberg/Leipzig 1785, Volständige Topographie vom West-Preußischen Cammer-Departement, S. 95 (Google Books).
- ↑ Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Danzig, Jahrgang 1865, Extra-Amtsblatt vom 7. Januar 1865, S. 27 (Google Books)
- ↑ Amtsbezirk Rieben (Territorial.de)
- ↑ a b Die Gemeinde Kniewenbruch im ehemaligen Kreis Lauenburg in Pommern ( vom 22. August 2018 im Internet Archive) (Gunthard Stübs und Pommersche Forschungsgemeinschaft, 2011)
- ↑ Klockhausʼ Kaufmännisches Handels- und Gewerbe-Adressbuch des Deutschen Reichs, Band 1 A, Berlin 1935, S. 1048 (Google Books).
- ↑ Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preußischen Staats, Band 2: G–Ko, Halle 1821, S. 359, Ziffer 3163 (Google Books).
- ↑ Danziger Regierungs-Departement, Verzeichniß der in den einzelnen Kreisen befindlichen Ortschaften, veröffentlicht ca. 1820 (enthält statistische Angaben von 1818), S. 166–167, Ziffer 121 (Google Books).
- ↑ Kraatz (Hrsg.): Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Decker, Berlin 1856, S. 299 (Google Books).
- ↑ Preußisches Finanzministerium: Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Danzig. Danzig 1867, Abschnitt 7. Kreis Neustadt in Westpreußen, S. 10–17, Ziffer 77 (Google Books).
- ↑ a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt, Berlin 1874. Abschnitt VIII. Kreis Neustadt in Westpreußen, S. 390–392, Ziffer 46 (Google Books).
- ↑ Landkreis Neustadt (Westpreußen) (Gemeindeverzeichnis.de)
- ↑ a b Michael Rademacher: Lauenburg_p. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
Koordinaten: 54° 39′ 53,6″ N, 18° 7′ 13,1″ O