Knut (Vorname)

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Knut ist ein nordgermanischer männlicher Vorname.

Er geht auf den altnordischen Namen Knútr zurück, der wohl so viel wie „Knoten“ bedeutet. Das Nominativsuffix -r schwand nach 1100 im Altostnordischen (also im Altschwedischen und Altdänischen) sowie im Altnorwegischen, erhielt sich aber im Isländischen: hier wird der Name heute Knútur geschrieben, allerdings wird er in Island deutlich seltener vergeben als in Dänemark (wo er heute mit lenisiertem Auslaut gesprochen und folglich zumeist Knud geschrieben wird), Norwegen und Schweden (wo wiederum Knut die vorherrschende Schreibung ist). Schon seit dem Mittelalter ist Knut als Taufname auch in Norddeutschland, also im niederdeutschen Sprachraum, anzutreffen. Er wurde als Nuutti auch ins Finnische entlehnt.[1]

Herleitung aus dem Altnordischen

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Herkunft und Bedeutung des Namens sind nicht zweifelsfrei geklärt; skandinavische Autoren gehen aber von jeher davon aus, dass er originär altnordisch ist und dem Substantiv knútr entspricht, das „Knoten“ bedeutet.[2][3] Ursprünglich stellte er wohl einen Beinamen dar.[4] Eine dahingehende Erklärungssage findet sich schon in der im Flateyjarbók überlieferten Version der Jómsvíkinga saga, der zufolge der (historisch nicht fassbare) Dänenkönig Gorm, genannt „der Kinderlose“, ein im Wald ausgesetztes Findelkind an Sohnes statt annahm und auf den Namen Knútr taufte, da der Kopf des Knaben mit einem über seiner Stirn zusammengeknoteten kostbaren Tuch umwickelt war – oder aber, da die Stelle, an der er aufgefunden wurde, mit einem ins Geäst geknüpften Knoten markiert war; der Textbefund ist hier unklar.[5] Die Historizität dieser Episode ist mehr als zweifelhaft, doch könnte die darin versuchte Herleitung des Namens nach dem Urteil Erik Henrik Linds „in der Hauptsache“ wohl richtig sein.[6]

Silbermünze mit dem Konterfei Knuts des Großen und der Inschrift CNUT REX ANGLORU[M] („Knut, König der Engländer“), geprägt in England, ca. um das Jahr 1020.

Tatsächlich ist der Name Knút(r) aufs engste mit dem dänischen Königshaus Jelling verknüpft: Der von Gorm „dem Kinderlosen“ adoptierte Knut ist der Saga zufolge seinerseits der leibliche Vater von Gorm „dem Alten“, also dem ersten historisch halbwegs sicher verbürgten Herrscher über Dänemark. Er wäre somit der eigentliche Stammvater der Jellinger[7] und wird daher in manchen Stammtafeln als Knut I. oder „Hardeknud“, altnordisch Harðaknút(r), selbst als erster König der Dänen geführt (Verwechslungsgefahr besteht hier mit dem ebenfalls Hardeknud genannten und in der Stammtafel als Knut III. (* 1018/1019; † 1042) geführten König von Dänemark). Die Herrschaft Knuts I. wird, so sie nicht vollkommen ins Reich der Legende verwiesen wird, auf das erste Drittel des 10. Jahrhunderts datiert. Für Aufsehen sorgte 2011 der Hortfund von Silverdale im nordenglischen Lancashire. In diesem Schatz, der wohl um das Jahr 900 vergraben wurde, fand sich neben zweihundert weiteren Fundstücken eine Münze mit der Aufschrift AIRDECONUT, die als Name eines bislang nicht bekannten Wikingerkönigs gedeutet und von einigen Forschern plausibel mit dem legendären „Hardeknud“ identifiziert wird.[8]

Der bedeutendste Regent aus dem Haus Jelling Knut II. (* ca. 995; † 1035) ist der erste zweifelsfrei historisch verbürgte dänische König dieses Namens; er herrschte ab 1016 über Dänemark und fast ganz England und wird in der Geschichtsschreibung ob seiner Machtfülle gemeinhin als „Knut der Große“ bezeichnet. Im englischen Sprachraum ist er als King Canute bekannt (der epenthetische Vokal /a/ wurde wohl zuerst von normannischen, also französischsprachigen Kopisten eingefügt, denen die Konsonantenfolge /kn/ seltsam oder unaussprechlich vorkam).[9] Die Nachfolger Knuts werden in der Geschichtsschreibung auch als „Knýtlingar“ (in etwa „Knuts Sippe“) bezeichnet, so schon in der mittelalterlichen Königschronik Ævi Danakonunga (verfasst um 1260 in Island), die daher auch als Knýtlinga saga bekannt ist.

Diese auf das 11. Jahrhundert datierte Inschrift auf dem Runenstein von Yttergärde (U 344) berichtet: „Ulf hat in England drei Mal Geld eingenommen. Zuerst zahlte Toste. Dann zahlte Torkel. Dann zahlte Knut“.

Für die Annahme, dass es sich bei Knútr um einen erst in altnordischer Zeit in Dänemark geprägten Namen handelt und nicht etwa um einen aus dem urnordischen oder gar dem gemeingermanischen Namensschatz übernommenen, spricht auch der runologische Befund, denn Knútr findet sich nur in Runeninschriften im jüngeren Futhark, nicht aber im älteren Futhark, das bis etwa 700 in Gebrauch war, und zwar hauptsächlich auf Runensteinen in Dänemark, aber vergleichsweise selten in Schweden; zumindest einige Runologen glauben daher, dass alle auf schwedischen Runensteinen verbürgten Namensträger nach – also im Angedenken an – dem Dänenkönig benannt wurden und die Steine daher frühestens auf das 11. Jahrhundert zu datieren sind.[10]

Vom Mittelalter bis zum Ende des 20. Jahrhunderts zählte Knud/Knut besonders in Dänemark und Norwegen, aber auch in Schweden, zu den häufigsten Taufnamen; erst seit etwa 1975 hat seine Beliebtheit merklich abgenommen. Im Jahr 2006 gab es in Norwegen 28.209 Träger des Namens (was knapp 1 % aller Männer entspricht), in Dänemark 21.179 (0,8 %) und in Schweden 17.517 (0,3 %).

Herleitung aus dem Althochdeutschen

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In deutschen Nachschlagewerken findet sich hingegen häufiger die Behauptung, der dänische Name sei nicht nordischen, sondern letztlich althochdeutschen Ursprungs.[11] Demnach stelle er eine Entlehnung des althochdeutschen Vornamens Chnuz dar, der erstmals gegen 772 und mehrfach im 8. Jahrhundert bezeugt ist, und der seinerseits entweder ebenfalls als „Knoten“ gedeutet wird (dies hält etwa das Deutsche Wörterbuch für wahrscheinlich[12]) oder aber zu mittelhochdeutsch knŭz „entschlossen, keck, kühn“ gestellt wird (so Ernst Förstemann in seinem Altdeutschen Namenbuch von 1900[13]).

Umstritten ist in diesem Zusammenhang die Interpretation eines Belegs für den Namen Knut (in just dieser Schreibung) in einer im Jahr 824 in Oosterbeek bei Arnhem ausgestellten, auf Lateinisch verfassten Schenkungsurkunde. Johannes Steenstrup, der 1878 als erster auf diesen Fund aufmerksam machte, deutete diesen Namen nicht nur als eindeutig dänisch, sondern als Beweis dafür, dass sich im frühen 9. Jahrhundert Dänen auch in den Niederlanden ansiedelten.[14] Gustav Storm hielt ihm indes entgegen, dass dieser überraschend frühe Beleg doch eher die Hypothese vom westgermanisch-kontinentalen Ursprung des Namens stütze: Sehr wohl könne auch ein Franke oder Friese Knut geheißen haben.[15] Letztlich ist nicht auszuschließen, dass es sich bei altnordisch Knútr und althochdeutsch Chnuz um zwar gleichbedeutende, aber spontan, mithin unabhängig voneinander entstandene Namensprägungen handelt.[16]

Einige Knutgubbar, 1922 fotografiert im Bohuslän.

Der „Knutstag“, der Gedenktag des Heiligen Knud Lavard, ist ursprünglich der 7. Januar, in Schweden (und somit auch in Finnland) wurde er aber gegen 1700 auf den 13. Januar verlegt. Er markiert traditionell das Ende der zwanzigtägigen Weihnachtszeit und wird daher tjugondag Knut genannt; der Volksmund weiß: Knut kör julen ut, „Knut treibt die Weihnacht aus“.[17] Er verbindet sich mit einigen Bräuchen: Zum einen wird an diesem Tag traditionell der Weihnachtsschmuck abgehängt, zum anderen legt man seinen Nachbarn an diesem Tag eine Strohpuppe in Gestalt eines bärtigen alten Mannes vor die Haustür, einen so genannten Knutgubbe.

In Dänemark können auf den Namen Knut Getaufte gleich an zwei Tagen im Jahr Namenstag feiern: Zum einen am Knutstag, der hier nach wie vor auf den 7. Januar fällt, zum anderen am 10. Juli, dem Gedenktag des Heiligen Knut (IV.) von Dänemark.

  • Knut I., König von Dänemark (um 934)
  • Knut II. der Große, König von England (1016–1035), Dänemark (1019–1035) und Norwegen (1028–1035)
  • Knut III. der Harte, auch Hardiknut genannt, König von Dänemark (1035–1042) und England (1035–1037, 1040–1042)
  • Knut IV. der Heilige, König von Dänemark (1080–1086)
  • Knud Lavard, Herzog von Schleswig
  • Knut I., auch Knut Eriksson genannt, König von Schweden (1167–1196)
  • Knut II., König von Schweden (1229–1234)
  • Lord Knud (Knud Kuntze; 1944–2020), deutscher Musiker und Radiomoderator
  • Knut (2006–2011), weltweit bekannter Eisbär im Zoologischen Garten Berlin
  • Cnut. In: Erik Björkman: Nordische Personennamen in England in alt- und frühmittel-englischer Zeit. Max Niemeyer, Halle an der Saale 1910, S. 82–83. (Digitalisat von archive.org).
  • Knútr. In: Erik Henrik Lind: Norsk-isländska dopnamn ock fingerade namn från medeltiden. Uppsala / Leipzig 1905–1915, Sp. 697–699. (Digitalisat der Universitätsbibliothek Göteborg).
  • Knútr. In: Erik Henrik Lind: Norsk-isländska dopnamn ock fingerade namn från medeltiden: Supplementband. Oslo / Uppsala / Kopenhagen 1931, Sp. 563–566. (Digitalisat der Universitätsbibliothek Göteborg).
  • Knútr. In: Lena Peterson: Nordiskt runnamnslexikon. 5., revidierte Ausgabe. Institutet för språk och folkminnen, Uppsala 2007, S. 150–151. (Digitalisat)
  • Kristian Hald: Personnavne i Danmark. 2 Bände. Dansk Historisk Faellesforening, Kopenhagen 1971. (Digitalisat von Band 1 auf den Seiten der Slægtsforskernes Bibliotek).
  • Thijs Porck, Jodie Mann: How Cnut became Canute (and how Harthacnut became Airdeconut). In: NOWELE: North-Western European Language Evolution. Band 67, 2014, S. 237–243.

Einzelnachweise

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  1. Mistä tulee etunimi Nuutti?, auf der Website des nationalen Sprachrats Kotimaisten kielten keskus (KOTUS), eingesehen am 9. Februar 2021.
  2. Kristian Hald: Personnavne i Danmark. Band I: Oldtiden. Dansk Historisk Faellesforening, Kopenhagen 1971, S. 66–67.
  3. Bengt af Klintberg: Namnen i almanackan. Norstedts ordbok, Stockholm 2004, Eintrag Knut. S. 32–34.
  4. Cnut. In: Erik Björkman: Nordische Personennamen in England in alt- und frühmittel-englischer Zeit. Max Niemeyer, Halle an der Saale 1910, S. 82–83 (Digitalisat von archive.org).
  5. „Son Audulfs var Gormr er enn var skattkonungr a Jotlande hann var kalladr Gorms hinn barnnlause. hann var rikr konungr ok vinsæll vid sina menn. hann hafdi þa leingi firir landinu radit er þetta var tidinda. tuæir menn eru nefnndir þeir er voru j hird konungsins het annarr Hallvardr en annarr Hauardr. Arnnfinnr het jarll er þa var j Saxlande ok riki hellt af Karllamagnusi konungi. þeir uoru godir vinir ok Gormr konungr. hofdu verit fyrr j vikingu badir samt. jallinn atti systur frida. ok sua berr til at hann lagde a hana þydu meire en skyllde. sidan gek hon med barne en þat var þo miog leynt. Hann sende hana j burt med trunadarmonnum ok bat þa æigi fyrr vid skiliazst en þeir uisse huat af yrde barnnenu. sua gera þeir. koma fram þar sem konungrinn Gormr red firir nema stad vid skog þann er Myrkvidr hæitir ok letu barnnit koma vndir vidar rætr. en þeir fordudu ser j skoginn ok duolduzst þar. Þess er vid getit at þat berr samen þetta sama haust at Gormr konungr for a skog ok hird hans oll j allgodu uedri ok foru at dyrum alldine ok fuglum allan þann dag ok skemtu ser sua. en vm kuelldit þa ferr konungr hæim ok oll hirdin nema þeir tueir brædr Hallvardr ok Hauardr þeir duolduzst eftir a skoginum ok gengu sidan uida vm merkr at skemta ser. en firir myrkurs sakir þa fatu þæir æigi heim ok sneru þa leid sinne til siofar ok þottuzst vita at þeir mundu feta heim ef þeir fylgde siofarstraundu þuiat borg konungsins var skamt fra sio er mỏrkin gek fram allt at sio. Ok þa er þeir gengu vm siouar sanda ok at melum nokkurum þa heyra þeir barnns grat ok gengu þagat ok uissu æigi hui sæta mundi. þeir fundu þar sueinbarnn. þat var lagt vndir uidar rætr ok knyttr knutr mykill j enninu a silkidregli er þat hafde vm hofudit. þar var j ỏrtugar gull. barnnit var uafit j guduefiar pelle. þeir taka upp barnit ok hafa hæim med ser ok koma sua hæim er konungr sat yfir drykkiubordum ok hirdin ok saka sig vm þat er þeir hofdu æigi gad at fylgia konungi heim. en konungr kuazst æigi firir þetta mundu ræidr uera. ok nu sogdu þeir konunginum huat georzst hafde j forum þeirra. en hann beiddizst at sia suæininn ok let ser færa ok læitzst uel a sueininn ok mællti. sueinn sia mun vera storra manna ok betri fundinn en æigi. ok let sidan vatnne ausa ok nafnn gefa ok kallade Knut.“
    Zitiert nach der Ausgabe des Flateyjarbók von Gudbrand Vigfusson und Carl Richard Unger, Oxford und Christiania, 1860–1868.
  6. Erik Henrik Lind: Norsk-isländska dopnamn ock fingerade namn från medeltiden. Uppsala / Leipzig 1905–1915, s. v. Knútr (Sp. 697–699, hier Sp. 699)
  7. So bezeichnet ihn z. B. Elias Wessén in: Nordiska namnstudier. A. B. Lundqvist, Uppsala 1927, S. 90.
  8. Thijs Porck, Jodie Mann: How Cnut became Canute (and how Harthacnut became Airdeconut). In: NOWELE: North-Western European Language Evolution. Band 67, 2014, S. 237–243.
  9. Thijs Porck, Jodie Mann: How Cnut became Canute (and how Harthacnut became Airdeconut). In: NOWELE: North-Western European Language Evolution. Band 67, 2014, S. 237–243.
  10. Henrik Williams: Name borrowing among the Vikings. In: Andreas Mortensen, Símun V. Arge (Hrsg.): Viking and Norse in the North Atlantic: Select Papers from the Proceedings of the Fourteenth Viking Congress, Tórshavn, 2001. Føroya Fróðskaparfelag, Tórshavn 2005, S. 340–344.
  11. So z. B. Rosa Kohlheim, Volker Kohlheim: Duden, Das große Vornamenlexikon. 3. Auflage. Dudenverlag, Mannheim u. a. 2007, s. v. Knut. ebenso Walter Burkart: Neues Lexikon der Vornamen. Lübbe, Bergisch Gladbach 1993, ISBN 3-404-60343-5, S. 252f. (Lizenzausgabe), s. v. Knut. S. 243.
  12. Eintrag knoten, knote, m. nodus. In: Deutsches Wörterbuch. Band 11, Sp. 1499–1509: „wahrscheinlich gehört aber auch der ahd. name 'Chnuz' (Förstem. 1, 309) hierher; er erscheint auch als Knut, md. 14. jh. (z. b. cod. dipl. Sax. II, 1, 365. 367. 369. 421), noch heute md. häufig Knaut, jenes also Knût und Chnûʒ; ebenso nord. Knut (Canutus), das zu knûtr stimmt. zu Chnûʒ aber stimmt das mhd. adj. knûʒ […] dafür passt aber als bed. besser als 'keck', was ein anklingendes ostfries. adj. an die hand gibt: knötel grob, stolz, widerspenstig […] eig. wol wie knorrig (s. d.), einem knorrigen stamme gleichend […]“.
  13. CHNUZ. In: Ernst Förstemann: Altdeutsches Namenbuch. erster Band: Personennamen. zweite, völlig umgearbeitete Auflage. Hanstein, Bonn 1900, Sp. 366.
  14. Johannes C. H. R. Steenstrup: Normannerne. Band 2: Vikingetogene mod Vest i det 9de Aarhundrede. Rudolph Klein, Kopenhagen 1878, S. 29f.
  15. Gustav Storm: Vikingetogenes tidligste udgangspunkter. In: Historisk tidsskrift. 2. Reihe, Band II, Christiania 1880, S. 282f.
  16. So z. B. Kristian Hald: Personnavne i Danmark. Band I: Oldtiden. Dansk Historisk Faellesforening, Kopenhagen 1971, S. 67.
  17. knut, sbst.³ im Svenska Akademiens ordbok.